Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
rasen. »Ich ... seid Ihr denn ... ich meine ...«
»Ich kann es einrichten«, flüsterte sie. »Und es soll auf keinem anderen Wege geschehen. Ein Kind ist ein menschliches Wesen, und eine Zeugung sollte mehr sein als das Vermischen von Ei- und Samenzellen in einem Reagenzglas. Ihr werdet diesem Kind das Leben schenken – aber vielleicht werdet Ihr es niemals zu sehen bekommen. Das Leben unseres Kindes soll in einem Akt der Liebe beginnen ... damit ich später unserem Sohn oder unserer Tochter wahrheitsgemäß davon erzählen kann. Seid mir ein Ehemann ...« Sie beugte sich über ihn, und der weiche Stoff ihres Gewandes schmiegte sich eng an ihren straffen Körper. Als sie ihn berührte, bekam er prompt eine Erektion. »Nur diese eine Nacht ...«
Er begriff, daß sie recht hatte, und das Verlangen durchströmte ihn wie eine mächtige Woge. »Ja«, flüsterte er. Sein Mund fand ihre weichen, feuchten Lippen, und er labte sich an ihren Küssen wie ein Ertrinkender. Er streichelte ihren Körper, fühlte ihre weiblichen Rundungen, und als er sie umarmte, preßten sich ihre Brüste gegen ihn. Dann begann er ihr Kleid zu öffnen.
Er entblößte ihre Schultern, ihren Rücken und ihre herrlich geformten Brüste. Unterdessen knöpfte sie mit geschickten Fingern seinen Rock auf, öffnete sein Hemd und streifte seine Hose herunter. Ihre intimen Liebkosungen steigerten sein Begehren, bis er glaubte, von innen heraus zu verbrennen. Stöhnend gab er sich ihren Zärtlichkeiten hin. Bis zum äußersten gereizt, drückte er sie in die Kissen und drang in sie ein; wie ein Verzweifelter stieß er zu, und in seinem erlösenden Aufschrei ging ihr schwacher Protestruf unter.
Benommen, beschämt und mit wild pochendem Herzen, lag er auf ihr, bis er die Kraft fand, sich von ihr zu lösen, so daß ihre Körper sich nicht einmal mehr berührten. »Bei den Göttern ...«, murmelte er, »o Götter! ... Es tut mir leid, aber es ist so lange her, seit ich...«
Sie zog ihn wieder zu sich herunter, streichelte sein Haar und hauchte ihm einen Kuß auf die Lippen. »Shht! Ich weiß – ich hätte es mir denken können ...«
»Habe ich Euch weh getan?« flüsterte er, und ihm fielen seine Brüder ein. Vor Scham schloß er die Augen. »Ach, Dhara, was werdet Ihr jetzt von mir halten ...«
»Schon gut. – Es ist ... Shht!« Sie nahm ihn in die Arme massierte seinen Rücken und drückte ihn fest an sich. »Wir haben die ganze Nacht lang Zeit.«
Er atmete ihren Duft ein, fühlte ihre seidenweiche Haut. Dann hob er den Kopf und küßte sie mit einer Hingabe, als wolle er sie nie wieder loslassen. Mit seinen Lippen, seinen Händen und seinem Körper bereitete er ihr die Wonnen, die sie empfinden sollte; er liebte sie so lange, bis ihr Stöhnen und die Art, wie sie sich an ihn klammerte, ihm verrieten, daß auch sie ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Er hielt sie umschlungen, bis sie sich beruhigte, und ihr Atem sich seinem eigenen Rhythmus anpaßte. Dann gingen ihre erfahrenen, geschickten Hände wieder zu Werk, liebkosten ihn und erregten ihn mit einer Liebeskunst, die ihm völlig neu war. Seine Reaktion spornte ihre eigene Sinnlichkeit nur noch mehr an. Doch dieses Mal hatten sie keine Eile; sie kosteten das Vergnügen genüßlich aus, bis sie dem Gipfelpunkt entgegenstrebten, in warme Traumtäler zurücksanken und zum Schluß einschliefen.
Als die Sonne aufging, schien das Licht des neuen Tages auf zwei schlummernde Gestalten, Mann und Frau, die so eng aneinandergeschmiegt dalagen, als seien sie zu einer Einheit verschmolzen; doch jeder war in seinen eigenen Träumen gefangen und erlebte seine eigene Illusion von Frieden.
TIAMAT
Karbunkel
M ond Dawntreader saß im Kreis der versammelten Sibyllen, Unternehmer und Grundbesitzer; ihre Miene war ausdruckslos, die starre Maske der Königin. Seit achtzehn Jahren traf sie sich buchstäblich jeden Tag mit Leuten wie diesen und ließ die Kakophonie der Stimmen über sich ergehen. Früher hatten die meisten Stimmen begeistert und unternehmungslustig geklungen, es wurde um Bagatellen gestritten, aber immer obsiegten die Hoffnung und der Wunsch nach Fortschritt.
Doch seit Mond angefangen hatte, sich intensiv der Erforschung der Mers zu widmen, und dadurch das Streben nach Fortschritt vernachlässigte, wurde lauter und erbitterter diskutiert. Weil sie nicht jedem die volle Wahrheit sagen konnte, hielten viele Ratsmitglieder sie für ein bißchen verrückt – und manchmal, bei Anlässen wie diesem,
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