Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
»Du weißt ja wohl, wer hier die wahren Götter sind.«
Der Name kam ihm bekannt vor, aber Kedalion konnte sich nicht entsinnen, wo er ihn gehört hatte.
Während er Reede anstarrte, versuchte er sich diesen tätowierten Irren bei der Arbeit in einem sterilen Laboratorium vorzustellen, wie er friedlich geheime Informationen sammelte und in einem Holofeld illegale Chemikalien modellierte. »Nein ...« sagte er und schüttelte den Kopf. »Das ist doch Blödsinn. Wer bist du wirklich?«
Reede zog die Augenbrauen hoch. »Was spielt das für eine Rolle?« fragte er leise.
Hauptsache, er hat diesen Einfluß.
Kedalion schaute Ananke an, der immer noch ohnmächtig dalag und trank noch einen weiteren Schluck aus der silbernen Flasche.
Plötzlich schlug Ananke die Augen auf und gab einen entsetzten Schrei von sich, der in ein erleichtertes Stöhnen überging, als er merkte, wo und bei wem er war. Kedalion flößte ihm etwas von dem Wasser des Lebens ein, beobachtete seine verzückte Miene und grinste. Ananke stemmte sich vom Boden hoch, bis er aufrecht saß.
Kedalion wandte sich wieder Reede zu, als ihm jäh ein Gedanke kam. »Soll das heißen, daß du deinen Einfluß schon im Club hättest geltend machen können? Dann war die ganze Aufregung also umsonst ...? Wir hätten nicht wegzulaufen und einen Tempel zu schänden brauchen? Ganz zu schweigen davon, daß der Junge vor Angst fast gestorben wäre ...«
Und ich auch,
setzte er in Gedanken hinzu.
Rede zuckte die Achseln. »Vielleicht war das alles wirklich nicht nötig – wer weiß? Es ging alles so schnell, und Mißgeschicke passieren nun mal, wie man hier zu sagen pflegt.« Sein verwegenes Grinsen kehrte zurück. »Außerdem hat es so mehr Spaß gemacht.«
»Dir vielleicht, mir nicht«, brummte Kedalion und stellte sich steifbeinig wieder auf die Füße.
»Laßt uns gehen«, schlug Reede vor und sah zu, wie Kedalion Ananke beim Aufstehen half.
Kedalion zögerte, er war unsicher geworden. »Danke, aber wir haben andere Pläne.«
»Andere Pläne? Aber jetzt arbeitet ihr für mich. Reede verschränkte die Arme vor der Brust, und sein Grinsen wurde breiter.
Kedalion schaute ihn verdutzt an und fing an zu lachen, als ihm einfiel, was Reede der Polizei gesagt hatte. Es sollte ein Scherz sein. »Ich kündige«, entgegnete und erwiderte das Grinsen.
Reede schüttelte den Kopf. »Zu spät. Du hast meinen Likör getrunken, und ich habe dir das Leben gerettet. Jetzt bist du mein Mann, Kedalion Niburu.«
Kedalion starrte Reede an und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Ihm wurde flau in der Magengrube, als er merkte, daß Reede es ernst meinte. »Brauchst du denn einen Kurier?« fragte er mit dünner Stimme. »Aber ich weigere mich, mit dir zusammenzuarbeiten, ehe ich nicht weiß, womit du dich beschäftigst«, setzte er mutiger hinzu, als er sich fühlte.
»Gerade hab ich es dir gesagt.« Reede hob eine Hand. »Du kannst Erkundigungen über mich einziehen, von mir aus sofort. Er zuckte die Achseln und wartete auf Kedalions Antwort.
Es durchzuckte Kedalion wie ein elektrischer Strom, als er plötzlich begriff, daß er nichts nachzuprüfen brauchte. Alles, was Reede ihm gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. »Von Drogen halte ich nicht viel...«, sagte er, während er Reede in die Augen sah.
Reede blickte auf die silberne Flasche, die Kedalion umklammerte, und ein Lächeln huschte um seine Mundwinkel. »Alles ist relativ, nicht wahr?« Kedalion wurde rot. »Aber was ich herstelle, und wohin diese Produkte gehen, ist unwichtig. Ich bin auf der Suche nach einem Fährmann, ich brauche eine Mannschaft.«
»Und wie kommst du ausgerechnet auf uns?« fragte Kedalion. »Du kennst mich nicht ... Ich kenne ja nicht mal
ihn.«
Er zeigte auf Ananke.
»Wir sind Landsleute – ich stamme von Samathe, so wie du. Vielleicht bin ich sentimental. Und ich kenne deinen Ruf, ich habe mich über dich informiert. Man kann dir vertrauen, du bist nicht dumm, und du lieferst deine Fracht ab.«
»Was ist mit deinem letzten Fährmann passiert?« »Er hat mich verlassen.« Reede deutete ein Lächeln an. »Es wurde ihm zu langweilig.«
Unwillkürlich mußte Kedalion lachen. »Und was war das heute abend? Wolltest du mich auf die Probe stellen, ob ich für diesen Job tauge?«
Reede grinste und verzichtete auf eine Antwort. »Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Und ich mag deine Art. Was verlangst du für einen Transport?«
»Es kommt darauf an ...« Kedalion nannte
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