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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Gewissensbisse, als ihm einfiel, daß seine eigene Familie droben im Palast auf ihn wartete. Er war viel zu lange im College geblieben, länger noch als sonst, weil er sich in seine Studien vertieft hatte. Mittlerweile würden Tammis und Ariele sicher schon schlafen. Er stellte den Pokal mit dem Wein auf den Tisch zurück. »Ich kann doch nicht bleiben.«
    »Funke!« Gerade als er aufstehen wollte, rief eine Frau seinen Namen und hielt ihn am Arm fest. »Liebling, du kannst uns doch nicht jetzt schon verlassen. Man sieht dich ja überhaupt nicht mehr.« Shelachie Fairisle spielte mit den Bändern an seinem Hemd und knüpfte es an der Brust ein Stück auf. Er streifte ihre juwelengeschmückte Hand ab wie ein lästiges Insekt.
    Sie zog die Hand zurück. »Machst du dich etwa rar?« fragte sie und runzelte die Stirn. Dabei fiel ihm auf, wie sehr ihr Gesicht gealtert war.
    »Du weißt, daß ich für solche Sachen nicht mehr zu haben bin«, erwiderte er und versuchte, sich seinen Ärger nicht anmerken zulassen. Ihm war eingefallen, daß Shelachie Fairisle über Eisenerzvorkommen verfügte, die man bald benötigen würde. Es wäre unklug gewesen, sie ohne triftigen Grund zu verprellen.
    »Natürlich, mein Süßer, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Als
sie
noch mitmachte, hatten wir alle so viel Spaß miteinander ... und ich verstehe gar nicht, wieso sie dich auf einmal nicht mehr mit uns teilen will.« Sie sah Kirard Set an und spreizte kokett die Finger. »Hast du eine Ahnung, was los ist, Kiri? Er schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen, um sich ein Lachen zu verbeißen. »Seit dem Wechsel ist sie nicht mehr dieselbe.« Sie kicherte beschwipst, als ihr der Doppelsinn der Worte aufging, und sie sich fragte, ob sie mit ihren trunkenen Phantastereien nicht zufällig auf die Wahrheit gestoßen war. »Oder ist sie wirklich eine andere, Schatz?«
    »Du sagst es doch!« versetzte Funke gereizt, der langsam die Geduld verlor. »Sie ist meine Gemahlin; und jetzt gehe ich heim zu meiner Frau und zu meinen Kindern.« Er wandte sich von ihr ab und ging zur Tür.
    »Zu
wessen
Kindern, mein Guter?« schleuderte sie ihm hinterher. Die Worte durchfuhren ihn wie ein Dolch.
    Er schwenkte herum und sah Danaquil Lus und CIavallys entsetzte Gesichter. Kirard Set war aufgestanden und zischte Shelachie zu: »Doch nicht
jetzt,
bei den Göttern!«
    »Von wem sind die Kinder eigentlich?« schrie sie, eine absurde Gestalt in der Kleidertracht einer vergangenen Zeit und einer vergangenen Welt. »Wer hat sie geschwängert? Die Kinder ähneln dir überhaupt nicht. Und wieso hat sie ihnen keine rituellen Namen gegeben, wenn sie sie in der Nacht der Masken empfangen hat? Sogar die Sommerleute sagen ...«
    Er wartete nicht ab, um zu hören, was sein eigenes Volk sagte.
Sein eigenes Volk ...
Während er die fast menschenleere Straße entlangschritt, faßte er unter sein Hemd und befingerte das Medaillon der Hegemonie, das er am Hals trug. Seine Mutter hatte es von einem Fremden geschenkt bekommen, der in der Festnacht ihr Geliebter war, und der ihn gezeugt hatte ... Sein Vater war ein Außenweltler, und er hatte sich bei den Sommerleuten, diesem abergläubischen, technikfeindlichen Volk nie zu Hause gefühlt. Als Mond sich von ihm getrennt hatte, um eine Sibylle zu werden, war er davongelaufen nach Karbunkel. Er hatte geglaubt, bei den Winterleuten und den Außenweltlern seine wahre Heimat zu finden ... und er hatte Arienrhod getroffen ...
    Trotz allem war Mond doch noch die seine geworden, und ihre Kinder waren ein Beweis dafür ...
Wieso hat sie ihnen dann diese Namen gegeben? Sie müßten besondere Namen tragen, die einen Bezug zum Fest haben –
Monds Mutter und seine eigene waren zu dem rauschenden Fest gekommen, als die Schiffe der Hegemonie Tiamat einen ihrer periodischen Besuche abstatteten; immer, wenn die Flotte landete, verwandelte sich Karbunkel in einen Ort, an dem es keine Tabus mehr gab, und eine phantastische Nacht lang durfte sich ein jeder hemmungslos austoben. Kinder, die bei diesem Fest gezeugt wurden, galten als vom Glück begünstigt, und man gab ihnen besondere, symbolische Namen, um ihren einzigartigen Status zu kennzeichnen. Er und Mond hatten Namen erhalten, die sie gleich als Kinder der Liebe charakterisierten; das gleiche galt für Fate Ravenglass.
    Jetzt, wo er erwachsen war, verwünschte er manchmal seinen rituellen Namen, der ihn mitunter belastete, und es war ihm peinlich, ihn auszusprechen. Trotzdem hatte er ihn

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