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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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lange bist du schon hier? Hat man auch gut für dich gesorgt?« plapperte sie drauflos.
    »Doch, doch«, beteuerte Gran. »Eine gute Frau vom Sommervolk, eine Sibylle ...«
    »Clavally ...
    »Ja, sie war sehr freundlich zu mir und brachte mir die Kinder. Und dann diese – wie nennt ihr sie – Gehilfen?«
    »Du meinst die Dienstboten«, erwiderte Mond und senkte den Blick.
    Die Großmutter zog die Augenbrauen hoch. »Na ja, dafür, daß sie vom Wintervolk abstammen, waren sie eigentlich sehr hilfsbereit. Gibt es in diesem Palast eigentlich nur Winterleute? Wieso bist du von diesen Menschen umgeben, und nicht von deinem eigenen Volk?«
    »Die Winter sind nicht anders als die Sommer, Gran«, antwortete sie mit leiser Ungeduld. »Sie sind Menschen wie wir. Es gibt gute und schlechte, so wie bei uns. Manche sind sogar Sibyllen.«
    »Das sagte mir schon Clavally«, erklärte Gran kopfschüttelnd. »Ihr eigener Gemahl ist ein Sibyl, obwohl er dem Wintervolk angehört. Das muß ich erst mit eigenen Augen sehen, ehe ich es glauben kann.« Sie faltete ihre knotigen Hände im Schoß.
    »Ja, Gran.« Mond lächelte resigniert und sah zu, wie ihre Kinder versuchten, der Großmutter auf den Schoß zu klettern. Dabei schubsten sie sich und machten sich gegenseitig den Platz streitig. Das erinnerte sie an ihre eigene und an Funkes Kindheit. »Gran ... wie geht es Mama? Wo ist sie? Wieso ist sie nicht mit dir hierhergekommen?« Sie zwang sich dazu, diese Fragen zu stellen, obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete. Sie hatte gehofft, ihre Familie würde glauben, sie und Funke seien tot; dann brauchten sie nie zu erfahren, um welchen Preis sie dieses neue Leben führten. Aber wenn sie in dunklen Nächten wachlag, hatte sie das Gefühl, ihre Mutter wüßte über alles Bescheid.
    »Mond«, sagte Gran leise und wandte den Blick von den beiden kindlichen Gesichtern ab, die sich an ihre Brust schmiegten. »Ich weiß nicht, wie ich es dir schonend beibringen soll ...«
    »Mama ist über alles im Bilde, nicht wahr. Deshalb wollte sie nicht mitkommen, nicht mal, um meine Kinder zu sehen ...« Ihre Stimme klang merkwürdig verändert, und erstaunt blickten Tammis und Ariele sie an.
    »Mond«, fiel Gran ihr ins Wort. Ein schmerzlicher Ausdruck trat in ihre Augen. »Deine Mutter ist tot.«
    »Was?« hauchte Mond. Sie merkte, wie ihre Knie nachgaben. »Was ...? Nein. Wie ist es passiert? Wann ...« Sie ließ sich langsam auf den nächsten Stuhl sinken.
    »Es war ein Unfall, ein Sturz ... vor ungefähr drei Jahren. Beim Ausladen des Fangs rutschte sie am Kai aus und schlug mit dem Kopf auf. Zuerst dachten wir, sie würde wieder gesund, doch beim Abendessen fühlte sie sich auf einmal schläfrig. Das war ein schlechtes Zeichen, und man versuchte, sie wachzuhalten. Aber es war umsonst.« Grans Augen wurden feucht, und sie drückte die Kinder an sich, die sie aus großen Augen verständnislos anstarrten. »Nun hat die Meeresmutter meine beiden Kinder wieder zu sich genommen.«
    »Sie hatte eine Gehirnerschütterung?« fragte Mond mit scharfer Stimme. »Nichts weiter? Sie hätte gerettet werden können ...«
    »Es war der Wille der Herrin«, sagte Gran.
    »Nein, das war es nicht!« widersprach Mond heftig. Kummer und Enttäuschung machten sie aggressiv. »Wenn uns die Technologie der Außenweltler zur Verfügung stünde, hätten deine beiden Kinder nicht zu sterben brauchen. Dann wäre es nicht passiert, daß Funkes Mutter bei seiner Geburt starb.«
    »Sei still, Mond!« Gran furchte die Stirn. »Was redest du da?« Ihre Stimme bebte. »Es stimmt also ...« Auf ihrem Gesicht machte sich ein bekümmerter Ausdruck breit. »Du befolgst nicht mehr den Willen der Herrin. Aber du bist die Sommerkönigin, Mond – die Göttin selbst hat dich auserwählt. Noch ist es nicht zu spät für dich, wieder ihre Stimme zu hören.«
    »Das verstehst du nicht.« Mond schüttelte frustriert den Kopf und ballte die Fäuste im Schoß. »Wer hat dir das gesagt, Gran? Wer brachte dich überhaupt hierher? Wie konntest du die weite Reise von Neith hierher unternehmen, wenn meine Mutter dich nicht ...?«
    »Ich brachte sie zum Palast«, sagte hinter ihr eine ruhige Stimme.
    Mond drehte sich um und sprang auf, als sie Capella Goodventure im Türrahmen stehen sah. Das graue Haar hatte sie wie zu einer Krone geflochten, und ihr Gesicht war eine Maske aus Haß und Schadenfreude.
    »Ich schickte meine Leute zu den Inseln, wo sie jemanden aus deinem Clan suchen sollten, der dich

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