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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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nie wiedersehen ... nie ...
Sie blinzelte und spürte, wie ihr die Tränen die Wangen hinunterrannen. »Ich brauche dich!« Ihre geborgte Stimme schrie die Worte hinaus, und sie wußte nicht, ob sie selbst sprach oder die Fremde, deren Körper sie übernommen hatte.
    »Mond!« schrie er und umklammerte ihre Schultern, während ihr Geist sich zurückzog. Sein Kuß erstickte die letzten Worte, die über ihre Lippen kamen:
»Keine weitere Analyse ...«
Die schwarze Woge begrub sie unter sich, und eine Strömung trug sie durch die Raumzeit zurück.
    Ich brauche dich ...
Sie konnte die Hände wieder bewegen. Blindlings tastete sie ins Leere, als sie zu fallen begann ... Dann spürte sie, wie Arme sie umfingen, sie festhielten und ihren Sturz bremsten.
    »Mond?«
    Blinzelnd öffnete sie die Augen. Benommen hörte sie, wie eine vertraute Männerstimme ihren Namen rief. Ihr Blick klärte sich, und sie versuchte zu sprechen. »Funke.« Seegrüne Augen blickten sie an, sie schaute in ein von flammendroten Haaren umrahmtes Gesicht, das sie seit jeher kannte und liebte ...
Göttin, habe ich etwa nur geträumt?
    Noch immer spürte sie die Lippen eines anderen Mannes auf ihrem Mund. Sie gab einen hilflosen kleinen Laut von sich, als ihr Gatte sie an sich drückte.
    »Ich brauche dich auch«, raunte er ihr ins Ohr und küßte ihr Haar. »Ich habe mit Gran gesprochen, Mond. Es tut mir ja so leid.«
    Sie verkrampfte sich und hätte sich beinahe aus seinen Armen befreit. Doch dann schmiegte sie sich an ihn, sie fühlte seine harten Muskeln und seinen jungen, starken Körper. Ihre Lippen suchten seinen Mund, und sie küßte ihn mit einer lang entbehrten Leidenschaft. Eine Begierde, die sie längst erkaltet glaubte, ergriff wieder von ihr Besitz.
    Nun war es Funke, der überrascht zurückprallte. Sie zog ihn wieder an sich, faßte unter sein Hemd und preßte ihren Körper gegen seinen. Mit Küssen hinderte sie ihn daran, Fragen zu stellen. Er seufzte und ließ sich von ihren Zärtlichkeiten erregen, bis sich auch sein Verlangen steigerte. Dann liebkoste er sie mit einer Gier, wie sie sie lange nicht mehr erlebt hatten.
    Zusammen sanken sie auf die dicken, weißen Felle, die den Boden bedeckten. Während er sie entkleidete und dabei mit seinen Händen ihren Körper erforschte, fühlte sie sich, als läge sie auf einer weichen Wolke. Sie zog ihn zu sich herunter, und er drang in sie ein. Während sie sich rhythmisch bewegten und die Wonnen auskosteten, schloß sie die Augen und dachte an das große Fest zurück, als sie zum erstenmal in Funkes Armen gelegen hatte.
    Doch sie erinnerte sich auch an eine andere Liebesnacht, die sie mit einem leidenschaftlichen, zärtlichen Fremden verbracht hatte ...
     

ONDINEE
Tuo Ne'el
    R eede Kullvervo seufzte und trat von einem Fuß auf den anderen, während er durch die hohen, schmalen Fensterschlitze spähte. Die Aussicht erheiterte ihn nicht. Von diesem Turmzimmer in der Festung Humbaba sah man kilometerweit nichts als ein hügeliges, von schmalen Tälern zerfurchtes Gelände, das von einem undurchdringlichen Dornenwald bedeckt war. Die Vegetation bestand nur aus Lanzenbüschen, Höllennadeln und Feuerdorn, und alle Pflanzen trugen ihren Namen zu Recht. Durch ihre aschgraue und braune Färbung wirkten sie wie abgestorben. Die Einheimischen nannten dieses Gebiet Tuo Ne'el – das Land der Toten.
    Doch der Dornenwald war sehr lebendig. Wenn er brannte, entwickelte sich ein wahres Höllenfeuer. Die Blätter und die Rinde der Pflanzen waren mit leicht entzündlichen Ölen durchtränkt, die beim Brennen eine enorme Hitze abstrahlten. Ein Dornenwald brannte so lange, bis nur noch eine glasige Asche übrigblieb. Reede Kullervo verglich sein eigenes Leben mit dem Lebenszyklus eines Dornenwalds; nur, wenn er ausbrannte, wäre seine genetische Linie ausgestorben.
    Er summte ein Lied, dessen Text er Wort für Wort kannte, jedoch nicht verstand. In seinen Ohren klang die Melodie sonderbar fremd und beunruhigend, obwohl er wußte, daß jede Note richtig war. Er summte es nur wenn er sich unglücklich fühlte.
    In der Ferne sah er die anderen Festungen, deren Türme und Zinnen sich wie trotzige Finger aus dem Dornendschungel emporreckten. Er kannte die Namen sämtlicher Drogenbosse, die auf diesen Festungen herrschten, und die wie Feudalherren ihre Arbeiter, Forscher und Handlanger knechteten. Die Festungen ließen sich nur auf dem Luftweg problemlos erreichen. In diesem Geschäft bot der Dornendschungel einen

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