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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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und wieso sie offenbar mühelos sein Sicherheitssystem außer Kraft setzen konnten.
    Aber warum, im Namen seiner Vorfahren, sollte die Polizei ihm das antun? Vielleicht waren es doch Terroristen, vielleicht wollten sie ihn –
O Götter, das ist ja Wahnsinn, wieso muß ausgerechnet mir das passieren? – Nein. Nein! –
Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden des Gleiters, was das Atmen erschwerte. Hinzu kam der Schock durch den Stunner. In Gedanken konzentrierte er sich auf eine Adhani-Meditation, um sich zu beruhigen. Und er wartete.
    Nach kurzem Flug landeten sie wieder. Sie mußten sich noch auf dem Gebiet von Foursgate befinden. Er wollte Mut aus dieser Tatsache schöpfen, doch es gelang ihm nicht. Der Gleiter setzte sanft auf einer ebenen Fläche auf, und man hievte ihn brutal heraus. Sie trugen ihn in ein Gebäude, und dort ging es zuerst eine Treppe hinunter ... dann durch einen langen, hallenden Korridor. Mit einem Lift fuhren sie in die Tiefe. Waren sie auf einem Dach gelandet, oder begaben sie sich in unterirdische Gebäudeteile? Er wußte es nicht.
    Endlich blieb der Aufzug stehen. Man warf ihn auf eine harte Fläche. Seine Hände und Füße, die sich bleischwer anfühlten, wurden festgeschnallt, und dann spritzte man ihm ein Mittel in den Hals, das die Muskellähmung aufhob. Er schöpfte tief Atem, als er merkte, daß die Kraft in seinen Körper zurückkehrte. Dann entfernte jemand den Energieschild von seinem Gesicht, und endlich konnte er wieder sehen und hören.
    Er hob den Kopf, den einzigen Körperteil, den er frei bewegen konnte, ließ ihn jedoch gleich wieder sinken. Fast hätte er gelacht.
Ich habe einen Alptraum, das passiert gar nicht wirklich ...
Was er sah, war zu absurd. Er lag in einem grellweißen Lichtkegel, umringt von einem Dutzend Gestalten in schwarzen Roben mit Sternenmuster; die Gesichter waren hinter holographischen Masken verborgen, konturlose Schatten, gekrönt vom Flammenkranz der Schwarzen Pforte.
Es ist ein Traum, ein Hirngespinst, eine posttraumatische Erscheinung, ein Streßsymptom ... Ich will aufwachen, aufwachen!
    Aber er wachte nicht auf. Die Gestalten verflüchtigten sich nicht, schemenhaft lauerten sie am Rand des Lichtkegels, der seinen hilflosen, halbnackten Körper in gleißende Helligkeit tauchte. Er sah, wie eine Gestalt näher kam und sich über ihn beugte. Er konnte nicht anders, er mußte den Kopf zur Seite drehen und die Augen schließen. Schweiß tröpfelte von seiner Schläfe ins Ohr und verursachte einen unerträglichen Juckreiz. Seine Hand verkrampfte sich in der Fesselung.
    Die Figur in dem Sternengewand berührte wie in einer tröstenden Geste seine Hand. Die behandschuhten Finger umschlossen die seinen, und gaben ihm ein verstecktes Zeichen, das so diskret wie unverwechselbar war. Er erstarrte, als er es erkannte, und erwiderte es mit neu erwachender Hoffnung.
    Doch dann wandte sich die konturlose Maske mit der Flammenkorona wieder von ihm ab, und plötzlich hielt der Fremde einen Lichtstift in der Hand. Die Spitze aus gebündeltem Licht stach in seinen Hals, die Stelle mit dem eintätowierten Kleeblatt markierend. Die Hitze ließ ihn zusammenzucken, verbrannte ihn jedoch nicht. Eine elektronisch verzerrte Stimme fragte ihn: »Bist du ein Sibyl?« Die Stimme war so unkenntlich gemacht, daß er nicht einmal feststellen konnte, ob sie von einem Mann oder einer Frau stammte.
    »Ja«, flüsterte er heiser und mit abgewandtem Blick. »Ja, ich bin ein Sibyl – mein Blut ist mit dem Virus infiziert.« Er hoffte, das würde sie vielleicht davon abhalten, ihn bis aufs Blut zu quälen.
    Die Gestalt stieß ein häßliches Lachen aus. »Sehr rücksichtsvoll von dir, uns zu warnen. Aber der Lichtstift kauterisiert hervorragend.« Der Lichtpunkt tanzte über Gundhalinus Hals. »Was weißt du über Survey?«
    »Eingabe!«
murmelte er, die Frage als Fluchtweg benutzend.
    »Stop!«
befahl die Stimme, und er wurde in die Realzeit zurückgeholt, ehe sein Geist den langen Sturz in das Sibyllennetz antreten konnte. »Du sollst selbst antworten. Bist du ein Mitglied von Survey?«
    »Ja«, antwortete er, während er Muhe hatte, sich neu zu orientieren. Er rief sich in Erinnerung, auf welche Weise der Fremde seine Hand berührt hatte.
Das weißt du doch. Warum hin ich hier?
Kannst du mir helfen? Doch er wagte es nicht, auch nur eine der Fragen laut auszusprechen. Wenn niemand etwas sagte, herrschte absolute Stille. Nur sein eigenes Atmen konnte er hören.
    »Was weißt du

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