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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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schluckte seine Verärgerung hinunter und versuchte, sich auf die Situation zu konzentrieren. »Welches Ziel verfolgt die Survey-Organisation denn, wenn ich mit meiner Ansicht unrecht habe?«
    Es dauerte eine Weile, bis der Maskierte antwortete: »Manche Dinge kann man nicht einfach sagen, man muß sie demonstrieren ...« In einer beinahe segnenden Geste berührte er Gundhalinus Stirn. Aber er hielt etwas in der Hand, das einer Krone glich; die Krone um-schloß Gundhalinus Kopf, als sei sie lebendig. Aus der Hand des Maskierten schossen Lichtstrahlen hervor, von einer so blendenden Helligkeit, daß Gundhalinu plötzlich nichts mehr sah. Schweigend und blind lag er da und wartete ab. Er machte gar nicht den Versuch, sich zu sträuben, denn er wußte, daß es nutzlos gewesen wäre. Er lauschte seinen eigenen Atemzügen, bis es ihm vorkam, als begänne die Dunkelheit rings um ihn her zu pulsieren und zu seufzen. Er verlor jede Orientierung, bis er nicht einmal mehr seinen Körper spürte. Die Muskeln erschlafften, und plötzlich war ihm zumute, als stürze er hinab in ein dunkles Loch; dann sah er das tote Herz des Universums, die Schwarze Pforte, die sich langsam öffnete ...
    Aus der Ferne drangen Geräusche an seine Ohren ... eine Musik, die an das zarte Klirren von Kristallen erinnerte, so leise, daß sie kaum wahrzunehmen war. So muß es sich anhören, wenn das Universum singt, ging es ihm durch den Kopf, so würden die Sterne klingen, wenn sie Stimmen hätten.
    Während er lauschte, merkte er, daß er diese Melodie schon immer gekannt hatte, es war das Lied der Moleküle, der Gesang der DNS in seinen Genen. Ein Gefühl für die Ewigkeit breitete sich in ihm aus, er spürte, daß sein Leben mit Tausenden von Generationen vor ihm verknüpft war, in einer geraden Linie, die in das Herz des Alten Imperiums zurückführte.
    Allmählich begannen Sterne zu funkeln, als hätte er sie kraft seiner Gedanken, wie ein Gott, ins Leben gerufen. Ihm unbekannte Sternkonstellationen erhellten das Firmament. Die Nacht auf einem anderen Planeten umgab ihn, leise atmend, flüsternd, sich ruhelos im Schlaf wälzend.
    »Sieh dir die Sterne an, Ilmarinen«, sagte plötzlich jemand neben ihm. »Diese Farben ... solche Sterne habe ich noch nirgendwo gesehen. Das ist phantastisch... Wie machst du das nur?«
    (Wo hin ich?)
Er unterdrückte ein Lachen; selbst nach so vielen Jahren
(so vielen Jahren ... ?)
war er sich immer noch nicht sicher, ob Vanamoinen scherzte oder im Ernst sprach. Aber das war typisch für Vanamoinen, er war wirklich einmalig, auch wenn er einem dadurch auf die Nerven ging ... Er schätzte, daß Vanamoinen jetzt schon seit mindestens drei Stunden an seinem Platz saß und die Sterne beobachtete, und das waren die ersten Worte, die er von sich gab.
(Vanamoinen? Wer bist du?)
»Ich wünschte, ich wäre für dieses Schauspiel verantwortlich«, erwiderte er, (aber war er denn nicht Gundhalinu? Wieso war er auf einmal Ilmarinen, der sich lächelnd mit einer anderen Person unterhielt?) »Doch es ist nichts weiter als ein Schleier aus interstellarem Staub.«
    Der Himmel bot tatsächlich einen herrlichen Anblick, das mußte er zugeben. Worte reichten nicht aus, um dieses wunderbare Spektakel zu beschreiben. Es erinnerte ihn an – (Ja, an
was?
Ilmarinen wußte Bescheid. Dieser Fremde, der jetzt mit seinen Augen schaute, dessen Kehle sich vor Angst zuschnürte, und dessen Leben ein Chaos war, lag irgendwo auf Foursgate angeschnallt auf einem Gurtbett ...)
    »Also nur ein Staubschleier«, murmelte Vanamoinen, wobei nicht erkennbar war, ob er es ironisch meinte. »Haben sie sich verspätet?« fragte er unvermittelt, als hätten sie nicht schon eine Ewigkeit dagesessen und gewartet.
    »Ja«, sagte Ilmarinen. (Gundhalinu spürte seine innere Anspannung. Gewohnheitsmäßig legte er den Arm um Vanamoinens Schultern. Er konnte kaum die Gestalt des Mannes erkennen, der mit gekreuzten Beinen neben ihm auf dem sandigen Erdreich des Hügels hockte. Doch nun wußte er, wer er war, er hatte Vanamoinen schon immer gekannt. Gundhalinu ließ sich von der Vision einfangen und verschmolz mit dem Bild. Staunend merkte er, wie die unterschiedlichsten Gefühle in ihm aufwallten – Hunger, Sehnsucht, Hingabe.) Vanamoinens Hand legte sich auf die seine.
Nach so vielen Jahren ...,
dachte er, innerlich aufgewühlt. Sie waren schon sehr lange zusammen, als sie sich trafen, hatte ihr Leben gerade erst begonnen. Sie entdeckten, was sie geistig und

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