Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
euch ausgezeichnete Vorwände, um weite Reisen zu unternehmen. Was wir jetzt brauchen, sind menschliche Computer-Ports, durch die wir mit dem Netz in Verbindung treten können. Für euch wäre es kein Problem, Kontakte herzustellen, ihr könntet sie auf fremden Welten ausfindig machen, so wie wir euch gefunden haben.«
»Ilmarinen, wir beide kennen uns schon sehr lange. Du weißt, daß ich dir mein Leben anvertrauen würde, sonst wäre ich nicht gekommen«, sagte sie langsam. »Aber sind wir die ersten, von denen du das verlangst?«
Wieder nickte er. »Ja. Aber die letzten werdet ihr nicht sein.« Er sah, wie sie den Behälter anstarrte, und er verstand ihre Bedenken. »Keine Angst, wir haben alles unter Kontrolle«, versuchte er, ihre Befürchtungen zu zerstreuen. Sie mußte ihm einfach glauben. »Bei der Programmierung ist kein Fehler unterlaufen. Das Technovirus, das euch sensibilisieren soll, wurde von einem der wenigen Menschen geschaffen, der wirklich etwas davon versteht.«
Immer noch blickte sie den Behälter skeptisch an. »Wer garantiert uns ...?«
»Ihr seid nicht die ersten, die mit diesem Virus infiziert werden.« Mit einer abrupten Bewegung zog er das Medaillon vor das er nun Tag und Nacht unter seiner Bekleidung trug. Es war ein stilisiertes Kleeblatt an einer Kette, das gleiche Symbol, das in den Behälter eingeprägt war, und das sein persönliches Engagement für eine neue Zukunft bewies. Schweigend holte Vanamoinen das gleiche Medaillon hervor. Vanamoinen hatte sich als erster dem Selbstversuch mit diesem Technovirus unterzogen, danach erst Ilmarinen.
Zögernd reichte Mede ihm die Hand.
»Als er sie ergriff, fingen die Sterne an zu kreisen und erloschen.
Sich um die eigene Achse drehend, trieb er dahin – im Vorbeidriften konnte er einen Spiralnebel erkennen.
Er konnte sich bewegen.
Versuchsweise hob er einen Arm und bewegte ein Bein und geriet ins Trudeln, wie wenn er sich im Zustand der Schwerelosigkeit befände. (Null Ge) Als er hinunterschaute, merkte er, daß er mitten in der Luft hing, in der Pilotenkanzel an Bord des ... interstellaren Transportschiffs
Starcrosser.
Direkt unter ihm, durch die transparente Beobachtungswand gut zu sehen, befand sich ein Planet mit dem Namen T'rast. Die
Starcrosser
brachte eine Gruppe von Kriegsflüchtlingen hierher, damit sie als Kolonisten auf dieser Welt ein neues Leben beginnen konnten. Er und seine Crew sollten dafür sorgen, daß sie mit allem Notwendigen für den Aufbau ausgestattet wurden. Sie hatten bereits die Oberfläche des Planeten kartographiert, eine Liste möglicher Gefahrenquellen und vermuteter Ressourcen aufgestellt, und biogenetisch adaptierte Keime ausgesät.
Er sah, daß er die braun-grüne Uniform des Survey trug.
(Natürlich,
dachte Gundhalinu,
welche sonst; aber wessen Körper?)
Auf dem abgewetzten Uniformtuch glühten matt die Datenabzeichen. Es war seine Pflicht, dem Pangalaktischen Reich und seinen Völkern zu dienen, obwohl es längst im Zerfall begriffen war. Ihm selbst fiel es immer schwerer, neuen Proviant und neue Ausrüstung zu beschaffen. Doch dem Chaos trotzend, verrichtete er seinen Dienst, denn das war das einzige, was er gelernt hatte, das einzige, was er konnte.
Er betrachtete die Sterne. Seit Jahre wußte er, daß diese Reisen einmal ein Ende finden würden; ihm konnten die Vorräte ausgehen, das Glück konnte ihn verlassen, auf der
Starcrosser
konnte ein Chaos ausbrechen, ein lebenswichtiges System konnte ausfallen, Piraten konnten sie kapern. Die Mannschaft war erschöpft, ausgebrannt, verängstigt. Er wußte, daß das im Sinne der anderen war; sie wollten, daß diese Reise die letzte sein würde, um sich mit den Flüchtlingen hier niederzulassen ...
Er schaltete die Simulatoren ein, und dann stand er auf der Oberfläche des Planeten T'rast, knöcheltief im warmen, azurblauen Wasser. Die Felsen hinter ihm am Strand waren von der Sonne gebleicht und von den Gezeiten glattgeschliffen, bis sie gutmütigen, fremdartigen Lebewesen glichen, die friedlich im Sand ruhten. In der Ferne erhob sich eine Bergkette, deren Gipfel trotz des herrschenden Sommers schneebedeckt waren. Es war schön hier, an diesem Ort konnte er glücklich sein.
Dann berührte er den Kristall an seinem Ohr, und auf seinen gedanklichen Befehl hin veränderte der Simulator die Umgebung. Jetzt weilte er in seinen Erinnerungen – tief im Herzen eines Canyons. Rote Felswände ragten so hoch empor, daß er den Himmel nicht mehr sehen konnte; nur
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