Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
wie er es versprochen hatte. Und das Bewußtsein, daß seine Tüchtigkeit erkannt und geschätzt wurde, vermehrte nur seinen Fleiß. Nachdem er seine anfängliche Angst überwunden hatte, Reede könnte sie eines Tages aus einer Laune heraus umbringen, hatte er sich besser in ihr neues Leben eingefügt, als Kedalion es je fertigbringen würde. Anankes Furcht vor Reede war in eine Art verzückter Heldenverehrung umgeschlagen, was vermutlich noch viel gefährlicher war. Zum Glück schien seine naive Faszination den launischen Reede eher zu amüsieren als zu ärgern. Der Junge war auf Ondinee zu Hause, und unter Reedes Protektion schien sich seine Abneigung gegen diese Welt ein wenig zu legen.
    Kedalions Lächeln erlosch, und er stieß einen Seufze aus, während er wehmütig über die falsche Sorglosigkeit der Jugend nachdachte. Dann bemerkte er, daß sich am Tor etwas bewegte, und er stellte sich gerade hin.
    Reede trat auf die Straße und schmetterte das Tor hinter sich zu. Er pflügte durch die Menge auf dem Platz, als ob sie gar nicht existierte. Freiwillig wichen die Leute vor ihm aus. Kedalion sah die roten Flecken auf seiner Bekleidung und den zufriedenen Blick in den Augen. Er spürte, wie seine Miene versteinerte, schaute zur Seite und rief: »Ananke!«
    Ananke drehte sich um, gleichzeitig mehrere Früchte auffangend, die aus der Luft herniederfielen. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht; gehorsam entfernte er sich aus dem Kreis der protestierenden Kinder und warf ihnen die Früchte zu, während er zum Hovercraft ging.
    Reede war vor ihm bei dem Fahrzeug und nickte Kedalion mit einem Grunzen zu, was bedeutete, daß er mit sich zufrieden war. Er lehnte sich gegen die Tür des Hovercraft und ließ die Fingerknöchel knacken.
    »Fühlst du dich jetzt besser?« fragte Kedalion, seine Frage augenblicklich bereuend; er klang wie ein Mann, der ein Kind tadelt.
    Reede sah ihn an und hob eine Augenbraue. »Und wie!« entgegnete er. »Hast du was dagegen?
    Kedalion zog eine Grimasse. »Besser er als ich, will mir scheinen.
    Reede lachte. »Verdammt recht hast du! Schmoll nicht, Niburu. Morgen kann Ozal schon wieder auf allen vieren herumkriechen. Und er wird nie wieder mit meinen Produkten herumpfuschen. Er zuckte die Achseln, lockerte die Muskeln in seinen Schultern und zupfte an seinem Ohr.
    »Ananke!« brüllte Kedalion noch einmal; er brauchte einen Vorwand, um wegzuschauen und die Stimme zu heben. Zu seinem Verdruß bemerkte er, daß Ananke sich auf einen Streit mit einer Gruppe von Bengeln eingelassen hatte, die, angeregt durch seine Jongliererei, ein Tier von der Größe einer Katze hin und her warfen. Kedalion erkannte die schrillen Schreie eines verzweifelten Quolls; er hörte, wie Anankes Stimme das allgemeine Gelächter übertönte, als er versuchte, das Tier aufzufangen, das die Rabauken wie einen Ball immer wieder durch die Luft warfen. Dabei bewegten sie sich quer über den Platz und lockten Ananke vom Hovercraft fort.
    Reede sah sich mit einem Ruck um, als das Tier vor Angst oder Schmerzen laut aufkreischte. Regungslos stand er da und beobachtete das Treiben, während er etwas vor sich hinmurmelte.
    »Ananke!« rief Kedalion erneut. Sein Magen zog sich vor Abscheu zusammen, wobei er nicht wußte, was ihn mehr aufbrachte, die widerliche Szene auf dem Markt oder Reedes Reaktion. »Du Dreckskerl!« knurrte er und warf Reede noch einen Blick zu, während er selbst auf den Platz lief – gerade als einer der Bengel schrie: »Fang
das,
Jongleur!« und den wimmernden Quoll in hohem Bogen durch die Luft warf. Ananke rannte los und sprang erfolglos in die Höhe, um dann gegen den niedrigen Wall einer Zisterne zu prallen. Um ein Haar wäre er hineingepurzelt, als der Quoll über seinen Kopf segelte und in den tiefen Schacht fiel.
    Kedalion blieb stehen, als er sah, wie der Quoll in die Zisterne stürzte. Ananke beugte sich über die Mauer und glotzte in den Tank hinein wie ein erstaunter Wasserspeier.
    Jemand drängte sich an Kedalion vorbei und rempelte ihn dabei an. Er sah Reede, der quer über den Platz zur Zisterne rannte. Reede sprang auf die Mauer, blickte einen Moment lang in die Tiefe und sprang.
    »Edhu!«
keuchte Kedalion, dann flitzte er los. Als er Ananke erreichte, hing der immer noch über dem Rand der Zisterne und stierte nach unten.
    Kedalion spähte angestrengt in den Brunnenschacht, und konnte in der schattigen Tiefe gerade noch das Wasser glänzen sehen. Er blinzelte sich das Sonnenlicht aus

Weitere Kostenlose Bücher