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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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dahockte und finster vor sich hin-brütete. Ohne den Quoll sah er irgendwie nackt aus; und nach der Art zu schließen, wie er sich benahm, schien er sich auch nackt zu fühlen. Jedesmal, wenn Kedalion ihn anschaute, erinnerte die Abwesenheit des Quolls ihn daran, in welcher Mission sie unterwegs waren; eine innere Stimme schrie ihm zu, sie müßten verrückt sein und würden alle sterben; vielleicht war es auch nur sein gesunder Menschenverstand, der ihm diese Warnungen zubrüllte. Seufzend gab er die Codes zum Landeanflug ein; als. das Antwortsignal zurückgellte, wußte er, daß ihrer aller Schicksal besiegelt war.
    Die Zitadelle lockte sie hinein in den wartend aufgerissenen Schlund; weiter ging es durch den Rachen zur vorgegebenen Eindock-Bucht. Nachdem das Schiff gelandet war, kletterten sie heraus und wurden von einer Horde bewaffneter Männer empfangen.
    »Wir hatten nur mit zwei Leuten gerechnet«, sagte der Anführer, der Samir genannt wurde, während er das Stunnergewehr in Kedalions Augenhöhe hielt.
    Kedalion brach der Schweiß aus, als er die auswendiggelernte Rede abspulte, die er seit ihrem Abflug von Tiamat in Gedanken vielleicht tausendmal geprobt hatte. »TerFauw wollte, daß wir diesen Mann mitnehmen, weil er wichtige Informationen für Kullervo hat. Er wurde gründlich überprüft. Zeig ihm deine Hand«, forderte er Funke auf und stieß ihn nach vorn.
    Dawntreader hielt die offene Handfläche in die Höhe. Unterwegs hatte er mittels eines Intensivierungsgeräts Trade gelernt und das Sprechen mit Kedalion und Ananke geübt. Nun präsentierte er das Auge, das er sich selbst ins Fleisch gebrannt hatte; es sah genauso aus wie die Markierung der Quelle, zumindest hoffte Kedalion, daß keiner den Schwindel merkte.
    Samir starrte auf das Brandmal und zog die Stirn kraus. »Davon hat mich keiner unterrichtet«, stellte er kurz und bündig fest.
    »Wie denn auch?« konterte Kedalion gereizt; seine Angst verlieh seinen Worten Schärfe. »Jetzt weißt du ja Bescheid. Kullervo muß unbedingt mit diesem Mann sprechen. Er ist ein einheimischer Experte, was die Mers betrifft, und wenn Kullervo ihn nicht sehen darf, dann wird hier jemand gargekocht, das kannst du mir glauben.«
    Samir musterte die Narbe. Dann starrte er Kedalion lange und durchdringend an. Schließlich zuckte er die Achseln und nickte. »Na schön«, sagte er und gab ihnen einen Wink, sie sollten ihm folgen.
    Durch ein Gewirr aus Tunneln gelangten sie in das Zentrum der Zitadellenanlage, wo ein bereitstehendes Vehikel sie zu Reede bringen sollte. Kedalion stemmte die Hände in die Taschen und suchte nach seinem Huskball; er verabscheute es, Passagier und nicht Pilot zu sein, besonders jetzt, wo er sich so hilflos fühlte. Der Huskball war nur noch ein rauher Knubbel in einem Nest aus lockeren Fellresten; durch jahrelanges nervöses Herumspielen war er ganz abgeschabt. Er hätte gern gewußt, wo er einen neuen bekommen konnte, obwohl es nie mehr dasselbe Gefühl sein würde, wenn er ihn befingerte; ständig hätte er den Eindruck, er trüge einen Fremdkörper mit sich herum. »Da wären wir«, sagte er überflüssigerweise, als sie den Punkt erreichten, an dem sie das Vehikel abholen sollte.
    »Das hast du großartig gemacht, Kedalion«, sagte Ananke unvermittelt und schielte über die Schulter. »Wie du diesen Typ ... bei den Göttern, ich dachte, ich würde kotzen, als Samir dir das Gewehr vor die Nase hielt. Reede hätte ihn nicht besser abkanzeln können.«
    »Dabei hatte ich mir Gundhalinu zum Vorbild genommen, wie er sich damals auf Nummer Vier aufgeführt hat«, erwiderte Kedalion schmunzelnd. »Alle Götter, war das raffiniert.«
    Funke starrte ihn an, als hätte er versehentlich einen Nerv getroffen.
    »Tut mir leid«, brummte Kedalion, als er begriff, was in Funke vorgehen mußte. »Ich dachte übrigens auch daran, wie ich früher daheim mit den anderen Jugendlichen von den Klippen gesprungen bin. Wenn man mit seinem Gleitschirm nicht die Balance hielt, stürzte man in den Tod. Man wußte, daß man sich keinen Fehler erlauben durfte, deshalb machte man keine.« Sein Lächeln erlosch. »Daran werde ich mich auch in Zukunft halten.«
    »Recht hast du«, bekräftigte Ananke, als sie sich auf eine Metallbank setzten und die Ankunft des Transporters abwarteten; an seinem Lederfußling zupfend blickte er interessiert in die Runde. Dawntreader lehnte sich schweigend zurück und starrte stur geradeaus.
    »Reede?«
     
    Reede richtete sich auf,

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