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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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du haben?«
    »Betteln sollst du! Du ließest mich um Mundilfoeres Leben betteln, du stinkender, sadistischer Bastard ... jetzt flehe um deine eigene elende Existenz.«
    »Stop den Vorgang!«
    »Was?«
    »Du sollst den Prozeß aufhalten, beim Unaussprechlichen Namen! Ich gebe dir alles, was du verlangst, du Irrer, alles, aber sag mir, daß es aufhört!«
    Reede fing an zu lachen. »Das geht nicht. Ich kann nichts mehr daran ändern.«
    Er hörte einen erstickten Laut. »Du hirntote Marionette! Du bist total übergeschnappt!« Etwas griff über; die Barriere nach ihm, doch er wich unbehelligt zurück.; »Du bringst dich selbst um!« knurrte die Quelle. »Keiner, wird überleben, du verdammter Idiot.«
    »So hatte ich es geplant«, erwiderte Reede leise Langsam zog er sich zurück. »Deine Feinde sind schon im Anmarsch, Jaakola. Versuch zu fliehen! Versteck dich! – Aber für dich gibt es keine Rettung mehr.« Er drehte sich um und schritt auf die Tür zu, deren Konturen er jetzt erkennen konnte.
    »Kullervo!« Die zerstörte Stimme kreischte Obszönitäten. Im Zimmer wurde es heller, ein graues Licht verbreitete sich, wie Nebel, durch den die Sonne bricht. Reede sah glatte Wände, und ganz deutlich die Tür, die mit jedem Schritt näherrückte. Wenn er sich jetzt umblickte, würde er ihn sehen – den Alptraum, der hinter ihm in ohnmächtiger Wut brüllte. Aber er starrte stur geradeaus.
    Als er die Tür erreichte, warf er sich mit aller Kraft dagegen. Unter dem Aufprall gab sie nach, und er landete bäuchlings in dem taghell beleuchteten Raum dahinter.
    Jaakola schrie den Wachposten etwas zu; er gab ihnen den Befehl, Reede festzuhalten. Reede rappelte sich
    hoch und schlug den Wachmann nieder. Dann schnappte er sich dessen Stunnergewehr; aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie der andere Wächter seine Waffe hob, und er wußte, daß er verloren war.
    Eine Wand aus weißem Feuer verschluckte den blauen Himmel, und die meterdicke Fensterscheibe aus Keramik, vor der der Schütze stand, flog mit einem ohrenbetäubenden Knall nach innen. Reede riß die Arme hoch und hielt sie sich schützend über den Kopf, während ein Hurrikan transparente Schrapnellgeschosse durch das Zimmer wirbelte. Er wurde gegen die hintere Wand geschleudert, neben der der Wachmann lag, den er bewußtlos geschlagen hatte; der Kerl war am ganzen Körper von den Splittern verletzt. Während die Fragmente der Keramikscheibe immer noch herniederprasselten, kam es
Reede
vor, als habe sich der Fluß der Zeit unendlich verlangsamt.
Jetzt schon ...
Die Verteidigungsmechanismen der Zitadelle versagten bereits, und jeder schien es zu wissen.
Bei den Göttern – es ging viel zu schnell.
    Taumelnd, blutend, mit tauben Ohren, kam er wieder auf die Füße. Die Augen des am Boden liegenden Mannes waren weit aufgerissen und stierten ins Leere; im Schädel steckte ein Splitter aus Ceralloy. Vom anderen Posten war nichts zu sehen; nur an der Wand klebten rote Spritzer wie Graffiti. In der Ferne wummerten weitere Explosionen; Reede spürte die Druckwellen durch seinen Körper vibrieren, und die gesamte Festung bebte. In dem Raum, den er gerade verlassen hatte, war es jetzt still; kein Schreien, kein Brüllen war zu hören. Als er durch die Tür spähte, war das Zimmer wieder dunkel.
    Entgeistert starrte er auf die Bresche, die in der Wand klaffte, und durch die der strahlendblaue Himmel zu sehen war; aus dem Dornendschungel drunten kräuselten Rauchsäulen, die ölgetränkte Vegetation hatte Feuer gefangen. Qualm brannte in seinen Augen und reizte seine Schleimhäute, als er sich nach dem Stunnergewehr bückte. Dann torkelte er zum Lift. Mit der Faust schlug er auf die Sensorplatte; vor Verblüffung gab er ein kurzes Lachen von sich, als die Tür aufglitt und ihn einließ; der Lift hatte wartend bereitgestanden.
    Er gab das Override-Kommando ein, damit der Lift erst an seinem Zielpunkt anhielt. Abgekämpft sackte er gegen die Wand und rutschte auf den Boden hinunter. Der Lift trug ihn durch die zahlreichen Stockwerke abwärts, mal in langsam-zähem Tempo, dann wieder fast im freien Fall. Er starrte ein blutiges, dümmliches Spiegelbild an, das ihm von der polierten Metallfläche entgegengaffte und fragte sich, ob Niburu und die anderen noch auf ihn warteten oder bereits getürmt waren.
    Wenn sie klug waren, hatten sie sich längst aus dem Staub gemacht, um sich zu retten. Falls sie doch noch ausharrten, schalt er sie in Gedanken Narren; waren sie jedoch ohne ihn

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