Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
einen guten Menschen, der es wirklich nicht verdient, ins Unglück gestürzt. Gundhalinu ist fort, weil Sie und ich über eine gewisse Macht verfügen, die uns eine höhere Instanz verleiht; und wir beide benutzen diese Macht, um die Ziele zu erreichen, an die wir glauben. Ob wir Erfolg haben oder nicht, hängt nicht immer von uns ab. Doch uns bleibt es überlassen, wie wir diese Macht anwenden. Als ich eine Sibylle wurde, brachte man mir bei, es sei meine Pflicht, all denen zu dienen, die meiner Kräfte bedürfen, und ich müsse darauf verzichten, meine Stärke für persönliche Zwecke einzusetzen. – Ich bin nichts weiter als eine Vermittlerin, Kommandant, deshalb kann ich Ihren Wünschen auch nicht nachkommen. Ich bin ein Gefäß. Und Sie sind ein hohles Faß.« Mit einer anmutigen, fließenden Bewegung erhob sie sich vom Thron und begab sich vom Podest hinunter in die schützende Schar ihrer Ratgeber und Lichtträger, die stumm wie Schatten auf sie gewartet hatten. Dann schritt sie auf die hintere Tür zu und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen.
    Vor der Tür hielt sie inne und drehte sich noch einmal zu ihm um. »Alles, was Sie dieser Welt oder einem ihrer Bewohner antun, wird sich dreimal so schrecklich an Ihnen rächen«, sagte sie. In der stickigen, stagnierenden Luft des Thronsaals klang ihre Stimme unheimlich und fremd, wie wenn jemand anders durch sie spräche.
Nur ein Gefäß ...
Sie wandte sich endgültig von ihm ab und verschwand.
    Stirnrunzelnd machte er kehrt und drängte sich an seinen schweigend glotzenden Begleitern vorbei. Er hastete den Weg zurück, den er gekommen war, und zwang die Konstabler mit den Laternen, ihm durch die Finsternis hinterherzueilen.
     

TIAMAT
Prajna, 
Planetarischer Orbit
    R eede Kullervo öffnete die Augen und fühlte sich verwirrt, wie jemand, der zu wenig geschlafen hat; er nuschelte etwas vor sich hin, das eine Frage oder ein Befehl sein sollte.
    »Boss ...«, meldete sich jemand, der wesentlich ausgeschlafener klang als er. »Boss ...«
Niburu.
Er erinnerte sich, wie er Niburu das letzte Mal gesehen hatte: hinter einer grauen Nebelschicht verblassend. Nun konnte er Niburu vollkommen klar erkennen; er schüttelte Reede an der Schulter.
    »Sind wir da?« fragte Reede und bemühte sich, deutlich zu sprechen. Er setzte sich hin, überrascht, daß sein Körper ihm gehorchte; als er plötzlich in die Höhe schwebte, umklammerte er die Armstützen, bis er merkte, daß die Gurte ihn festhielten. »Haben wir Tiamat erreicht?«
    Niburu nickte; hinter ihm erspähte Reede den schlanken, stillen Schatten Anankes, der ein Kopfset trug. »Und was ist mit ...?« Mit dem Kinn deutete er auf Arieles Platz, über dem noch der rauchgraue Schild ruhte.
    Niburu zuckte die Achseln und nickte.
    »Sie haben uns eingeholt, Kedalion«, sagte Ananke plötzlich. »Sie docken an unserer Luke an.«
    Reede schnallte sich los und stieß sich unsicher vom Sitz ab. Bis sich sein Gleichgewichtssinn stabilisiert hatte, hielt er sich an der Rückenlehne fest. »Was ist? Hat man Kontakt mit uns aufgenommen?«
    »Nicht nur das«, versetzte Niburu ergrimmt. »Wir werden geentert. Sie ließen uns kaum Zeit, in den Orbit einzuschwenken, da saßen sie uns schon im Nacken; seit dem letzten Sprung müssen sie uns verfolgt haben. Vor unserem Abflug war die hegemonische Raumsicherung nicht so paranoid.«
    »Weg hier ...« Reede begann wild zu gestikulieren. »Räumt das Rettungsboot und versiegelt es! Ich will nicht, daß sie hier herumschnüffeln, an den Stasis-Kapseln herumfummeln und blöde Fragen stellen. Nun macht schon!«
    Ohne Widerspruch folgten sie ihm; hinter ihnen versiegelte Niburu die Luke und führte sie aus dem Laderaum der
Prajna
in die Passagierzone. Reede zwängte sich durch die verschlungenen Korridore, die Niburu mit zusätzlichen Frachtcontainern gefüllt hatte, so daß ein normal großer Mann kaum Platz zum Durchkommen fand, ohne überall anzustoßen. Leise fluchend beobachtete er Ananke, der vor ihm geschmeidig die Passage durchschwamm. Ihm selbst wurde bei jeder Bewegung schwindelig. »Verdammt, Niburu, warum hast du die Schwerkraft nicht eingeschaltet?«
    »Tut mir leid, Boss«, sagte Niburu und blickte ihn seitwärts, von oben und von unten an. »Aber auf diese Weise komme ich schneller vorwärts.«
    Reede knurrte. Er hatte Niburu zuerst gebeten und ihm dann befohlen, das Innere des Schiffs so umbauen zu lassen, daß ein Mann von durchschnittlicher Größe sich leichter darin

Weitere Kostenlose Bücher