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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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zurechtfand. Nachdem Niburu ihn eine Weile schlichtweg ignoriert hatte, stellte er sich einmal auf eine Zugangsleiter im Systemschacht, so daß er ihm in die Augen blicken konnte, und erklärte ihm, er solle sich verpissen. »Das ist mein Schiff«, hatte Niburu betont, »und wie es hier drinnen aussieht, bestimme ich.« Und Reede gab nach, zu seiner eigenen wie zu Niburus Verwunderung.
    Sie durchquerten den Raum, der das eigentliche Herz des Schiffs bildete; hier navigierte Niburu, und hier hatten sie die grausamen Passagen durch die Schwarzen Löcher erduldet. In den Passagier-Kokons waren sie auch einigermaßen vor den Strapazen des hyperlichtschnellen Transits geschützt, jetzt, wo das Schiff mit einem Stardrive ausgestattet war, und sich Vergangenheit und Zukunft zu einer unvollkommenen Gegenwart vermischten.
    Ohne Aufenthalt ging es weiter durch das vollgepfropfte Labyrinth; Gemeinschafts- und private Schlafquartiere, ein Aufenthaltsraum. Unterwegs handelte sich Reede noch mehr blaue Flecken ein. Gerade als sie das Systemzentrum erreichten, stürmte durch die Luke am anderen Ende ein Trupp bewaffneter Soldaten in Raumanzügen.
    Beim Anblick der auf sie gerichteten Gewehre hoben Niburu und Ananke die Hände und ließen sich frei in der Luft treiben. Reflexartig ahmte Reede sie nach.
    »Wer seid ihr? Warum entert ihr mein Schiff?« fragte Niburu mit einer Schärfe, die nicht zu seiner demütigen Geste paßte. »Wir hatten die Erlaubnis zur Rückkehr, als wir von Tiamat abreisten. Sie haben kein Recht, an Bord zu kommen, geschweige denn, uns zu bedrohen! Ich werde den Vorfall melden!«
    »Das können Sie gleich bei mir tun.« Der Mann, der als vorderster in der Gruppe stand, schob sich energisch auf sie zu; dabei stieß er sich den Kopf an einem von der Decke hängenden Apparat und mußte sich ducken. Fluchend schielte er in die Runde, ob jemand es wagte zu lachen. Seine Blicke verhießen nichts Gutes. »Leutnant Rimonne von der Hegemonischen Marine. Tiamat steht unter Kriegsrecht, und wir kontrollieren jedes unplanmäßig hereinkommende Schiff.«
    »Kriegsrecht?« wiederholte Niburu verblüfft. »Hören Sie mir mal zu! Ich bin ein freier Händler. Ich nehme Fracht auf, wo ich kann, und ich richte mich nicht nach einem Plan, den irgendwo ein hirnrissiger Bürokratenarsch ausbrütet, verstanden?«
    »In unseren Aufzeichnungen heißt es, Sie treffen mit genau derselben Fracht ein, mit der Sie Tiamat verließen. Könnten Sie das erklären?«
    Niburu zuckte die Achseln. »Ein Geschäft ist geplatzt. Das Leben ist schwer.«
    »Quatsch!« Der Leutnant gab seinen Männern ein Zeichen. »Wir nehmen Sie mit an Bord unseres Schiffs, wo Sie verhört und vermutlich festgehalten werden.«
    »Einen Augenblick noch«, sagte Reede und bewegte sich mit erhobenen Händen nach vorn. »Ich bin die Rückfracht. Sie brachten mich hierher, weil ich mit Gundhalinu Kontakt aufnehmen muß. Ich will Gundhalinu so bald wie möglich sprechen.«
    Rimonne hob die Brauen und betrachtete Reedes bandagierten Kopf und die zerrissene, blutbefleckte Kleidung. »Den Obersten Richter? Das dürfte schwierig sein.«
    Reede sah an sich hinab und begriff, daß sein Erscheinungsbild nicht dazu angetan war, Vertrauen zu wecken. »Bringen Sie mich auf die Oberfläche des Planeten. Setzen Sie sich mit Gundhalinu in Verbindung und sagen Sie ihm, daß ich hier bin; er wird mich unverzüglich sprechen wollen. Mein Name ist Reede Kullervo.«
    Der Leutnant zuckte nicht mit der Wimper. »Das spielt keine Rolle.«
    »Vielleicht haben Sie schon von mir gehört; man nennt mich den Schmied.«
    Plötzlich starrten ihn alle an. »Sie wollen der Schmied sein? Rimonne lachte. »So einen Menschen gibt es nicht. Der Schmied ist eine Legende, keine reale Person.«
    »Und wenn Sie sich irren?« fragte Reede und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick.
    Rimonne zögerte. Dann runzelte er die Stirn. »Was könnte der Schmied wohl mit dem Obersten Richter von Tiamat zu besprechen haben – falls es ihn wirklich gibt?« Er zielte mit seinem Gewehr genau auf Reedes Brust.
    »Es geht um das Wasser des Lebens«, entgegnete Reede ungerührt. »Er braucht mein Wissen. Ich muß zu ihm.«
    »Das trifft sich schlecht, denn er ist gar nicht mehr hier«, sagte der Leutnant mit säuerlichem Lächeln. »Und Sie stehen unter Arrest.«
    »Er ist nicht mehr hier? –
Was soll das heißen?« Reede hatte das Gefühl, sein Verstand funktioniere nicht mehr.
Ilmarinen, du kannst mich nicht schon

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