Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
können. Sobald die Turbinen die Arbeit wiederaufnehmen, bleibt der Computer für die nächsten zweihundertundfünfzig Jahre völlig unzugänglich. Jeder Versuch, sich ihm auf anderem Wege zu nähern, wird scheitern oder ihn zerstören.«
    »Aber warum?« fragte Tammis.
    »Ich wollte sichergehen, daß er niemals in den Besitz einer einzigen Clique gerät, die sich am Ränkespiel um Macht beteiligt. Deshalb sorgte ich dafür, daß der Standort geheim blieb. Aus diesem Grund konnten deine Mutter und Gundhalinu ihre Handlungsweise auch nie erklären.«
    Tammis sah seine Mutter an. »Wie hast du es dann herausgefunden?«
    »Es passierte, als ich einmal die Grube überquerte; das Sibyllennetz rief mich ...«, sagte die Königin mit leiser werdender Stimme. »Es ... es erwählte mich, weil es meiner Hilfe bedurfte. In all den Jahren habe ich versucht ...« – Reede sah ihr an, wie erschöpft sie war –
    »... habe ich versucht zu verstehen, was das Netz von mir wollte, warum es ausgerechnet mich rief.«
    »Es wählte Sie aus, weil Sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren.« Er zögerte. »Ich will nicht sagen, daß es ein Zufall war ...« Er faßte sich an den Kopf. »Aber Vorsehung war es sicher auch nicht. Im übrigen darf man nicht übersehen, daß Sie Arienrhods Klon sind.« Er sah, wie sie zusammenzuckte. »Arienrhod hat bewiesen, daß sie stark und intelligent genug war, um ihren Willen nicht nur bei ihrem eigenen Volk, sondern auch gegenüber den Außenweltlern durchzusetzen. Sie sind in erster Linie Sie selbst, Mond Dawntreader Aber Sie sind auch die Herrin«, setzte er galant hinzu, »die Treuhänderin dieser Welt. Sie sind all das, was Arienrhod hätte sein müssen. Weil Sie von den Sommerleuten großgezogen wurden, die mit dem Sibyllennetz friedlich umzugehen wußten und die Mers schützten, vermögen Sie in die Zukunft zu denken. Diese Fähigkeit besaß Arienrhod nicht. Sie verstehen, was wirclich wichtig ist.« Er legte eine Kunstpause ein. »Sie sind die Zukunft, an die ich glauben wollte.«
    Sie sah ihn an, und in ihren Augen las er Dankbarkeit. Doch dann änderte sich der Ausdruck. »Sie sagten, nur drei Tage lang sei der Computer zugänglich. Es sind aber schon mehr als zwei Tage vergangen.«
    Er nickte. »Deshalb können wir nicht länger warten. Aber es gibt noch mehr Gründe, weshalb wir uns beeilen müssen.« Er betrachtete seine zitternden Hände. »Ihr Gemahl besaß Daten über die verlorengegangenen Elemente in den Gesängen der Mers. Ich muß sie rekonstruieren.« Mit sinkendem Mut vergegenwärtigte er sich, daß es in der Stadt wahrscheinlich keinen funktionierenden Computer mehr gab.
    »Das ist bereits erledigt worden«, sagte die Königin. Er starrte sie an. »Gundhalinu? Schaffte er es noch, ehe man ihn verhaftete?«
    »Nein«, erwiderte sie mit mattem Lächeln. »Das Sibyllen-College vervollständigte das Werk meines Mannes.« Sie tastete nach ihrem Kleeblatt. »Ich kann Ihnen die Bänder besorgen – wir reproduzierten die Gesänge der Mers, indem wir die fehlenden Passagen einsetzten.
    Unwillkürlich lächelte auch er. »Ich brauche zwei Tauchgeräte – eines für mich und eines für ihn.« Er zeigte auf Tammis.
    Sie furchte die Stirn. »Was haben Sie vor?«
    »Wir müssen hinabtauchen in den ... in den ...« Er hielt sich die Hand vor den Mund, wie wenn er sich übergeben müßte. Dann zwang er sich weiterzusprechen. »Wir müssen in den Ozean hinunter, durch die Turbinen in den Computer schwimmen, wo sich die Mers versammeln. Ich muß selbst das System durchchecken, feststellen, so sich Fehler eingeschlichen haben, und es neu programmieren ... Wir müssen den Mers ihre vollständigen Gesänge zurückgeben.«
    Ins Meer ... unter Wasser ... ertrinken ... Tod ... Schwärze!
Die Bilder drängten auf ihn ein, und wieder wußte er nicht, wessen Ängste ihn quälten, wer sich immer vor dem Ertrinken gefürchtet hatte, wer seit jeher davon überzeugt war, den Tod im Wasser zu finden ... Leise fluchte er vor sich hin, wo er am liebsten laut geschrien hätte.
Du bist ohnehin zum Sterben verdammt, du elender Bastard,
beschimpfte er sich in Gedanken. Tod durchs Wasser ... oder durch das Wasser des Todes.
Wie man stirbt, spielt keine Rolle!
Aber das stimmte ja gar nicht! Er starrte hinaus in die Nacht, um die beiden Menschen nicht ansehen zu müssen, die ihn beobachteten.
    »Warum muß Tammis mitkommen?« fragte die Königin. Er hörte die Angst um ihren Sohn aus ihrer Stimme heraus. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher