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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wissen, als sie beharrlich schwieg.
    »Nicht gut«, sagte sie wieder, ihn dabei anschauend.
    »Es tut mir leid.« Seufzend schüttelte er den Kopf. »Ich bin wirklich nicht zurückgekommen, um dir Kummer zu bereiten, Mond. Ich ...« Er brach ab. Scheu hob er die Hand und berührte ihren Arm: sie sah, wie plötzlich Hoffnung in seinen Augen aufleuchtete.
    »Ich weiß«, flüsterte sie. Sie konnte nicht zurückweichen, wie wenn seine Berührung sie gelähmt hätte. Wie von selbst hob sich nun ihre Hand und streckte sich ihm entgegen. Sie zwang sich dazu, den Arm zu senken. »Nein«, wisperte sie. »Bitte nicht.«
    Er zog seine Hand zurück. Dann schüttelte er den Kopf, wie wenn er nicht begreifen könne, was über ihn gekommen sei, wie wenn er nicht mehr wüßte, wie es weitergehen solle. »Und was ist mit Ariele und Tammis?« fragte er nach längerem Schweigen.
    »Wie meinst du das?«
    »Haben sie eine Ahnung, daß ...«
    Sie wandte den Blick ab. »Ich ... ich bringe es nicht übers Herz, mit ihnen darüber zu reden. Ich habe den Kontakt zu meinen eigenen Kindern verloren.« In Gedanken sah sie Tammis' bekümmerte Augen, und wie er ihr jedesmal auswich, wenn sie den Versuch machte, mit ihm über seine Probleme zu sprechen; Ariele hingegen äffte in ihrem Trotz immer mehr das Benehmen des Mannes nach, den sie nur als ihren Vater gekannt hatte und der sich fast völlig von seiner gesamten Familie zurückgezogen hatte. Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie es noch nie verstanden hatte, mit ihren Kindern und ihrem Gemahl zu reden; und jetzt war es zu spät, um die Situation zu ändern.
    »Vielleicht sollte ich versuchen ...«, begann BZ. »Nein.« Sie blickte zur Tür.
    »Glaubst du, nach so langer Zeit hätte ich meine Rechte als Vater verwirkt? Wenn ich damals gewußt hätte, daß du schwanger bist, Mond, hätte ich dich nie verlassen ...«
    »Das ist es nicht.« Sie schüttelte den Kopf.
Doch was war es dann?
Sie preßte die Lippen zusammen. »Funke ist immer noch mein Gemahl. Mit diesem Problem müssen wir allein fertigwerden.« Während sie sprach, merkte sie, wie sie ihn aus ihrem Leben ausschloß. Sie schaute ihm ins Gesicht. »Sag mir ... sag mir, daß du verstehst.«
    Er zog eine Grimasse und nickte: Jählings wandte er sich ab und ging zu seinem Schreibtisch. Mit einer raschen Handbewegung berührte er verschiedene Tasten des Computersystems.
    »Was machst du da?« wunderte sie sich.
    Er hob den Kopf. »Ich lösche unser Gespräch.«
    Sie erschrak, als sie begriff, daß alles, was in diesem Zimmer geschah, von der Hegemonie kontrolliert wurde, falls BZ Gundhalinu nichts dagegen unternahm. Auf schmerzhafte und peinliche Weise wurde sie daran erinnert, daß dies nicht mehr ihr Territorium war, wo sie sich in Sicherheit wähnen durfte. Sie blieb an ihrem Platz stehen und schaute Gundhalinu eine geraume Weile an. »Ich muß jetzt gehen.«
    Er nickte. Doch ein paar Herztakte lang verharrte sie, außerstande, zur Tür zu gehen. Als er aber nichts mehr sagte, drehte sie sich um und verließ den Raum, ohne ihn noch einmal anzuschauen.
    Tammis ging durch die Hallen des Medizinischen Zentrums in Karbunkel; der Krampf in seiner Brust hinderte ihn daran, viel von seiner Umgebung wahrzunehmen. Er schaute niemandem in die Augen, der ihm begegnete. Zum Glück hatte Merovy ihm den Gebäudekomplex gezeigt, so daß er ohne zu fragen den Weg zu ihr fand.
    Der größte Teil des Personals stammte auch jetzt noch von der Außenwelt; diese Menschen waren ihm fremd, und praktisch jedes medizinische Gerät, das er unterwegs sah, war importiert. Die Funktionsweise dieser Apparaturen konnte er meistens nicht einmal erraten.
    Offenbar hatten die Außenweltler eine panische Angst davor, weit weg von daheim, auf dieser rückständigen Welt, gestrandet zu sein, ohne die vertraute Technologie zur Verfügung zu haben, die sie vor allerlei Fährnissen und Plagen bewahren konnte. Allerdings hatte es ihr Gewissen nicht belastet, dachte er mißmutig, die Einheimischen ohne jede medizinische Versorgung zurückzulassen, wenn sie sich früher für über hundert Jahre auf Tiamat rar machten.
    Wenigstens genoß sein Volk von jetzt an ständige medizinische Fürsorge. Er dachte an den schlimmen Rücken seines Schwiegervaters und versuchte, Danaquil Lus wegen dankbar zu sein. Und nun hatte der neue Oberste Richter das Medtech Trainings-Programm ins Leben gerufen, an dem Merovy teilnahm. Ein Motiv für diesen hehren Schritt war Pragmatismus gewesen,

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