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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Klopfen ihres Herzens, so laut, daß sie sich fragte, ob er es auch hören
    könne.
    »Seit ich wieder hier bin, hatten wir noch nie eine Gelegenheit, ungestört miteinander zu sprechen«, sagte er. Sein Tiamatanisch klang auf einmal gespreizt und unbeholfen. Neugierig sah sie ihn an. Er hob die Hand und zeigte auf das Bild. »Das hat meine Frau gemalt; sie
    ist Künstlerin.«
    Verdutzt starrte Mond ihn an. »Ach?« machte sie. Ihr
    Gesicht fing an zu brennen. »Ach.« Mit verschränkten Armen blickte sie eine geraume Zeitlang auf das Bild. »Bist ... bist du schon lange verheiratet?« Sie fragte sich, ob er ihr in diesem Augenblick von seiner Heirat erzählte, um sich zu revanchieren, weil sie ihn im Zorn aufgesucht hatte und ihm wegen der Merjagd Vorwürfe machte – oder ob er einfach keinen anderen Weg gefunden hatte, es ihr zu sagen. Sie spürte einen tiefen, heftigen Schmerz – und sie war wütend auf ihn, weil er sie seit seiner Rückkehr in einer Art und Weise angesehen hatte, als hätte er nur Augen für sie. Gleichzeitig haderte sie mit sich selbst, weil sie kein Recht hatte, sich solche Dinge einzubilden.«
    »Seit ungefähr drei Jahren.«
    »Ach«, sagte sie noch einmal; krampfhaft suchte sie
    nach ein paar angemessenen Worten. »Hast du – Kinder?«
    Auf das Bild schauend zögerte er. »Ich habe einen Sohn; er ist ungefähr sechs Monate alt. Erst kürzlich schickte mir meine Frau ein Hologramm von ihm. Er sieht sehr hübsch aus.« Seine Mundwinkel hoben sich zu einem wehmütigen Lächeln, doch seine Augen füllten sich mit einem sorgenvollen Ausdruck. »Es war eine Vernunftehe«, bekannte er schließlich. »Ich mußte dafür sorgen, daß sich jemand um meinen Familienbesitz kümmert, wenn ich nicht auf Kharemough bin. Angehörige des Auswärtigen Dienstes treffen oft solche Vorkehrungen.«
    »Ach so.« Während sie das Bild betrachtete, traf sie die davon ausgehende Sinnlichkeit wie eine Woge aus Hitze.
Aber hast du sie geliebt?
Sie würgte an der Frage wie an einem Bissen bitteren Brots. »Wirst du dein Kind denn nie sehen?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er kaum hörbar, als sei seine Kehle zugeschnürt. »Mond ...« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Tammis und Ariele ... Funke ist nicht ihr Vater, oder?«
    Sie spürte eine Anwandlung von Panik.
    »Sie sind meine Kinder, stimmt's?« fuhr er mit rauher Stimme fort. »Funke nahm das Wasser des Lebens, er konnte dich gar nicht schwängern.«
    Sie starrte ihn an. »Ist das wirklich wahr? Daß das Wasser des Lebens einen Menschen steril macht?«
    »Er nickte. »Sie sind meine Kinder ...«, wiederholte er mit einem leicht staunenden Unterton. »Unsere Kinder ...«
    Jahrelang hatte sie sich gefragt, von wem Tammis und Ariele wirklich waren; und auch Funke mußte sich diese Frage gestellt haben. Nie war sie sich sicher gewesen, hätte es auch gar nicht sein wollen – genau wie Funke –, bis zu dem Augenblick, als BZ wieder vor ihr stand und sie in sein Gesicht schaute. »Ja.« Endlich, nach so langer Zeit, die absolute Gewißheit. Sie sah Gundhalinu an, erinnerte sich, wie er früher ausgesehen hatte, und erkannte die Veränderungen. Als sie sich kennenlernten, war er mehrere Jahre älter gewesen als sie; nun, bedingt durch die Kapricen des Schicksals und der Raumzeit, waren sie beinahe gleichaltrig. »Danke«, sagte sie schließlich mit gepreßter Stimme. »Ich danke dir für die Kinder.«
    »Weiß Funke Bescheid?«
    »Ich ... Ja. Er weiß es. Er weiß es ...« Nervös zupfte sie an dem glatten, blaugrünen Stoff ihres Kleides. Seit Funke sie dabei ertappt hatte, wie sie – nach Arienrhods Manier – seinen Rivalen durch ein geheimes Fenster beobachtete, schliefen sie in getrennten Betten.
    »Wie faßt er es auf?« fragte BZ.
    »Nicht gut.« Sie hielt den Blick abgewendet. Selbst tagsüber sah sie ihren Gemahl kaum. Er arbeitete weder mit ihr, noch mit dem College, noch mit jemand anders, den sie kannte, zusammen. Er schloß sich in seine privaten Gemächer ein, vergrub sich in Studien und Berechnungen, verschanzte sich hinter neuen Technologien. Oder er ging aus.
Ich gehe weg,
sagte er dann, verriet aber nie, wohin es ihn zog. Sie hatte gehört, daß er viel Zeit im Labyrinth verbrachte ... in Gesellschaft des Winteradels, von dem er sich einst abgekehrt hatte wie von seiner Vergangenheit; er machte sich mit denselben Leuten gemein, die wollten, daß sie dem Meer geopfert wurde.
    »Wie kommt ihr miteinander aus?« wollte BZ

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