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Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Männer sind.«
    Sie ließ sie im alten Krankenhaushof zurück, der stets voll war von Krankenschwestern mit rotgesäumten Umhängen und Hauben, die schief saßen wie Taubenschwänze, von Ärzten in weißen Kitteln, die geschäftig herumeilten, und von müßigen Studenten und warm eingehüllten Patienten in Rollstühlen.
    »Was zum Teufel sollen wir in einem verwahrlosten Nest wie Mitrebury?« rief Lucy Drake aus. Sie trug schlichte, berufsmäßig strenge Kleidung, eine kobaltblaue Jacke und einen Rock von derselben Farbe. »Wir? Unverheiratet und ungemein begehrenswert, zu jeder Krankenhausparty eingeladen.«
    »Wir können es ja versuchen«, meinte Fay Liston leichthin. Sie trug Jeans und ein T-Shirt, das mit dem Wappen von St. Bonifaz bedruckt war - Blutegel, eine Knochensäge, Schröpfköpfe und eine elisabethanische Injektionsspritze in gevierteiltem Feld. Es erregte Aufsehen in Diskotheken. »Schließlich ist es uns ja auf dem Servierteller präsentiert worden.«
    »Und was ist mit dem Forschungsprojekt in Hämathologie, um das du dich beworben hast?«
    »Mit hundert Mitbewerbern.«
    »Ich nehme an, wir müssen an unsere Karriere denken«, sagte Lucy ernst. Sie sah das Leben als eine Autobahn, die durch eine wunderschöne Landschaft zum Grabe führte. Fay sah es als Kaleidoskop, das sie gerne schüttelte, wenn der Anblick sie langweilte.
    »Karriere? Die Diskriminierung der Frau unter den Ärzten ist eine Schande. Fast so schlimm wie die Verschwörung unter Ärzten beiderlei Geschlechts, so zu tun, als gäbe es sie nicht.«
    Lucy äußerte sich optimistisch: »Vielleicht wird mein geliebter Roddy mich holen?« Sie nahm Herzensregungen so ernst wie die Kardiologie. »Warst du noch nie verliebt?«
    »Die Liebe ist für jemanden, der sich so leicht Sorgen macht wie ich, höchst unerquicklich. Ich mache mir dann ständig Gedanken, ob ich seiner wert bin und umgekehrt. Es macht mich schrecklich neurotisch.«
    Sie waren beim dekorativen Krankenhausbrunnen angelangt, der friedlich dahingeplätschert war, während hundert Generationen von Londonern um ihn herum geboren wurden und starben.
    »Die Ärzte sagen, daß alle Ärztinnen neurotisch sind«, beklagte sich Lucy, während sie auf dem Rand des Steinbeckens saßen. »Aber wir arbeiten härter, und im allgemeinen sind wir auch besser.«
    »Weil unsere Arbeit so sehr ein Teil von uns selbst ist, nicht wahr, Liebling? Wenn die Männer nicht gerade bei der Arbeit sind, vergessen sie darauf.«
    »Genau wie auf Sex«, sagte Lucy.
    »Für einen Mann ist die Liebe nur ein Teil seines Lebens, für eine Frau ist sie ihr ganzes. Lord Byron.«
    »Fay, du bist ja so belesen«, sagte Lucy bewundernd zu ihr. »Wo hat er das gesagt?«
    »Im Oxford-Wörterbuch der Zitate.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß die berühmte Konsiliarärztin aus dem ländlichen Mitrebury auch nur annähernd so aussieht« , sagte Lucy versonnen. »Ich hatte mir Liz Arkdale mit einem roten Gesicht, einem kleinen runden Hut, einem Tweedkostüm und mit Sperrsitzkarten fürs Pferderennen im Knopfloch vorgestellt.«
    »Der Dekan muß ihr gesagt haben, daß wir ganz hervorragend sind.«
    »Eher hat er ihr wohl erzählt, daß du beim letzten Ärzteball oben ohne aufgekreuzt bist.«
    »Ach, was war da schon dabei? Ein Busen ist für einen Arzt doch etwas völlig Alltägliches. Um Gottes willen!« Sie umklammerte ihr T-Shirt. »Ich hab sie verloren. Meine Hasenpfote.«
    »Manchmal glaube ich, bei dir ist Hopfen und Malz verloren.« Lucy setzte ihre strenge Stimme ein. »Eine hochgebildete Frau der Wissenschaft, und hängt primitivem Aberglauben an.«
    »Ach! Da ist sie ja.« Fay küßte den Talisman. »Mit ihr schaffte ich meine Schlußprüfungen, mein Abitur und meine Fahrprüfung. Eine Erfolgsrate von hundert Prozent. Mehr, als man von jeder Operation sagen kann.«
    »Ärzte glauben nicht an Zauberei.«
    »Vor gar nicht allzu langer Zeit glaubten sie nicht an Bakterien.« Sie küßte den Talisman abermals. »Du weißt genau wie ich, daß die halbe Ärztekunst Zauberei ist, und die andere Hälfte besteht darin, daß man sich einredet, sie sei es nicht. Trinken wir auf Mitrebury! Am Freitag habe ich ohnehin nichts vor.«
    »Aber eine Landpraxis«, sagte Lucy vorsichtig. »Vierundzwanzig Stunden am Tag den Patienten ausgeliefert. Nur Arbeit und kein Vergnügen.«
    »Arbeit kann Vergnügen machen. Und Vergnügen kann zusehends in harte Arbeit ausarten.«
    »Stimmt. Weißt du, worin unser Problem besteht? Wir

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