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Tief durchatmen, die Familie kommt: Roman (German Edition)

Tief durchatmen, die Familie kommt: Roman (German Edition)

Titel: Tief durchatmen, die Familie kommt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sawatzki
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Richtung Pizzakartons.
    »Ich vertrage Pizza nicht. Ich habe eine Weißmehlallergie. Und Laktoseintoleranz. Das solltest du dir mal merken, Susanne.«
    »Wozu das denn? Du bist alt genug, um auf dich selbst aufzupassen. Aber dann verbreite keine schlechte Stimmung, wenn du nichts essen willst.« Und für einen Moment hatte ich das ungute Gefühl, dass sie gern »Du Waschlappen!« hinzugefügt hätte. Zum Glück tat sie es nicht, denn das Fest der Liebe hatte ja gerade erst begonnen.

15.
    Kapitel
    Ich klopfte an Ricardas Zimmer. Nichts geschah. Ich klopfte erneut. Nichts. Leise öffnete ich die Tür. Ricarda lag reglos auf ihrem Bett und schien zu schlafen, aber als ich näher trat, hörte ich sie sagen: »Mami, ich will allein sein. Lass mich bitte in Ruhe.«
    Ich ging leise zu ihr und legte ihr meine Hand auf den Rücken. »Was ist denn passiert?«
    Sie schluchzte auf. Ich streichelte sie an der Schulter. »Komm, sag schon. Vielleicht kann ich dir helfen?«
    »Nein!«
    Ich setzte mich neben sie.
    »Ich hasse Weihnachten. Ich hasse diese ganze Hysterie!«
    »Aber Ricarda, das ist doch nicht schlimm. Ich mag Weihnachten auch nicht. Die wenigsten Menschen mögen Weihnachten. Schon diese Schenkerei, das macht mich jedes Mal wahnsinnig, diese Sucherei in den Kaufhäusern zwischen all den Bekloppten. Und dann ist der Vierundzwanzigste! Man möchte eigentlich nur ein bisschen ausruhen, und dann kommt diese ganze durchgeknallte Familie zu Besuch und …«
    »Mama!«
    »Was?«
    »Du kannst doch nicht bekloppte Familie sagen. Außerdem geht es nicht um dich. Es geht um mich.«
    »Natürlich, Ricarda, entschuldige.« Nach einer Pause fuhr ich fort: »Das ist schlimm mit mir, oder?«
    »Was?«
    »Na, dass ich nie zuhöre.«
    »Ja.«
    Ich sagte: »Ich weiß auch nicht, wie das immer kommt. Ich glaube, es liegt daran, dass ich mich immer so freue, wenn jemand mit mir spricht, und dann kann ich mich gar nicht mehr bremsen.«
    »Ja, Mama. Das weiß ich.«
    »Kommst du denn jetzt ein bisschen runter zu uns?«
    Ricarda hob langsam den Kopf und sah mich an. Ihr kurzes dunkles Haar war zerzaust, und sie sah plötzlich aus wie ein Junge. Jedes Mal schmolz ich dahin, wenn ich in ihre großen wasserblauen Augen guckte. Von wem sie die wohl hatte? Meine waren grün. Geralds braun. Ich hatte tatsächlich noch nie wirklich darüber nachgedacht, warum Ricardas Augen blau waren. Mir wurde heiß, und ich sah mich im Wochenbett in der Klinik liegen, gleich würde die Schwester mir mein Baby zum Stillen ins Zimmer bringen. Ich wartete und wartete. Es dauerte ewig. Und natürlich sah ich nicht, welche Szene sich im Neugeborenenzimmer abspielte: Die Schwester stand vor zwei Babybettchen und blickte ratlos von einem zum anderen. Sie konnte die Armbändchen mit den Namen nicht finden. Jemand musste sie den Säuglingen abgenommen haben. Irgendwann guckte sie auf die Uhr, schüttelte den Kopf, spitzte einen Zeigefinger und sagte »Ene mene muh«. Ein Baby schrie erbärmlich. Es hatte blondes langes Haar und grüne Augen, und es schrie um sein Leben. Sie nahm einfach das dunkelhaarige mit den blauen Augen und brachte es zu mir.
    »Ist dir schlecht?« Das war Ricardas Stimme.
    Ich sah meine Tochter an. »Ja.«
    Ricarda schaute mich besorgt an. Ich umarmte sie und hielt sie ganz fest. Sie versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien. »Mann, Mama! Was ist denn jetzt wieder? Lass mich los, was hast du denn?«
    »Ich hab mir gerade was Schreckliches vorgestellt!«
    »Was denn?«
    »Ein Albtraum. Ganz furchtbar.«
    »Mama, manchmal glaube ich, du hast sie nicht alle«, flüsterte Ricarda.
    »Manchmal glaube ich das selbst auch. Aber ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, weil alle hier in der Familie einen Knall haben.«
    Ricarda musste lachen. Dann sagte sie: »Mami, jetzt mal im Ernst. Ich hab ein Problem.« Sie sah mir in die Augen. »Es ist … ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll … Ich glaube, mit mir stimmt was nicht … Ich bin immer so schlecht gelaunt. Ich bin nie fröhlich. Ich bin immer, immer traurig. Und ich sehe so scheiße aus und habe auch keinen Freund.« Eine Träne kullerte über ihre Wange.
    »Ach, Herzchen, aber das ist doch ganz klar! Du bist in der Pubertät.«
    »Mama, das weiß ich selbst!«
    »Ehrlich! Sei froh, dass es dir nicht schlimmer geht. Ich habe gelesen, dass pubertierende Kinder sogar psychotische Schübe bekommen können. Die sind dann gar nicht mehr sie selbst. Die drehen vollkommen durch und machen

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