Tief im Herzen: Roman (German Edition)
bezahlen.«
»Nenn mir deinen Preis. Ich bete dich an.« Er nahm ihre Hände und bedeckte sie mit Küssen. »Mein Leben gehört dir.«
»Ich sehe schon, wie gut man mich hier behandeln wird – und wie sehr man mich braucht. Die rosaroten Sokken habe ich in verdünntes Bleichmittel eingeweicht. Könnte den ärgsten Schaden beheben.«
»Die rote Socke gehört Phil. Er ist der Schuldige. Ich meine, welcher vernünftige Mensch kauft sich rote Socken?«
»Wir reden später noch darüber, wie man Wäsche sortiert und daß man die Taschen ausleert. Bei der letzten Wäsche ist ein schwarzes Notizbuch draufgegangen.«
»Scheiße.« Er registrierte ihren ostentativen Blick auf den Jungen und räusperte sich. »Pardon. Ich glaube, das war meins.«
»Ich habe Limonade gemacht und wollte einen Auflauf zubereiten, aber es sieht so aus, als hättet ihr euer Abendessen schon gefangen.«
»Für heute abend, ja, aber einen Auflauf können wir immer gebrauchen.«
»Na schön. Ethan hat sich nicht klar ausgedrückt, was ihr alles braucht oder erledigt haben wollt. Vielleicht sollten wir das noch mal durchsprechen.«
»Liebling, tu, was immer du für richtig hältst, und wir stehen auf ewig in deiner Schuld.«
Davon hatte sie sich bereits selbst überzeugen können. Rosarote Unterwäsche, dachte sie, zentimeterdicker Staub auf dem einen und nicht erkennbare Substanzen auf einem anderen Tisch. Und der Herd? Nur Gott allein wußte, wann er das letzte Mal geputzt worden war.
Es tat gut, gebraucht zu werden, überlegte sie. Genau zu wissen, was erledigt werden mußte. »Dann nehmen wir es, wie es kommt. Manchmal werde ich vielleicht die Kleine mitbringen müssen. Julie paßt abends auf sie auf, wenn ich im Pub arbeite, aber sonst finde ich nicht immer jemanden, der sie nimmt. Sie ist ein liebes Mädchen.«
»Ich kann dir helfen, auf sie aufzupassen«, bot Seth an. »Um halb vier komme ich aus der Schule.«
»Seit wann?« wollte Cam wissen, und Seth zuckte die Achseln.
»Wenn ich nicht nachsitzen muß.«
»Aubrey spielt sehr gern mit dir. Ich habe hier heute noch eine Stunde zu tun«, sagte sie, da sie stets gezwungen war, mit ihrer Zeit hauszuhalten. »Also mache ich jetzt mal den Auflauf und stelle ihn in den Kühlschrank. Wenn ihr ihn essen wollt, braucht ihr ihn später nur aufzuwärmen. Ich lasse euch eine Liste mit Putzmitteln da, die euch ausgegangen sind, oder, wenn ihr wollt, kann ich sie auch für euch besorgen.«
»Sie für uns besorgen?« Cam hätte niederknien mögen. »Willst du eine Lohnerhöhung?«
Sie lachte und ging wieder hinein. »Seth, achte darauf, daß der Hund sich von den Innereien der Fische fernhält. Sonst stinkt er eine Woche lang.«
»Gut, mach’ ich. In ein paar Minuten bin ich soweit, dann komme ich auch rein.« Er stand auf, dann trat er ein Stück zurück, damit Grace ihn nicht durch die Fliegentür hören konnte. Mutig ging er auf Cam zu. »Du willst bei ihr doch nicht ran, oder?«
»Bei ihr ran?« Einen Augenblick lang war Cam ratlos, dann schüttelte er den Kopf. »Um Himmels willen.« Er hievte die Kühltasche hoch und ging seitlich ums Haus herum zu dem Tisch, auf dem die Fische ausgenommen wurden. »Ich kenne Grace schon mein halbes Leben lang, und ich will nicht bei jeder Frau ran, die mir über den Weg läuft.«
»Dann ist es ja gut.«
Der Ton des Jungen stimmte Cam nachdenklich, als er die Kühltasche auf den Boden stellte – besitzergreifend und befriedigt. »Also … hast du wohl selber ein Auge auf sie geworfen, wie?«
Seth verfärbte sich leicht und zog die Schublade auf. »Ich passe bloß auf sie auf, mehr nicht.«
»Hübsch ist sie allemal«, sagte Cam leichthin und sah zu seinem Vergnügen, wie Eifersucht in Seths Blick aufflammte. »Aber ganz zufällig will ich im Moment bei einer anderen Frau ran, und es wird brenzlig, wenn man es bei mehr als einer zugleich versucht. Und bei dieser speziellen Frau wird viel Überzeugungsarbeit nötig sein.«
8. Kapitel
Cam beschloß, den nächsten Schritt zu tun, um bei Anna ›rangelassen‹ zu werden. Da sie ihm nicht aus dem Kopf ging, überließ er es Seth, die letzten beiden Fische allein vorzubereiten. Er schlenderte ins Haus und schnupperte anerkennend, als er sah, was Grace drüben am Herd zusammenbraute. Dann ging er nach oben. Von seinem Zimmer aus konnte er ungestörter telefonieren. Und Annas Visitenkarte steckte in seiner Tasche.
An der Tür blieb er stehen und hätte vor Dankbarkeit heulen können. Da sein Bett
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