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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kann es ja nicht so schlimm sein.«
    Phillip öffnete ein Auge. »Er hat Klamotten für Frühjahr und Sommer. Was ist, wenn der Herbst kommt? Pullover, Mäntel, Stiefel. Und bald wird er aus allem, was wir ihm heute gekauft haben, herausgewachsen sein.«
    »Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen. Es muß doch eine Pille oder etwas ähnliches geben, die wir ihm einflößen können. Und vielleicht hat er ja schon einen Mantel.«
    »Das, was er am Leib trug, ist so ziemlich alles, was er besitzt. Dad hat auch diesmal kein Sonderangebot bekommen.«
    »Na schön, darüber denken wir später nach. Viel später.« Cam preßte die Finger auf die Augen. »Du hast doch gesehen, wie Claremont ihn angesehen hat, oder? Dieses gemeine Funkeln in seinen kleinen Schweinsäuglein?«
    »Ja. Er wird reden, und er wird sagen, was er sagen will. Wir können ihn nicht daran hindern.«
    »Glaubst du, der Kleine weiß Bescheid?«
    »Ich hab’ keine Ahnung, was Seth weiß und was nicht. Ich habe keinen Draht zu ihm. Aber Montag werde ich mich nach guten Privatdetektiven umhören. Mal sehen, ob man die Mutter aufspüren kann.«
    »Das wird Ärger geben.«
    »Wir haben bereits Ärger. Wir können nur Informationen sammeln. Sollte sich herausstellen, daß Seth ein Quinn ist, werden wir uns darauf einstellen.«
    »Dad hätte Mom nie so verletzt. Ihre Ehe war für beide wichtig. Sie war das Zentrum ihres Lebens. Und beide waren bodenständig.«
    »Wenn er einen Fehltritt begangen hätte, dann hätte er es ihr gesagt.« Daran glaubte Phillip fest. »Und sie hätten es ausdiskutiert. Dieser Teil ihres Lebens ging uns nichts an, und es ginge uns auch jetzt nichts an, wenn Seth nicht wäre.«
    »Er ist nicht fremdgegangen«, murmelte Cam, entschlossen, es zu glauben. »Ich sag’ dir, was ich von ihnen gelernt habe. Wenn man heiratet, gibt man sich ein festes
Versprechen, und damit basta. Das ist wohl auch der Grund, warum wir alle drei noch Singles sind.«
    »Schon möglich. Aber wir können das Gerede und die Verdächtigungen nicht ignorieren. Und wenn die Versicherung sich weigert, Dads Police auszuzahlen, sitzen wir alle vier in der Klemme. Vor allem, nachdem wir gerade den Mietvertrag für dieses Dreckloch unterschrieben haben.«
    »Wir werden’s schon schaffen. Wir haben im Augenblick eine Glückssträhne.«
    »Ach?« sagte Phillip, als Cam aufstand. »Und woher weißt du das?«
    »Weil ich den Abend mit einer der erotischsten Frauen dieses Planeten verbringen werde. Und ich habe vor, sehr glücklich zu werden.« Er schaute sich noch einmal um, als er die Treppe hochging. »Warte nicht auf mich, Bruderherz.«
    Als er sein Zimmer betrat, hörte Cam das Spektakel im Hof. Er ging zum Fenster und schaute zu Seth und den Hunden hinunter. Simon saß unbeweglich da, während Seth ihn einseifte. Foolish rannte wie verrückt im Kreis herum und bellte aufgeregt und ängstlich den Gartenschlauch an, der achtlos auf den Rasen geworfen worden war und dort Wasser ausspie. Natürlich hatte der Kleine seine brandneuen Schuhen an, die jetzt völlig durchnäßt und schmutzig waren. Er lachte wie ein Wahnsinniger. Cam hatte den Jungen noch nie so lachen hören. Er wußte auch nicht, daß Seth so rückhaltlos glücklich, jung und albern sein konnte.
    Simon stand auf und schüttelte sich so kräftig, daß Wasser und Seifenschaum durch die Luft flogen. Daraufhin wich Seth zurück, glitt auf dem nassen Gras aus und fiel auf den Rücken. Er brüllte vor Lachen, als beide Hunde sich auf ihn stürzten. Cam mußte ebenfalls grinsen.
     
    An dieses Bild erinnerte er sich plötzlich wieder, als er auf Annas Wohnung zuging. Er wollte ihr beim Abendessen
davon erzählen. Er wollte diese Begebenheit mit ihr teilen, und er dachte, daß es sie bestimmt ebenso weich stimmen würde wie eine intime Mahlzeit bei Kerzenschein in einem Restaurant. Die Rosen, die er auf dem Weg zu ihr besorgt hatte, konnten auch nicht schaden. Er roch daran. Wenn er von Frauen auch nur das geringste verstand, dann hatte Anna eine Schwäche für gelbe Rosen. Darauf würde er jede Wette abschließen.
    Bevor er bei ihr anklopfen konnte, sprang die Tür gegenüber auf. »Hallo, Sie da, Sie müssen der neue Freund sein.«
    »Hallo, Mrs. Hardelman. Wir sind uns schon vor ein paar Tagen begegnet.«
    »Nein, das war meine Schwester.«
    »Oh.« Er lächelte zurückhaltend. Sie sah haargenauso aus wie die Frau, die neulich in dieser Tür erschienen war, bis hin zu dem rosa Morgenmantel aus Chenille.

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