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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bewundernd an. Mann, am Montag würde er das heißeste Thema an der Schule sein! »Ich bin von der Leiter abgerutscht, aber ich hab’ mich noch an dem Fensterrahmen da oben festgehalten.« Er zeigte hinauf, und Anna wurde allein schon von der Höhe schwindelig. »Und dann hat Cam mir gesagt, ich solle loslassen, er würde mich auffangen, und ich hab’s getan.«
    »Meistens sagt der Kleine keine zwei Worte«, bemerkte Cam leise zu Phillip. »Wenn er aber redet, dann kann er den Mund einfach nicht wieder zukriegen. Es geht ihm gut«, fügte er dann mit erhobener Stimme hinzu. »Er war bloß benommen.«
    Sie schenkte sich die Antwort und warf ihm nur einen langen, vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie sich wieder Seth zuwandte. »Darf ich mir deine Hände mal ansehen, Schätzchen? Wir waschen sie und schauen mal, ob du genäht werden mußt.« Sie hob das Kinn, und ihre Augen schleuderten Blitze. »Und dann möchte ich mit dir reden, Cam.«
    »Und ob du das möchtest«, murmelte er, als sie Seth zu ihrem Wagen brachte.
    Seth stellte fest, daß er sich gern ein wenig bemuttern ließ. Es war eine neue Erfahrung für ihn, daß eine Frau Theater wegen ein bißchen Blut machte. Ihre Hände waren sanft, ihre Stimme beruhigend. Und wenn seine Finger auch pochten und brannten, so war dies ein kleiner Preis, den er gern für das herrliche Abenteuer zu zahlen bereit war.
    »Es war ein langer Weg bis nach unten«, erklärte er ihr.
    »Ja, ich weiß.« Der Gedanke daran steigerte ihre Wut noch. »Du mußt eine Todesangst ausgestanden haben.«
    »Ich hatte nur eine Minute Angst.« Er biß sich in die Wange, um nicht zu wimmern, als sie vorsichtig seine Wunden versorgte. »Manche Jungs hätten gekreischt wie Mädchen und sich naßgemacht.«
    Er wußte nicht mehr, ob er geschrien hatte oder nicht, aber zumindest hatte er seine Jeans untersucht und festgestellt, daß dort alles in Ordnung war. »Und Cam war richtig sauer. Man hätte denken können, ich hätte die Leiter extra weggestoßen.«
    Ihr Kopf fuhr in die Höhe. »Er hat dich angebrüllt?«
    Er wollte schon eine ausgeschmückte Version erzählen, doch etwas in ihren Augen hielt ihn davon ab zu lügen. »Nur ganz kurz. Eigentlich hat er sich eher komisch benommen. Man hätte denken können, daß man mir den Arm abgehackt hat, so wie er sich aufgeregt hat, mich getätschelt hat und so.«
    Er zuckte die Achseln, erinnerte sich jedoch an die Wärme in seinem Bauch, als er gehalten wurde und in Sicherheit
war. »Manche Typen, wissen Sie, die können kein Blut sehen.«
    Ihr Lächeln wurde weicher, und sie schob ihm das Haar aus der Stirn. »Ja, ich weiß. Na ja, du bist in ziemlich guter Form für einen kleinen Kerl, der gern von Häuserdächern springt. Mach das nicht noch mal, klar?«
    »Einmal hat mir gereicht.«
    »Freut mich, das zu hören. Im Picknickkorb sind gebratene Hähnchen – wenn sie nicht schon alles aufgegessen haben.«
    »Ja. Mann, ich könnte zehn Schenkel verdrücken.« Er wollte loslaufen, hatte dann jedoch Gewissensbisse. Er drehte sich noch einmal zu ihr um. »Cam hat gesagt, er fängt mich auf, und er hat’s getan. Er war cool.«
    Dann rannte er zur Scheune und rief Ethan zu, er solle ihm gefälligst was von den Hähnchen übriglassen.
    Anna seufzte nur. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und brachte den Erste-Hilfe-Koffer in Ordnung. Als sie einen Schatten bemerkte, räumte sie weiter auf. Sie konnte ihn riechen, den Männerschweiß und den schwachen Duft der Seife. Inzwischen kannte sie diesen Geruch so gut, daß sie ihn in einem Raum voller Männer herausfinden würde.
    Es stimmte, daß sie neugierig auf das Haus gewesen war, doch eigentlich hatte sie den Besuch als Vorwand genommen, Cam zu sehen.
    »Vermutlich hat es keinen Sinn, dir zu sagen, daß Jungen in Seths Alter nicht unbeaufsichtigt Leitern rauf- und runterklettern sollten.«
    »Nein, vermutlich nicht.«
    »Oder daß sie in seinem Alter unvorsichtig, oft ungeschickt und unbeholfen sind.«
    »Er ist nicht unbeholfen«, widersprach Cam nachdrücklich. »Er ist so beweglich wie ein kleiner Affe. Und da wir ja Paviane sind«, fügte er spöttisch lächelnd hinzu, »paßt es sogar.«
    Sie schloß den Koffer und reichte ihn ihm. »Sieht ganz so aus«, sagte sie. »Aber Unfälle geschehen eben, ganz
gleich, wie vorsichtig man ist oder wie sehr man versucht, sie zu verhindern. Deshalb nennt man sie ja Unfälle.«
    Sie schaute ihm ins Gesicht. Der Ärger war noch da, stellte sie fest – Ärger auf

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