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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Cap’n.«
    Der Hund trottete zwischen ihnen, und Ethan schob die Hände in seine Taschen. Er nickte, als ein Bekannter ihn grüßte, nahm kaum die flinken Bewegungen der Krabbensammler wahr, die sich bei der Arbeit so richtig in Szene setzten. Aber die Gerüche fielen ihm auf, weil er sie so gern mochte – Wasser, Fisch, die salzhaltige Luft. Und der feine Duft von ihrer Seife und Shampoo.
    »Ethan, ich will dir oder deiner Familie keinen Kummer bereiten.«
    »Das könntest du gar nicht, Grace.«
    »Vielleicht weißt du es ja auch schon. Es liegt mir nur so schwer auf dem Magen. Ich kann es einfach nicht ertragen.« Sie sprach leise, mit einer Wut, die Ethan selten an ihr gesehen hatte. Er bemerkte, wie angespannt ihr Gesicht war, und beschloß, auf das kalte Getränk zu verzichten und sie vom Hafen wegzuführen.
    »Sag’s mir am besten, rede es dir von der Seele.«
    »Um es dir aufzulasten«, meinte sie und seufzte. Sie tat es ungern. Ethan war immer da, wenn man Ärger hatte oder eine Schulter zum Ausweinen brauchte. Früher einmal hatte sie sich gewünscht, er würde ihr mehr anbieten als das … aber sie hatte gelernt, die Wirklichkeit zu akzeptieren.
    »Es ist besser, wenn ihr informiert seid«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Ihr könnt nur reagieren, wenn ihr Bescheid wißt. Hier ist ein Ermittler von einer Versicherungsgesellschaft unterwegs, der mit den Leuten redet und ihnen Fragen über deinen Vater und auch über Seth stellt.«
    Ethan legte kurz die Hand auf ihren Arm. Sie waren jetzt weit genug vom Hafen, von den Läden und dem Verkehrslärm entfernt. Er hatte gedacht, das läge hinter ihnen. »Was für Fragen?«
    »Über den Geisteszustand deines Daddys in den letzten paar Wochen vor dem Unfall. Wie er Seth mitgebracht hat. Er war heute früh gleich als erstes bei mir. Ich dachte, es wäre besser, mit ihm zu reden als ihn abzuweisen.« Sie
sah Ethan an und war erleichtert, als er nickte. »Ich hab’ ihm gesagt, daß Ray Quinn einer der großartigsten Menschen war, die ich je gekannt habe. Und dann habe ich ihm gesagt, was ich davon halte, wenn jemand die Runde macht, um den gemeinsten Klatsch zu sammeln.«
    Da Ethan lächelte, lächelte auch sie. »Na ja, er hat mich eben so in Rage gebracht. Behauptet, er tue nur seine Arbeit, und gibt sich so weich wie Butter. Aber mich hat es auf die Palme gebracht, vor allem als er fragte, ob ich etwas über Seths Mutter wisse oder woher er stamme. Ich sagte, ich wüßte nichts darüber, und es spiele auch keine Rolle. Seth sei da, wo er hingehört, und damit basta. Hoffentlich habe ich es richtig gemacht.«
    »Du warst ganz prima.«
    Ihre Augen hatten jetzt die Farbe eines windgepeitschten Meeres. »Ethan, ich weiß, es tut weh, daß die Leute reden, daß einige von ihnen Dinge sagen, zu denen sie kein Recht haben. Es hat überhaupt nichts zu bedeuten«, fuhr sie fort und nahm seine Hände zwischen ihre, »jedenfalls für keinen, der eure Familie kennt.«
    »Wir werden es schon durchstehen.« Er drückte kurz ihre Hände, wußte nicht, ob er sie festhalten oder loslassen sollte. »Ich bin froh, daß du es mir gesagt hast.« Dann ließ er sie los, doch er schaute ihr ins Gesicht und sah sie so lange an, bis ihr das Blut in die Wangen stieg. »Du kriegst nicht genug Schlaf«, bemerkte er, »deine Augen sehen müde aus.«
    »Oh.« Verlegen und ärgerlich rieb sie ihre Augen mit den Fingerspitzen. Warum fiel es diesem Mann immer nur auf, wenn etwas nicht stimmte mit ihr? »Aubrey hat gestern nacht ein bißchen Theater gemacht. Ich muß wieder zurück«, sagte sie schnell und tätschelte den geduldigen Simon flüchtig. »Morgen komme ich und mache bei euch sauber.«
    Sie eilte davon. Sie hatte wenig Hoffnung, daß Ethan, der nur bemerkte, wenn sie müde oder besorgt aussah, sie jemals als Frau wahrnehmen würde.
    Aber Ethan sah ihr nach. Er fand, daß sie viel zu hübsch war, um wie ein Maulesel zu schuften.
     
    Der Ermittler, dessen Name Mackensie war, drehte seine Runde. Bisher ergaben seine Notizen das Bild eines Mannes, der ein wahrer Heiliger gewesen sein mußte. Ein selbstloser barmherziger Samariter, der nicht nur seine Nachbarn liebte, sondern sich frohen Herzens auch noch ihre Päckchen auflud, der, unterstützt von seiner treuen Frau, tatkräftig Menschlichkeit praktizierte. Doch es gab auch andere Aussagen, die Raymond Quinn als einen aufgeblasenen, sich überall einmischenden Despoten darstellten, der übel beleumundete Jungs sammelte wie andere

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