Tief im Hochwald - Kriminalroman
was mich sehr gewundert hat.«
»Herr Pastor, Sie haben uns sehr weitergeholfen«, bedankte sich Vanessa. »Frau Eiden hat den Totenkaffee vorbereitet, das Ehepaar Stüber hatte Liedwünsche mit Herrn Rommelfanger abzustimmen, und soweit ich weiß, wohnt der junge Schreiner nicht in Hellersberg und hat Gieselind Jungblut vielleicht nicht gekannt, aber wir werden uns die Liste genau vornehmen und sie mit unseren bisherigen Erkenntnissen abgleichen. Damit haben Sie uns jedenfalls sehr viel Arbeit erspart, herzlichen Dank und Ihnen einen wunderschönen Tag.«
Sie versprach, sich in den nächsten Tagen bei ihm zu melden, und blickte sorgenvoll zur Uhr über der Eingangstür. Es war genau zehn Uhr dreißig, Pastor Feldmann musste jeden Moment kommen. Plötzlich fiel ihr etwas Wichtiges ein. »Herr Lämmle?«
Der Pastor ließ die Türklinke los und drehte sich zu ihr um.
»Wenn es nicht zu viele Umstände macht, hätte ich eine Bitte. Könnten Sie bitte in den nächsten Tagen eine Liste anlegen mit Details zur ersten Trauerfeier, die nur Leute wissen können, die anwesend waren? Welche Lieder tatsächlich gesungen wurden, Blumenschmuck auf dem Altar oder was weiß ich. Ich habe den Eindruck, Sie haben eine phantastische Beobachtungsgabe, und es könnte unsere Arbeit erheblich erleichtern, wenn wir Personen, bei denen wir nicht ganz sicher sind, nach Details fragen könnten. Und auf Ihre Verschwiegenheit kann ich mich ja absolut verlassen!«, beschwor sie den jungen Kirchenmann eindringlich.
»Soll ich vielleicht –«, begann er, aber Vanessa unterbrach ihn.
»Wir haben gleich einen Termin, aber wenn Sie es bis übermorgen schaffen könnten? Ich komme auch gern bei Ihnen vorbei und hole mir die Liste ab.«
Der Pastor versprach anzurufen, sobald er fertig war, und verließ die Dienststelle.
»Bin gleich wieder da«, rief Vanessa den Kollegen zu und ging zur Toilette im hinteren Teil der Wache.
Als sie sich die Hände abtrocknete, hörte sie, wie die Eingangstür ins Schloss fiel. War Feldmann gekommen? Sie horchte, wie Kollege Landscheid sich verhalten würde.
»Kannst du nicht einmal pünktlich sein?«, schnauzte der Polizist den Besucher an.
»Ich hab draußen meinen Nachfolger getroffen, er wirkte ziemlich in Gedanken«, erklang die Stimme des ehemaligen Pastors. »Ist ja ein ganz Netter, aber ich halte nichts von diesen zusammengelegten Gemeinden, da verliert man leicht den Kontakt zu den einzelnen Gemeindemitgliedern.«
Landscheid polterte: »Die Kommissare möchten dich sprechen, sie sind sofort bei dir. Setz dich hinten in ihr Büro, ich hab zu tun.«
Vanessa trocknete sich erleichtert die Hände ab und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
Gunter hatte Feldmann bereits Platz angeboten. Vanessa gab dem alten Pastor die Hand und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Ihr Ton war höflich, aber reserviert. Im vorderen Teil der Wache hörte sie Heiner Landscheid geräuschvoll irgendetwas hin und her räumen.
»Herr Landscheid?«, rief Vanessa nach vorn, aber der Kollege tat so, als würde er sie nicht hören. Mit einem entschuldigenden Blick zum Pastor erhob sie sich und ging nach vorn.
»Herr Landscheid, kommen Sie bitte mit nach hinten? Oder möchten Sie sich jetzt doch lieber raushalten?«
»Ich spreche nicht mit Kinderschändern«, brummte Landscheid so laut, dass Vanessa Angst hatte, man könnte es bis zu ihrem Schreibtisch hören.
»Schön der Reihe nach, wir haben doch eben schon darüber gesprochen«, versuchte Vanessa ihn zu besänftigen. »Wenn Sie es sich nicht zutrauen, dann halten Sie sich meinetwegen raus.«
Widerstrebend kam er mit nach hinten und stellte seinen Stuhl im Rücken von Feldmann auf, sodass sein Freund oder, wie es inzwischen schien, sein ehemaliger Freund ihn nicht sehen konnte, ohne sich umzudrehen. Vanessa wies auf die Stirnseite ihres Schreibtisches und räusperte sich, aber Landscheid tat so, als würde er sie nicht verstehen. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als in dieser Konstellation zu beginnen.
»Danke, Herr Feldmann, dass Sie gekommen sind. Die Todesfälle können nicht an Ihnen vorbeigegangen sein. Ich gehe davon aus, Sie haben eine Vorstellung davon, warum wir Sie sprechen wollen?«, begann sie.
»Da ich gerade draußen meinen Vorgänger getroffen habe, nehme ich an, dass Sie alle Hellersberger als mögliche Zeugen befragen. Obwohl mein Kollege ja nicht einmal in Hellersberg wohnt«, schnaubte Feldmann abschätzig.
»Grundsätzlich sind wir
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