Tief im Hochwald - Kriminalroman
Parkplätze sowie Informationstafeln zu den örtlichen Besonderheiten von Flora, Fauna und Bodenbeschaffenheit. Mehrere alte Bahnhöfe waren zu erfolgreichen Ausflugslokalen mit großen Terrassen umgebaut worden, wo man nahrhafte Kleinigkeiten zu günstigen Preisen essen konnte.
Diana, Philipp und Thorsten hatten ihre beiden Freunde Yvonne und Raphael motivieren können, mit ihnen den Ferientag zu nutzen. Philipps Cousine war zu Besuch, und Philipp hatte geäußert, sie sei zwar sehr nett, aber er wisse nicht so recht, was er mit ihr anfangen solle, daher komme ihm die Radtour sehr recht. Sie wohnte in Köln und ließ die anderen spüren, dass sie das Landleben nicht gewohnt war und langweilig fand.
»Tut mir leid, aber ich kann auf dem Fahrrad so echt nicht fahren, kann mir das mal bitte jemand anders einstellen?«, nörgelte Philipps Cousine Jana, die es anscheinend nicht gewohnt war, sich per Rad statt per Straßenbahn fortzubewegen.
»Steig mal ab, ich mach dir den Sattel tiefer, sicher geht es danach besser«, bot Thorsten an, der schon den ganzen Vormittag um sie herumscharwenzelte. Dankbar saß Jana ab und ließ sich auf eine Bank fallen, die gegenüber einem riesigen Findling stand.
»Warum ist da eigentlich eine Lücke im Wald?«, erkundigte sie sich ahnungslos.
»Das sind Brandschneisen. Wenn wir einen Waldbrand hätten, was hier zum Glück selten vorkommt, würde dabei eine riesige Waldfläche abbrennen, weil die Flammen von einem Baum auf den nächsten überschlagen. Darum lässt man in regelmäßigen Abständen Lücken zwischen den Baumreihen, damit die Flammen auf ein überschaubares Gebiet beschränkt bleiben.«
Die Großstädterin bewunderte Thorstens Wissen, und Philipp musste lächeln. Es war witzig, Thorsten dabei zu beobachten, wie er einen auf cool machte.
»Sieh mal, da vorn steht ein Fahrrad, ich habe aber nirgendwo einen Fahrer gesehen«, sagte Diana zu Philipp.
»Das ist bestimmt ein Pilzsammler. Wer weiß, wie weit der sich von seinem Rad entfernt hat«, entgegnete Philipp.
»Ich muss aber mal dringend Pipi machen, nicht dass ich im Wald von jemandem überfallen werde«, wandte Diana ein.
»Ihr Mädchen geht sonst immer zusammen pinkeln, das könnt ihr doch im Wald auch machen«, warf Raphael ein, und alle Jungs lachten.
»Ich muss auch mal, ich geh mit«, erwiderte seine Freundin Yvonne, und auch Philipps Cousine schloss sich ihnen an.
»Ich würde mir gern die Hände waschen«, meinte Jana anschließend, »ich fühle mich sonst nicht richtig wohl.«
»Kein Problem, da unten fließt die Ruwer«, sagte Philipp, und die drei Mädchen gingen zusammen runter an den schmalen, ruhigen Fluss.
Thorsten hatte das Fahrrad richtig eingestellt und nahm aus seiner Satteltasche ein Sixpack Bier, das er herumreichte, als vom Fluss ein gellender Schrei ertönte.
»Da hat bestimmt eins der Mädchen eine Kröte gesehen oder so«, grinste Thorsten, aber im nächsten Augenblick schrie Diana, sie sollten sofort kommen.
Lachend schlugen sie sich durch das Gebüsch zu den Mädchen durch und erstarrten, als sie den Grund für den Schrei sahen. Im flachen Flussbett der Ruwer lag ein Männerkörper, das Gesicht im Wasser. Thorsten zog sofort sein Handy aus der Hosentasche, hatte aber keinen Empfang. Er machte Fotos von dem Mann, der ein buntes Trikot und eine enge Fahrradhose trug und dem sicherlich das Rad gehörte, das oben am Weg abgestellt war.
Philipps Cousine schrie noch immer, und Thorsten nahm sie in die Arme und führte sie fort.
»Hey, was soll der Mist mit den Fotos, lösch die sofort wieder«, schrie Raphael, aber Thorsten gab über die Schulter zurück, er wolle Bilder für die Polizei haben, bevor sie irgendetwas veränderten.
»Was sollen wir denn machen? Müssten wir nicht sehen, ob er richtig tot ist?«, fragte Philipp.
»Als Tochter eines Polizisten weiß ich nur, dass man keine Spuren zerstören darf«, wandte Diana ein.
»Aber was ist, wenn er gar nicht tot ist und man ihn noch retten kann?«
»Vielleicht ist er nur gestürzt und ist ohnmächtig?«
»Ob das wieder das Hochwald-Monster war?«
Alle redeten durcheinander.
»Thorsten, du bist der Schnellste von uns. Fahr bitte auf dem Radweg in Richtung Hellersberg und versuch unterwegs immer wieder, die Polizei anzurufen«, sagte Philipp. »Der Findling an der Brandschneise ist eine gute Markierung, anhand dessen müsste man ganz gut orten können, wo wir uns befinden. Alle fünfhundert Meter steht auch ein Markierungsstein
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