Tief im Hochwald - Kriminalroman
ich bin ein bisschen gereizt. Da ist man ein paar Wochen nicht da, und schon ist der eigene Arbeitsplatz ein Schlachtfeld. Ich habe schlichtweg Angst um meine Töchter.«
»Sie haben mehrere Töchter?«, fragte Vanessa, die bislang nur von Diana gehört hatte.
»Ja, wir haben noch eine Kleine, die ist erst sechs. Die darf auch im Moment nicht allein vor die Tür. Wo ist überhaupt Hajo, ich habe schon gehört, der hätte meinen Stuhl im Büro übernommen?«
»Wir haben ihn zu Erkundigungen direkt vor Ort geschickt. Draußen ist er wertvoller für uns, als wenn er nur in der muffigen Bude rumsitzt. Aber bald können wir Sie ja wieder im Gelände einsetzen«, parierte Vanessa.
»Ich muss noch eine Woche zur ambulanten Reha, danach darf ich mein Knie nach Langem wieder voll belasten und kann nächste Woche endlich wieder regulär zum Dienst erscheinen. Aber ich habe mir gesagt, denken kann ich auch mit Krücken. Ihr braucht gerade sicher jeden Mann.« Erschens humpelte an allen vorbei und ließ sich vorsichtig in den Schreibtischstuhl fallen, den Vanessa nun schon seit einigen Wochen nutzte. Alle Anwesenden gingen zu ihm hin, reichten ihm die Hand und stellten sich mit Namen und Funktion vor.
»Herr Kollege, das ist unheimlich freundlich von Ihnen«, sagte Gunter. »Aber Sie kennen die Dienstvorschriften. Solange Sie weiterhin krankgeschrieben sind …«
»Wenn ich helfen kann, den Täter zu ermitteln, bevor es weitere Opfer gibt, werfe ich meine Krankmeldung weg und trete sofort wieder meinen Dienst an«, erwiderte Peter Erschens lächelnd.
Der Freak kam mit Hajo zur Tür herein. Von Zeit zu Zeit hatte sich der Computerspezialist telefonisch gemeldet, immer wenn er und Hajo einen neuen Cache gefunden hatten. Ihnen war jedoch nichts Verdächtiges aufgefallen, keine Hinweise auf einen weiteren Mord oder ein anderes Verbrechen. Nachdem Rommelfanger gefunden worden war, hatte Vanessa sie zur Dienststelle zurückbeordert.
Erschens blickte zu Hajo hoch und runzelte die Stirn. »Hajo, wenn du in Polizeibegleitung hier erscheinst, stehst du unter Verdacht? Oder gehört auch dein Johannes zu den Missbrauchsopfern?«
»Nein, wir nutzen nur seine Ortskenntnisse, aber da könnten Sie uns sicher auch trotz der Krücken und Ihrer Krankschreibung behilflich sein«, sagte Charlotte.
Vanessa wandte sich an den Freak: »Wir haben in der Nähe des Toten erneut eine Cachedose gefunden, dieses Mal befand sich ein Sudoku darin. Außerdem war ein abwaschbarer Stift beigelegt sowie eine Packung mit Feuchttüchern, damit man das Sudoku direkt lösen und die Lösung für den nächsten Finder wieder wegwischen konnte. Drei der Felder waren eingekreist. Aus den dazugehörigen Zahlen ergibt sich vermutlich die nächste Koordinate. Es sind nicht viele Zahlen enthalten, es dürfte also ziemlich kniffelig sein. Könnten Sie vielleicht …?«
Der Freak lachte. »Ich löse zwar total gern Sudokus, aber wozu habe ich einen Computer? Das lasse ich den mal schön machen.« Er griff nach dem Beweismittelbeutel und fotografierte mit dem Handy kurzerhand das Rätsel ab, um es später lösen zu können.
»Wie lautet dieses Mal die Cachebeschreibung?«, fragte Hajo.
»Das ist ja das Seltsame«, erwiderte Bernadette. »Es gab kein Logbuch, sondern nur ein paar Cachegegenstände. Und eben das Sudoku. Im Internet ist der Cache auch nicht verzeichnet.«
Gunter sah auf die Uhr. »Als Leiter dieser Kommission schlage ich vor, dass wir für heute Feierabend machen. Wir treffen uns morgen wieder um acht Uhr hier, ist das okay? Die Spurensicherung ist vor Ort fertig, und ich fahre von hier zu Rommelfangers Mutter nach Trier ins Krankenhaus. Mehr können wir heute nicht mehr tun.«
»Das trifft sich gut, ich muss unbedingt noch in Luxemburg tanken, wenn wir täglich hierherfahren müssen. Bei den Benzinpreisen lohnt es sich, für dreißig Cent Differenz über die Grenze zu fahren«, meinte Bernadette Schubert.
»Ehrlich gesagt ist die Differenz auch bei niedrigeren Preisen die gleiche, die Ersparnis ist unabhängig von der aktuellen –«
»Bla, bla, bla, Klugscheißer!«, unterbrach Bernadette den Computerprofi.
»Nimmst du mich trotzdem mit? Ich brauche Zigaretten«, bettelte der.
»Und bringt bitte Kaffee mit, der dürfte in nächster Zeit in größerer Menge weggehen!«, bat Vanessa.
In Windeseile hatte sich die Sonderkommission aufgelöst, und der Parkplatz vor der Dienststelle hatte sich geleert. Zurück blieben Peter Erschens, Hajo und
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