Tief im Hochwald - Kriminalroman
Besonnenheit, Überlegtheit und Ruhe, mit der sie vorhin den Toten mit Blick auf eine mögliche Rettung untersucht hatte, fielen von ihr ab, und sie zerfloss förmlich in Tränen.
Vanessa winkte einen Sanitäter heran, der für Herrn Rommelfanger nicht mehr gebraucht wurde, und deutete auf die beiden Jugendlichen.
Gegen halb sechs sammelten sich alle, um noch einmal gemeinsam auf der Wache durchzusprechen, was sie bereits herausgefunden hatten. Bernadette hatte die ersten Proben nach Trier ins Labor geschickt, wollte aber, bevor es gegen sieben dunkel wurde, weiter den Tatort absuchen. Es bestand kein Zweifel, dass Tatort und Fundort identisch waren. Bernadette war sich unsicher, ob Rommelfanger vielleicht nur ein zufälliges Opfer war, denn unweit seiner Leiche hatten sie eine der bewährten Vorratsdosen gefunden, in der sich Cachegegenstände befanden. Rommelfanger war aber seiner Aussage nach selbst kein Cacher gewesen, wie Vanessa am Sonntag erfahren hatte. Andererseits waren sie sicher, dass er ebenfalls zu den Missbrauchsopfern von Pastor Feldmann zählte. Ärgerlicherweise hatten sie aber von ihm keinerlei Aussage über die Schwere der Taten mehr erhalten können, und somit war es möglich, dass sein Missbrauch bislang nicht verjährt gewesen wäre. Zusammen hatten sie rekonstruiert, dass Rommelfanger sich möglicherweise die Hände hatte waschen wollen, dabei vermutlich zufällig auf die Cachedose oder auch auf den Cacheleger gestoßen und daraufhin offenbar von hinten erschlagen worden war. Die Tatwaffe hatten sie nicht finden können, sie wussten nur, dass der Organist mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden war.
Da die Jugendlichen sich sicher waren, keinem Radfahrer begegnet zu sein, hatten die Beamten die Reifenspuren auf dem nahe gelegenen Parkplatz überprüft und versuchten nun, neue von alten Spuren zu trennen und das Fahrzeug des möglichen Täters herauszufiltern. Das war zwar alles sehr vage, aber es waren wesentlich mehr Spuren, als sie bei den anderen Morden gehabt hatten, was darauf hinzuweisen schien, dass der Mörder unter Druck gestanden und möglicherweise aus dem Affekt heraus gehandelt hatte.
»Rommelfanger sollte ja eigentlich heute Nachmittag zum Verhör auf die Wache kommen, weil er als damaliges Opfer durchaus ein potenzieller Täter zu sein schien. Das können wir somit wohl ausschließen«, brummte Gunter.
»Hätten wir nicht diese Cachedose gefunden, wäre ich nicht einmal sicher, ob es sich überhaupt um denselben Mörder handelt oder ob inzwischen der ganze Hochwald durchdreht, aber so …«, sagte Vanessa zu Charlotte.
»Mir tun diese Jugendlichen leid, die zwar für ihr Alter ganz hervorragend reagiert haben, aber heute sicher den Schock ihres Lebens bekommen haben. Ich würde sie gern einmal zu Hause besuchen, um zu sehen, wie es ihnen geht. Kannst du mir zeigen, wo ich sie finde?«
»Ich möchte mich vorher schnell umziehen, ich fühle mich einfach nur beschmutzt. Kannst du warten?«, fragte Vanessa und wandte sich zur Tür, als diese von außen geöffnet wurde. Es dauerte einen Moment, bis sich ein großer Mann auf Krücken hereingeschoben hatte.
»Hallo, Kollegen. Ich bin Peter Erschens, wir kennen uns vermutlich alle vom Telefon. Es war meine Tochter, die heute den toten Rommelfanger gefunden hat. Ihr kennt alle meine Diana. Natürlich hatte ich von ihr gehört, dass die Jugendlichen heute eine Radtour machen wollten, um das schöne Wetter in den Herbstferien auszunutzen. Ich war skeptisch, aber man kann den jungen Leuten in dem Alter sowieso nichts mehr erfolgreich verbieten.«
»Die Psycho-Tante meinte ja, das sei alles kein Problem, solange sie zusammenbleiben!«, tönte Landscheid durch den Raum.
»Den Jugendlichen ist schließlich auch nichts passiert. Und ich habe recht damit gehabt, dass sie nicht ins Opferprofil passen«, erwiderte Charlotte verärgert.
»Wäre es nicht leichter, Sie würden uns erzählen, wer ins Täterprofil passt, würden denjenigen festnehmen und wir könnten die Kinder wieder ohne Angst losschicken?«, fragte Erschens gereizt.
»Dass ich daran nicht sofort gedacht habe«, gab Charlotte zurück. »Sie helfen mir mal eben bei dem Täterprofil, zusammen bekommen wir das sicher schnell hin. Ich habe meinen Teil schon getan, jetzt sind Sie dran. Dann haben wir das doch im Handumdrehen erledigt und können uns mal wieder anderen Verbrechen zuwenden. Vielleicht können Sie mich in Zukunft immer unterstützen!«
»Tut mir leid,
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