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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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zog sich einen der schweren Stühle heran und setzte sich vorsichtig auf die vordere Kante, da die Lehnen nicht breit genug für sein Körperformat waren.
    »Kollegin?«, stieß Hajo hervor.
    »Ja, ich hatte dir doch gesagt, dass ich Trier informiert habe und man mir –«
    »Kollegin?«, wiederholte Hajo abermals und lachte laut prustend los.
    »Kriminalkommissarin Vanessa Müller-Laskowski, freut mich, Sie kennenzulernen.« Die Dame streckte ihm die Hand entgegen, aber Hajo hielt sich den runden Bauch vor Lachen.
    »Hajo, ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Heiner, und die junge Dame rückte pikiert mit ihrem Stuhl ein Stück von Hajo weg.
    »Bitte entschuldigt«, antwortete Hajo und wischte sich mit einem großen Taschentuch eine Träne aus dem Augenwinkel. »Im Dorf geht bereits das Gerücht um, du hättest eine Hexe gefangen, die ihren Ehemann umgebracht hat. Da werden aber einige enttäuscht sein.« Noch immer schmunzelnd, steckte er sein Taschentuch zurück in die Hosentasche.
    Auch Heiner lächelte wissend, aber Frau Müller-Laskowski schien nicht zu verstehen, worin der Witz lag.
    »Hexe?«, fragte die Rothaarige gereizt und zog dabei eine Augenbraue hoch.
    »Na ja, ich denke, es liegt an der ungewohnten Aufmachung und den Haaren und Ihren bezaubernden Augen. So jemanden sieht man bei uns im Hochwald nicht oft, da muss schon etwas Übernatürliches im Spiel sein oder so«, erklärte Hajo schmunzelnd. Aber der Humor der Dame schien sich nicht so recht mit seinem und Heiners Humor zu decken. »Nicht, dass ich das auch so sehen würde«, fügte Hajo schnell hinzu, aber die Frau winkte ab.
    »Können Sie sich vorstellen, wie häufig ich in meinem Leben auf meine Haarfarbe angesprochen worden bin? Was mir alles schon unterstellt und vorgeworfen wurde, weil ich nicht ganz so aussehe wie alle? Aber das ist ehrlich der Gipfel. Gibt es im Hunsrück noch das klassische Feindbild, an dem man sich orientiert, wenn etwas geschieht?« Sie war außer sich.
    Heiner schob ihr beschwichtigend eine Packung Kekse über den Tisch zu, die sie aber ignorierte. »Fahren Sie mal wieder runter; der Hochwald ist, wie er ist. Es sind rechtschaffene Menschen, die sich Sorgen um ihre eigene Sicherheit machen und froh wären, wenn der Fall schon aufgeklärt wäre. Und da ist ein unbekanntes Gesicht für sie immer eine potenzielle Gefahr. Seine Dorfgemeinschaft kennt man ja, da gibt es niemanden, dem man einen Mord zutraut. Aber unbekannte Leute machen Angst. Die sprechen eine andere Sprache, die bringen neue Gedanken ins Dorf, die bergen möglicherweise Gefahren«, klärte Heiner seine jüngere Kollegin über die Eigenarten der Hochwälder auf.
    »Aber Sie sind schon der deutschen Sprache mächtig?«, erkundigte sie sich überheblich.
    »Der Sprache schon, aber wir sagen meistens das, was wir denken. Und bei Unbekannten wissen wir eben nicht, was in denen vorgeht. Und wenn die auch noch so attraktiv sind wie Sie« – Frau Müller-Laskowski schnaubte verächtlich – »dann sind sie ganz klar eine Gefahr für die Ehefrauen im Dorf. Und ich bin sicher, das war eine Frau, die dieses Gerücht gestreut hat.«
    Hajo nickte. »Klar. Ich habe es von der Bäckersfrau gehört. Habt ihr hier weiterhin zu tun?«
    Beide nickten.
    »Gut, machen wir mal ein Experiment. Ich gehe in den Gasthof und höre mal, was die Gerüchteküche so kocht. Und ihr kommt später nach, und wir essen zusammen in der ›Post‹.«
    Heiner nickte zustimmend, aber seine Kollegin wirkte noch immer verärgert. »Sie werden die Hochwälder nicht ändern, nehmen Sie sie einfach so, wie sie sind«, sagte Heiner zu Vanessa Müller-Laskowski. Und an Hajo gewandt: »Wir sehen uns gegen achtzehn Uhr zum Skat, wie immer.«
    Als Hajo die Polizeidienststelle verließ, wunderte er sich gar nicht darüber, draußen abermals der Bäckersfrau über den Weg zu laufen.
    »Na, Hajo, was meinst du? Sie sieht genau wie eine echte Mörderin aus, oder? Da gibt es gar keinen Zweifel!«
    Hajo verkniff sich ein Grinsen. »Cordula, du hast recht. Sie hat alles, was man als Mörderin auf dem Saar-Hunsrück-Steig braucht: zwei Beine, zwei Arme und zwei Augen. Sie könnte es genauso gut gewesen sein wie du und ich auch. Das macht uns genauso verdächtig.«
    »Aber hast du nicht diese irren grünen Augen gesehen?«
    »Sie sind grau.«
    »Nein, Hajo, als ich sie vorhin gesehen habe, also direkt nach der Tat, leuchteten sie grün. Daran gibt es keinen Zweifel.«
    »Na, das könnte tatsächlich das

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