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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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Apfelschorle, bitte«, bestellte diese selbst mit fester, wohltönender Stimme. Die Leute fingen wieder an zu tuscheln.
    »Heißt das, ich muss heute Abend zurück nach Trier fahren?«, fragte sie Heiner, als sie sich setzen.
    »Warten Sie ein wenig, da wird mit Sicherheit noch ein Zimmer frei«, antwortete Hajo kauend. »Sonst … Josef, siehst du eine Chance auf Kirchenasyl?«
    Im Hintergrund hörte man das gezischte Wort »Hexe« von der Hausfrauenrunde des Bastelkreises. Alle Gespräche verstummten wieder.
    »Ich mache das nicht länger mit, ich fahre sofort wieder zurück«, brauste die Kommissarin auf, aber der Pastor war bereits aufgestanden.
    »Liebe Brüder und Schwestern, wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Was hat die Dame euch getan?«
    Auf ein betretenes Schweigen folgte wiederum heftiges Getuschel.
    »Man sagt, sie hätte –«, begann eine der Frauen aus der Kegelrunde, worauf Heiner auf sie zuging, seinen Block zückte und mit dem Stift darauf herumtippte.
    »Wer genau war das, Hilde? Ich muss den Namen notieren und ein Protokoll aufnehmen.«
    Die Frau schreckte zurück. »Äh, ich weiß nicht genau, man sagte …« Sie brach ab.
    »Ja, was sagt man sonst noch im Dorf?«
    Niemand wagte mehr, sich dazu zu äußern. Heiner wandte sich an den Hausfrauentisch: »Ich kenne mich da nicht so aus wie ihr, woran erkennt man denn eine Hexe? Und was sind ihre besonderen Fähigkeiten?«
    Die Damen schienen peinlich berührt, eine kramte tief in ihrer Handtasche, eine versteckte sich hinter einem großen Taschentuch, eine andere tat so, als sei ihr die Wolle unter den Tisch gerollt.
    »Seid ihr nicht ein wenig vorschnell mit euren Äußerungen?«, hakte Heiner nach. Es war untypisch für ihn, so forsch mit seinen Mitbürgern umzugehen, aber Hajo vermutete, dass er den Fall so schnell wie möglich wieder loswerden wollte. Da war es alles andere als hilfreich, wenn das ganze Dorf mauerte, die Kollegin aus Trier beleidigte und diese wieder abfuhr.
    »Frau Kommissarin, möchten Sie sich selbst vorstellen, oder soll ich?«
    Eine Frau in der Kegelgruppe ließ ihre Schuhe fallen, an der Theke wurde ein Glas umgestoßen, und Ruth Eiden vergaß, den Bierhahn abzustellen, sodass sich das fortwährend strömende Bier über ihre Hände ergoss.
    »Kommissarin?«, stieß sie mühsam hervor.
    »Jawohl, Kommissarin«, antwortete Heiners Kollegin. Sie ging durch das ganze Lokal auf die Theke zu, beugte sich nach vorn zu Ruth Eiden und sagte mit einem zuckersüßen Lächeln:
    »Vanessa Müller-Laskowski, Mordkommission Trier, freut mich, Sie kennenzulernen. Könnte ich jetzt bitte mein Zimmer sehen?«

DREI
    »Darf ich Ihnen noch Nachschub bringen, Frau Kommissarin? Eine weitere Tasse Kaffee vielleicht?«
    »Danke, ich habe genug.« Vanessa fischte sich die Samstagsausgabe der Tageszeitung von der Theke und wollte sie gerade aufschlagen, als Ruth Eiden sie abermals ablenkte.
    »Soll ich Ihnen ein Rührei machen? Oder ein weich gekochtes Ei?«
    Vanessa verdrehte die Augen. »Vielen Dank, das ist sehr freundlich, aber ich frühstücke normalerweise gar nicht. Ich würde gern in Ruhe die Zeitung lesen, Herr Landscheid wollte mich gegen halb zehn hier treffen.«
    »Selbstverständlich, aber Sie sagen Bescheid, wenn ich Ihnen noch etwas bringen kann?«
    Vanessa war nicht entgangen, wie peinlich es Ruth Eiden war, dass diese sie am Vortag so abgewiesen hatte, obwohl natürlich keines ihrer Zimmer belegt war.
    »Es stört Sie sicher nicht, wenn ich hier ein wenig herumräume? Um zehn Uhr ist unser Treffen zur Vorbereitung auf den Wettbewerb ›Dorf der Region‹ auf dem Kirchplatz, und da kann es durchaus sein, dass der ein oder andere Hellersberger vorher vorbeikommt.«
    Vanessa schlug die Zeitung auf und stolperte erst einmal darüber, dass sie nicht die Stadtausgabe des Trierischen Volksfreundes vor sich hatte, die sie von zu Hause gewohnt war, sondern die Landausgabe Hochwald.
    Als die Tür aufging, hatte sie den politischen Teil durchgelesen, den Lokalteil allerdings nur überflogen. Es interessierte sie nicht, ob es einen Verkehrsunfall im Hochwald gegeben hatte oder ob eine beliebige Grundschule ein neues Klettergerät bekam. Heiner Landscheid stand in der Tür und schüttelte sich wie ein nasser Hund.
    »Ruth«, rief er, »draußen regnet es wie aus Kübeln, ich schätze mal, die Leute werden sich erst einmal bei dir treffen, sofern überhaupt jemand bei dem Wetter erscheint.«
    »Danke, ich koch

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