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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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Ich bin neugierig, ob er etwas herausgefunden hat.«
    »Hast du die Nachricht nicht gelesen?«, fragte Hajo erstaunt.
    »Natürlich nicht. Briefgeheimnis!«
    Jonas schrieb:
    Lieber Opa, liebe Frau Kommissarin (ich nehme mal an, Sie lesen mit),
    ich habe mir die Sachen, die ihr mir geschrieben habt, mal genauer durch den Kopf gehen lassen und ein bisschen im Internet recherchiert (Opa, das hättet ihr auch machen können, was ist das denn für eine Feld-Wald-und-Wiesen-Kommissarin?). Die Angaben auf dem Lottoschein sind wirklich Koordinaten, und zwar liegt der Cache in Nürnberg in der Kirche St. Lorenz. Was ist das für ein seltsames Spiel, das da gespielt wird? Haltet mich auf dem Laufenden! Hier in Florida ist es furchtbar langweilig. Die Schule hat zwar wieder angefangen, aber sie ist keine echte Herausforderung für mich. Meine Gastfamilie gibt sich alle Mühe, nett zu mir zu sein, aber meistens habe ich nur die Möglichkeit, fernzusehen oder Computer zu spielen. Dass wir gestern mal am Strand waren, war wirklich eine große Ausnahme. Der Sohn der Familie ist etwa so alt wie ich, aber er hat an nichts Interesse, er isst, sieht Filme oder verschanzt sich mit irgendwelchen Ballerspielen in seinem Zimmer. Also gebt meinem armen Hirn bitte Futter!!!
    Viel Erfolg und bis bald!
    Euer Jonas
    P.S. : Opa, wie heißt denn deine Kommissarin, damit ich sie beim nächsten Mal auch ansprechen kann?
    Hajo war leicht errötet und wollte sich gerade bei Vanessa für Jonas entschuldigen, als diese in lautes Gelächter ausbrach.
    »Wahrscheinlich hat Jonas absolut recht. Wenn wir uns ein wenig angestrengt hätten, hätten wir das auch herausfinden können, aber wozu sollen wir die Computerarbeit machen, wenn das die jungen Leute liebend gern für uns erledigen? Klingt jedenfalls sehr sympathisch, dein Enkel. Schreib ihm, ich heiße Vanessa, und wenn er wieder in Hellersberg ist, möchte ich ihn gern auf eine Pizza einladen.«
    »Ist in Ordnung«, antwortete Hajo erleichtert. »Aber was nutzt uns die Information?«
    »Ich weiß es bisher nicht«, gab Vanessa wahrheitsgemäß zu.

    In jedem Jahr war die Kirmes zu Ehren des Schutzpatrons von Hellersberg, des heiligen Lutwinus, ein großes Ereignis, aber in diesem Jahr schienen viele sie als eine Art Generalprobe vor der Begutachtung von Hellersberg als potenziellem »Dorf der Region« zu betrachten. Es war zwar seit jeher üblich, dass die ortsansässigen Familien ihre gesamte Verwandtschaft einluden, aber nie zuvor waren so viele der Einladung gefolgt. Der ganze Ort war herausgeputzt wie ein Weihnachtsbaum. Alles blitzte und strahlte, und das Programm war reichhaltig und abwechslungsreich. Nur Rolf Trost hatte sich bislang geweigert, seine Skulpturen vorab auszustellen, da er Angst hatte, randalierende Jugendliche könnten vor der Begutachtung etwas beschädigen, wie er sagte.
    Das Kirmesprogramm sollte am Freitagabend mit einer Darbietung des ortsansässigen Mundharmonikavereins sowie dem Konzert einer Coverband mit Musik der achtziger Jahre beginnen. Am Samstag würde Kaffee und Kuchen mit Unterstützung des Fördervereins der Grundschule angeboten, am frühen Abend sollte ein Festamt in der Kirche St. Lutwinus stattfinden, und anschließend wäre der Fassanstich auf dem Vorplatz der Kirche. Der Kirmessonntag hatte sich über die Jahre als Kinder- und Familientag etabliert, der mit dem Frühschoppen begann, gefolgt von Kaffee und Kuchen durch die Unterstützung des Fördervereins der Kindertagesstätte, nachmittags folgten zunächst das Kinderprogramm mit Clown Pippo, ein Unterhaltungskonzert des Chors und anschließend Tanzmusik mit einem DJ aus Hermeskeil. Am Montagabend würde die Kirmes mit Livemusik zum Tanzen ausklingen. Es gab die üblichen Stände, an denen man gebrannte Mandeln, Zuckerwatte, Liebesäpfel, Pilzpfannen, Bratkartoffeln und Schwenkbraten kaufen konnte, daneben Wein- und Bierstände, aber auch einen Autoscooter und ein Karussell. Dass eine Kirmes klassischerweise das Kirchweihfest für den Schutzpatron des Ortes war, war im Laufe der Jahre immer mehr in den Hintergrund getreten. Kaum einer kannte noch die Geschichte des heiligen Lutwinus, der zu Beginn des achten Jahrhunderts Bischof zu Trier gewesen war. Der Legende nach rastete Lutwinus bei einem Jagdausflug in der Nähe der Saarschleife und schlief ein. Ein Adler blieb über dem Schlafenden in der Luft stehen und schützte ihn damit vor der Sonne. Dies sah Lutwinus als göttliches Zeichen an und ließ eine

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