Tief im Hochwald - Kriminalroman
auch von diesem Cache die Koordinaten rechtzeitig eingegeben und hatte guten Empfang auf seinem Gerät. Sie hatten bereits den Boden um den Hochsitz herum grob abgesucht, ob dort vielleicht etwas lag.
»Ich habe noch immer nicht die genaue Position, die Abweichung beträgt rund sieben Meter. Ich vermute, dass die Dose auf dem Hochsitz wirklich der Cache war. Alles, was Heiner erzählt hat, würde dafür sprechen«, erläuterte Hajo.
»Herr Landscheid, bitte sehen Sie auf dem Hochsitz nach, ob Ihrem jungen Kollegen noch mehr durchgegangen ist. Wobei im Gegensatz zu dem anderen Versteck auch die Spurensicherung an dieser Stelle gesucht hat, da dürfte theoretisch nichts mehr sein.«
Mit zitternden Knien erklomm Landscheid die Leiter, sah sich auf dem schmalen Holzgerüst um und kletterte kurz darauf wieder nach unten. »Kollege Wahlen und die Spurensicherung scheinen nichts weiter übersehen zu haben«, sagte er. »Vielleicht hat sich uns aber auch die Bedeutung eines der Fundstücke bislang nicht erschlossen.«
»Ich denke, wir fahren zur Dienststelle und sehen uns die verbliebenen Fundstücke noch einmal an«, meinte Vanessa. »Oder sind die nach wie vor in der Kriminaltechnik?«
»Mittlerweile ist der Mord so lange her, dass wir die Sachen alle wieder in Hellersberg haben. Aber hat das nicht Zeit bis Montag? Ich wollte –«, nörgelte Landscheid.
»Nein«, fiel ihm Vanessa als seine ranghöhere Kollegin ins Wort. »Ich werde mir die Sachen heute noch ansehen, und Sie sollten auch eine bessere Arbeitsmoral zeigen und nicht einfach nur den Hammer fallen lassen, wenn Sie keine Lust mehr haben.«
»Darf ich auch einen Blick auf die Sachen werfen?«, schaltete sich Hajo ein.
»Das würde mich sogar sehr freuen, du scheinst dabei den meisten Sachverstand zu haben«, antwortete Vanessa.
Landscheid hatte zwar das Büro aufgeschlossen und einen Kaffee zubereitet, aber anschließend war er mit dem Hinweis auf das Wochenende und wichtige familiäre Verpflichtungen wieder gegangen. Vanessa hatte ihn abermals verärgert darauf hingewiesen, dass sie in einem Mordfall steckten und es sich nicht leisten konnten, pünktlich Feierabend zu machen. Landscheid hatte sich jedoch damit gerechtfertigt, dass sie von der Kriminaltechnik heute sowieso niemanden mehr erreichen könnten und auch sonst vorerst keine neuen Erkenntnisse zu erwarten seien, und war vor sich hin schimpfend verschwunden.
»Darf ich die Sachen jetzt auch ohne Handschuhe anfassen? Tut mir echt leid wegen eben«, sagte Hajo schuldbewusst.
»Nicht so schlimm. Wir müssen nur deine Fingerabdrücke nehmen, damit die Kollegen in der Kriminaltechnik deine als Täterabdrücke ausschließen können.«
Aus einem Karton nahm Vanessa eine kleine Gartenschaufel aus Metall, eine Brotdose, Feuchttücher, zwei Überraschungsei-Figuren, zwei Magnete und ein kleines Päckchen Papiertaschentücher mit Tiermotiven sowie ein völlig zerdrücktes Handy.
»Außerdem liegt hier ein laminierter Lottoschein, den Landscheids Kollege am Tatort gefunden hat, wobei aber nicht feststeht, ob der auch dem Toten gehört hat oder überhaupt mit dem Mord in Verbindung steht. Da der Tote diese Handschuhe trug, hat er keine Fingerabdrücke hinterlassen, es kann demnach sein, dass dieser seltsame Lottoschein schon länger dort lag.« Vanessa sah von der beiliegenden Akte auf, die sie kurz überflogen hatte.
Hajo hatte den Lottoschein in die Hand genommen und von beiden Seiten genau untersucht. »Was steht dort oben in der Ecke?«, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. »Ich habe nicht die richtige Brille dabei.«
Vanessa beugte sich vor und entzifferte: » TBYBGGB . Außerdem steht da: ›Dieser Gegenstand soll in der Dose verbleiben.‹«
»Dann ist der Schein ein Teil des Caches. Hast du mal etwas zum Schreiben da?«
Vanessa reichte ihm verblüfft Papier und Stift. Hajo schrieb in eine Reihe die Buchstaben A bis M und darunter die Buchstaben N bis Z, sodass die Buchstaben jeweils exakt untereinanderstanden.
»› TB ‹ ist das Kürzel für ›Travelbug‹, dieses Ding sollte demnach eine Mission erfüllen und irgendwohin gebracht werden. Und YBGGB bedeutet …« – er fuhr mit dem Finger über seine Tabelle und notierte sich die Buchstaben gemäß eines Cachercodes, in dem die übereinanderstehenden Buchstaben miteinander vertauscht wurden – »… das bedeutet ›Lotto‹. Ich weiß zwar noch nicht, was es heißen soll, aber das ist auf jeden Fall ein Cache! Diktier mir bitte mal
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