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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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zog sich zurück. Jetzt fühlt er sich wieder sicher und versucht es erneut.«
    »Oder es gab ein einschneidendes Erlebnis, etwas, das
ihn zum Handeln zwingt«, sagte Anouschka. »Damit hätten wir dann doch den typischen Handlungsablauf bei Serientätern.«
    Dag Hendrik sah die beiden abwechselnd an. Nele war sich nicht wirklich sicher, was er dachte, weil sie kaum etwas in seinem Gesicht lesen konnte, aber was er hörte, schien ihm nicht zu gefallen.
    »Kann schon sein«, sagte Hendrik schließlich, »doch das ist alles nur reine Spekulation. Wir sollten ab jetzt in dieser Sache zusammenarbeiten. Ich werde das mit Polizeichef Döpner klären. Aber tun Sie mir einen Gefallen, und behalten Sie den Verdacht bezüglich eines Serientäters vorerst für sich, okay!«
    Alle Anwesenden nickten. Die Erwähnung des Polizeichefs versetzte Nele einen kleinen Stich. Sie konnte sich vorstellen, dass ein Karrieremensch wie Hendrik, der in der Hierarchie einige Stufen über ihr stand, gute Beziehungen nach ganz oben hatte. Was letztendlich bedeutete, dass Hendrik die Leitung übernehmen würde. Es spielte dann keine Rolle mehr, wer aus welcher Abteilung kam. So wie sich das hier entwickelte, würde eine Sondereinsatzgruppe ins Leben gerufen werden, und die musste von jemandem geführt werden. Nele hatte das schon einige Male gemacht, aber es stand wohl außer Frage, wer hier von Döpner den Zuschlag bekommen würde. Sie begann sich zu ärgern und stellte fest, dass ihre Sympathie für Hendrik schwand.
    »Gut, klären Sie das«, sagte sie und kippte ihren Rest Kaffee in einem Zug hinunter. »Wir werden in der Zwischenzeit weiter nach unserem Mädchen suchen.«
     
    Der in Mariensee getrunkene Kaffee drückte auf seine Blase, außerdem wollte Dag Hendrik sich ein wenig frisch machen,
bevor er seinen Chef auf den neuesten Stand brachte. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, folglich stand Hans-Georg Döpner vor dem mittleren Spiegel im Waschraum, als Hendrik den Raum betrat.
    Er zögerte kurz.
    »Oh, zu Ihnen wollte ich gerade.«
    Döpner, der eine Zahnbürste zwischen den Lippen hatte, gab einen unverständlichen Laut von sich, beugte sich dann tief über das Waschbecken und spülte sich den Mund aus. Hendrik war schon einige Jahre im Dezernat, sieben davon im neuen Gebäude, die Zähne geputzt hatte er sich hier allerdings noch nie. Aber Döpner war ja auch bekannt dafür, dass er zwischen Zuhause und Dezernat keinen Unterschied machte. Zum Leidwesen seiner Frau und seiner Gesundheit.
    »Kommen Sie rein, Hendrik, bin gleich so weit«, sprach Döpner ins Waschbecken, nachdem er den Mund wieder frei hatte.
    Hendrik schloss die Tür hinter sich. Er trat ans Waschbecken, ließ kaltes Wasser einlaufen und benetzte sich das Gesicht. Vor seinem Chef das Urinal benutzen mochte er nicht. Musste seine Blase dem Druck eben noch ein Weilchen länger standhalten.
    Döpner hob den Kopf, wischte sich den Mund mit einem Handtuch ab und grinste zähnefletschend sein eigenes Spiegelbild an. Seine künstlichen Beißer glänzten im Neonlicht.
    »Frau Prollock hat mal wieder Negerküsse mit ins Büro gebracht, und Sie wissen ja, wie schlecht ich Nein sagen kann. Aber das Zeug klebt so widerlich an den Zähnen, da kann ich nicht lange mit herumlaufen.«
    Hendrik tupfte sich mit einem Papiertuch das kalte Wasser aus dem Gesicht und nickte. Er hatte keine Ahnung,
was er darauf antworten sollte. Smalltalk war nicht seine Stärke, außerdem war es ihm unangenehm, seinen Chef bei einer so trivialen Sache wie dem Zähneputzen erwischt zu haben. Hoffentlich benutzt er jetzt nicht auch noch das Klo , schickte Hendrik ein Stoßgebet gen Himmel.
    »Ich hab schon gehört, zwei Tote, aber in dem Milieu wundert uns das ja nicht, oder?«, sagte Döpner, nachdem er sein Grinsen eingestellt hatte.
    Hendrik sah ihn über den Umweg seines Spiegelbildes an. »Genau darüber müssen wir sprechen.«
    »Gibt es denn Probleme?«
    Hendrik nickte. »Sieht ganz danach aus.«
    Döpner seufzte und packte seine Sachen in einen braunen Kulturbeutel. »Gut, gehen wir ins Büro. So weit sind wir ja trotz aller Sparmaßnahmen noch nicht, dass wir unsere Besprechungen auf dem Klo abhalten müssen, nicht wahr?« Er schlug Hendrik auf die Schulter und lachte, während er als Erster die Toilette verließ. Hendrik lief ihm hinterher. Seine Blase nervte, obwohl ihm einiges andere durch den Kopf ging.
    Polizeipräsident Hans-Georg Döpner war mehr Politiker als Polizist,

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