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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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und Hendrik arbeitete lange genug unter ihm, um zu wissen, was sein Chef von der Theorie eines eventuellen Serientäters halten würde. Nichts! So was brachte nur schreiende Presse und schlecht gelaunte Politiker auf den Plan, und vielleicht war es auch noch zu früh für eine solche Annahme. Allerdings wäre es für die Ermittlungen von großem Nachteil, sollten KHK Karminter und er in zwei verschiedene Richtungen laufen, wenn sie doch ein Ziel hatten. Darüber hinaus gab es noch sein Bauchgefühl, und das gefiel Hendrik gar nicht. Obwohl er sich selbst als nüchternen, an Fakten orientierten Menschen einschätzte,
hatte er immer auch auf seine Instinkte gehört. Und die sagten ihm heute, dass an der Sache etwas nicht stimmte. Streitigkeiten unter Bordellbetreibern waren nicht ungewöhnlich. Sie wurden in dem Milieu mit harten Bandagen ausgetragen, und wenn er mit seinem Team nicht seit über vier Monaten an Mirkovich und Krasic dran wäre, hätte er ohne mit der Wimper zu zucken den Verdacht eines Wiederholungstäters abgetan. So aber lag die Sache anders. Die beiden Kosovo-Albaner waren sozusagen die aufgehenden Sterne im Drogen- und Rotlichtmilieu der Stadt. Bevor die Polizei überhaupt auf sie aufmerksam geworden war, waren sie schon seit Monaten aktiv gewesen, hatten Kontakte aufgebaut und unliebsame Mitbewerber aus dem Markt gedrängt. Sie waren gut in dem, was sie taten, wenigstens das musste Hendrik ihnen zugestehen. Wenn sie keinen Fehler machten oder Kommissar Zufall nicht in den Ring stieg, würden die beiden noch eine ganze Weile Geld scheffeln. Dieser Tage waren sie angesehene Geschäftsleute in der Stadt, und nach Hendriks Einschätzung gab es zurzeit niemanden, der ihnen das Wasser reichen konnte oder den Mumm und das Geld aufbrachte, sie aus dem Rennen zu werfen. Hendrik hatte intensiv darüber nachgedacht, ihm war jedoch niemand aus der Szene eingefallen, der den Überfall auf den Puff bei Hassfeld und die Morde durchgeführt haben könnte. Mirkovich und Krasic waren bestimmt genauso überrascht wie er.
    Bestand tatsächlich ein Zusammenhang? Hatte derselbe Täter, der das Mädchen an dem Bahnübergang entführt hatte, auch die Nutte aus dem Puff verschleppt und ganz nebenbei deren Beschützer und Kollegin getötet? Das war ziemlich abstrus, und es fiel Hendrik schwer, daran zu glauben. Im Augenblick fehlten ihm aber die Alternativen.

    Döpner bestellte im Vorübergehen bei seiner Vorzimmerdame Kaffee, hielt Hendrik die Tür zu seinem Büro auf und lotste ihn herein.
    »Sie möchten doch Kaffee?«, fragte er, während sie sich setzten.
    Sofort begann Hendriks Blase zu quengeln. »Danke, eigentlich nicht, ich hatte heute schon mehr als genug davon.«
    Döpner machte ein enttäuschtes Gesicht. »Recht haben Sie. Meine Frau sagt auch, ich trinke zu viel von dem Zeug. Haben Sie gewusst, dass es einem das Kalzium aus den Knochen zieht und die Nieren ruiniert?«
    Hendrik wusste das schon, aber es lag ihm fern, seinen Chef jetzt, wo dessen Gesundheit sowieso schon im Eimer war, in dieser unschönen Vorstellung zu bestätigen. Hans-Georg Döpner war ein intelligenter Mann mit scharfem Verstand und Charisma, was aber seinen eigenen Körper anging, versagten all diese Vorzüge. Er trank nur Kaffee, aß zu fett und zu süß und rauchte wie der oft zitierte Schlot. Der Mann würde seine Pension nicht lange einstreichen können, da war Hendrik sich sicher.
    »Nein«, beantwortete Hendrik die Frage, »wusste ich nicht.«
    »Tut es aber. Sie sollten vorsichtig sein damit, sonst enden Sie wie ich.« Er bestellte über die Gegensprechanlage bei seiner Sekretärin den Kaffee wieder ab. Dann sah er Hendrik an, und in seinen Augen blitzten Gewitztheit und Intelligenz auf, was man bei dem alten Mann nicht mehr alle Tage sah.
    »Und, was gibt es für Probleme? Hoffentlich nichts, was mir den Tag verdirbt!«
    »Ich fürchte doch.«

    Döpner zog die buschigen, dunklen Augenbrauen zusammen und fixierte Hendrik. »Warum habe ich geahnt, dass Sie das sagen werden?«
    »Weil Sie hellsehen können, wahrscheinlich.«
    »Wahrscheinlich … na los, erzählen Sie schon.«
    Hendrik klärte seinen Chef auf. Dabei vermied er zwar das Wort Serientäter, ließ aber durchblicken, dass sowohl er als auch Hauptkommissarin Karminter zumindest nicht ausschließen konnten, dass es einen Zusammenhang gab zwischen dem vermissten Mädchen und der entführten Prostituierten. Döpner schaukelte derweil in seinem Chefsessel vor und zurück. Das

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