Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
haben?«
    Tim zuckte mit den Schultern. »Zumindest glaube ich, dass es einen ersten Versuch gegeben haben könnte, der fehlgeschlagen ist. Ich habe gestern noch mit Eckert gesprochen. Die Eltern sagen alle das Gleiche. In dem Autowrack wurden Bier- und Schnapsflaschen gefunden. Die Leichen konnten nicht mehr obduziert werden, sie waren zu stark verkohlt. Alles deutet aber darauf hin, dass in dem Wagen getrunken wurde. Die Frage ist eben, ob der Fahrer, ein gewisser Arno Streek, auch getrunken hat. Seine Eltern behaupten natürlich, er habe nie etwas getrunken. Das deckt sich zumindest mit dem, was Melanie Meyer sagt. Aber welche Eltern würden schon zugeben, dass ihr Sohn betrunken Auto gefahren ist, wenn er der Fahrer eines Wagens war, in dem vier junge Menschen umgekommen sind? An einem Punkt beißt die Maus nämlich keinen Faden ab.«
    »Und der wäre?«
    »Der Junge ist auf die Gleise gefahren. Wir kennen nur den Grund nicht.«
    Nele trank von dem wirklich guten Kaffee. »Was hat die Untersuchung des Wagens der Meyer ergeben?«
    Tim zog einen Zettel aus der Ablage auf seinem Schreibtisch.
»Lag schon in der Post. Nichts. Sie konnten keinen Handabdruck finden. Da es aber geregnet hat, wird sie die Scheibenwaschanlage benutzt haben – da bleibt natürlich nicht viel übrig.«
    »Ich habe auch nicht mit einem vollwertigen Fingerabdruck gerechnet, aber zumindest mit etwas, das ihre Aussage bestätigen würde.«
    Nele starrte nachdenklich in ihre Kaffeetasse. Konnten sie Melanie Meyer glauben? Einem Mädchen, das vor nicht allzu langer Zeit in psychotherapeutischer Behandlung gewesen war und vielleicht immer noch nach einem plausiblen Grund suchte, warum dieser Arno Streek einfach auf die Gleise gefahren war – außer Alkohol. Waren die beiden vielleicht enger befreundet gewesen? Zusammen gegangen, wie man früher so schön gesagt hatte? Wie auch immer, das hatte Zeit. Die Suche nach Jasmin Dreyer war wichtiger.
    »Ist die Hundertschaft schon draußen?«
    Tim nickte. »Eckert hat in dem Gasthaus in Mariensee übernachtet. Er hat die Leute eingewiesen. Die müssten schon seit einer Stunde unterwegs sein.«
    »Gut, ich denke …«
    Das Telefon in Neles Büro, das sich an der rechten Stirnseite des großen Raums befand, klingelte. Tim sah sie an.
    »Soll ich?«
    Nele nickte und Tim nahm das Gespräch an seinem Platz entgegen. Als er nach kurzer Unterhaltung wieder auflegte, hatte sich sein Gesicht verdüstert.
    »Olala«, machte er. »Das war Eckert. Der Herr stellvertretende Polizeichef Hendrik möchte dich ganz dringend sprechen.«
    »Und wieso ruft Eckert deswegen an?«
    »Weil Hendrik draußen bei ihm ist.«

    »Hendrik ist in Mariensee?«, wiederholte Nele.
    »Jau«, machte Tim und zog die Augenbrauen hoch.
    Nele dachte nach. Das gefiel ihr nicht. Warum mischte sich der stellvertretende Polizeichef so früh in die Ermittlungen ein? Und warum hielt er sich in Mariensee auf, wo er sich doch genauso gut in seinem Büro hätte Bericht erstatten lassen können? Nele wusste, dass der Mann kein Sesselhocker war und immer noch aktiv an Ermittlungen in seinem Ressort teilnahm. Aber sein Ressort war die Abteilung für Prostitution und Menschenhandel. Was sollte das mit ihrem Fall zu tun haben?
    Nun, nach dem Gespräch würde sie schlauer sein.
    »Okay. Fahren wir.«
    »Alle zusammen?«, fragte Tim.
    »Ich fahre mit Anou. Nimm du deinen Wagen, dann sind wir später beweglicher.«
     
    Sie trafen Kriminalrat Hendrik am Bahnübergang, direkt am Fundort von Jasmin Dreyers Fahrrad. Er stand mit Eckert Glanz an einem dunklen BMW, als Nele, Anou und Tim Siebert zeitgleich eintrafen.
    Dag Hendrik war eine imposante Erscheinung. Er überragte alle Anwesenden um mindestens eine Kopflänge, war nach Neles Schätzung 1,90 groß, schlank, mit athletischen Schultern, silbergrauem Haar und gebräunter Haut, wie man sie nur im Solarium bekam. Nele hatte schon ein paar Mal Kontakt zu ihm gehabt, war aber nicht recht schlau aus ihm geworden. Er schien ein umgänglicher Typ zu sein, mehr Ermittler als Bürohengst, andererseits war er aber auch in die zweithöchste Position aufgestiegen und würde, was man so hörte, den amtierenden Polizeichef beerben, um dessen Gesundheit es nicht zum Besten stand. Niemand stieg so weit
auf, wenn er nicht politische Ränkespiele beherrschte und, wenn es sein musste, Kollegen auf der Strecke ließ. Aus Hendriks Gesicht konnte sie auch jetzt nichts ablesen.
    Nach der Begrüßung einigte man sich darauf, das

Weitere Kostenlose Bücher