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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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eine wilde, zügellose Freiheit zwischen ihnen, die sie beide in einem erotischen Strudel voller Leidenschaft mit in den Abgrund riss. Und genau hier lauerte die Gefahr.
    Jetzt, als ihr Atem sich beruhigte und das Gehirn wieder denken konnte, wurde Nele sich dessen bewusst. Aus diesem Grund hatte sie den Satz gesagt, wohl ahnend, dass er Komplikationen auslösen konnte.

    Anou drehte den Kopf und sah sie an. Ihre dunklen Locken klebten verschwitzt an ihrer Stirn. Noch immer hob und senkte sich ihre Brust in schnellem Takt. Zwischen ihren Brüsten funkelte der rote Edelstein, den sie an einem Lederband trug. Er schien zu glühen – wie sie selbst.
    »Wie meinst du das?«
    Nele suchte bereits nach Worten, die nicht verletzten, aber doch warnen konnten. Das war nicht einfach. Sie brauchte nicht tief in sich zu gehen, um zu wissen, dass sie Liebe empfand für Anou, und Liebe verstecken zu müssen ging niemals gut.
    »Wegen der Kollegen«, sagte sie ausweichend.
    »Du meinst, weil sie etwas bemerken könnten?«
    Nele nickte. »Ich hatte bei Tim heute schon den Eindruck, dass er etwas ahnt. Er ist integer, würde niemals über private Dinge sprechen … aber nicht alle Kollegen sind so.«
    Anou drehte sich auf die Seite, so dass sie Nele ansehen konnte, schob einen Arm angewinkelt unter ihren Kopf und ließ einen Zeigefinger über Neles Hüfte wandern. »Über Tim musst du dir keine Sorgen machen. Ich glaube, du täuscht dich in seinem Verhalten. Ich habe eher den Eindruck, er ist an mir interessiert.«
    Nele zog die Augenbrauen hoch. Also doch! »Hat er dich angemacht?«
    »Noch nicht.«
    »Das will ich ihm aber auch geraten haben«, sagte Nele gespielt erbost. Wirklich gespielt? Oder regte sich bereits Eifersucht in einem tiefen dunklen Ort ihrer Seele?
    Anouscka strich ihr über die Brustwarze ihrer linken Brust. Die Berührung löste einen innerlichen Schauer bei ihr aus.
    »Keine Angst! Wie du durch intensive Ermittlungsarbeit
ja herausgefunden hast, bin ich durch und durch lesbisch. Und die Phase des Ausprobierens habe ich lange hinter mir gelassen.«
    »Ich habe auch keine Angst … nicht deswegen.«
    »Du machst dir Gedanken, weil du meine Chefin bist, nicht wahr?«
    »Nein, deshalb eigentlich weniger. Ich weiß, dass du es nicht ausnutzen würdest. Aber ich … wir beide kennen doch die Männerwelt des Dezernats. Meinst du, irgendjemand würde uns noch ernst nehmen, wenn es herauskäme?«
    »Kannst du denn unsere Beziehung ernst nehmen, wenn du nicht dazu stehst?«
    »Anou … ich …«
    Anouschka nahm den Finger von ihrer Brust und legte ihn ihr auf die Lippen, ganz zart und sacht. Er schmeckte salzig.
    »Manchmal sind Worte überflüssig. Eben habe ich viel mehr gespürt, als du mir mit Worten sagen kannst. Ich liebe dich, Nele, und ich würde nichts tun, was dir schaden könnte. Lass es doch einfach vorerst dabei bewenden. Ich weiß auch nicht, wohin das führt, aber solange es andauert, will ich es mit dir zusammen genießen. Man muss doch nicht für jedes Problem sofort eine Lösung haben.«
    Ihr Finger verschwand von Neles Lippen. Sie lagen so nahe beieinander, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. Nele roch Anou, konnte sie noch schmecken, vor allem aber spürte sie sie, an einem Platz in ihrem Inneren, der bis vor kurzem noch leer gewesen war. Wollte sie, dass er wieder verwaiste? Nein, ganz sicher nicht. Hatte Anou dann also recht damit, nichts zu tun und abzuwarten? Sich dem Problem nicht zu stellen?

    Nele wusste es nicht.
    Sie schwieg.
    Manchmal waren Worte überflüssig, damit hatte Anou zweifelsohne recht. Dies war so ein Moment. Sich in ihren dunkelbraunen Augen zu verlieren war so einfach, so verlockend. Mit ihrem Zeigefinger spielte sie mit dem roten Edelstein, der das sanfte Licht des Raums einzufangen schien.
    »Was ist das eigentlich?«, fragte sie flüsternd.
    »Ein roter Jaspis. Hab ich als kleines Mädchen von meiner Mutter bekommen. Er verleiht Kraft und bringt Glück.«
    »Und, wirkt er?«
    Anouschka lächelte sanft. »Wir haben uns kennen gelernt, oder?«
    Nele genoss diesen zutiefst innigen Moment, als wäre er ein Trunk, den sie in sich aufnehmen konnte, der ihre Kehle hinabfloss und alle Probleme der Welt einfach hinwegspülte. Der Moment ging vorüber, und die Probleme schossen geradezu in ihre Welt zurück. Neles Handy läutete. Es lag neben ihr auf dem Nachttisch und tanzte auf der Glasplatte. Obwohl alles in ihr sich dagegen sträubte, nahm sie das Gespräch

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