Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
weiß!«
    Anou erschien in der geöffneten Schiebetür. »Ich habe hier Herrn Malzert für dich.«
    Ein dicker Mann mit Vollglatze schob sich in die Tür. Sein gewaltiger Bauch drohte ein Hemd und eine Weste gleichzeitig zu sprengen. Nele nahm die Karte und trat damit aus dem engen Bus. Sie wollte es Herrn Malzert und den anderen nicht zumuten, dass er sich an den Tisch zwängte. Wahrscheinlich wäre das auch gar nicht möglich gewesen.
    »Herr Hendrik, wenn Sie mal leuchten könnten.« Sie faltete die Karte, und Hendrik strahlte sie mit einer Taschenlampe an. »Herr Malzert, was ist das hier?«
    Der dicke Taxiunternehmer schob sich neben sie. Er stank nach altem Schweiß. Außerdem hatte er Mundgeruch, der tief aus dem Magen zu kommen schien. »Warten Sie …«,
er nahm seinen knubbeligen Zeigefinger zu Hilfe, um sich zu orientieren. »Das ist Eibia.«
    »Aha … und was genau ist Eibia?«
    »’ne alte Pulverfabrik von den Nazis. Da haben früher Zwangsarbeiter Munition und Granaten und so’ne Schei ße hergestellt.«
    »Also ist das militärischer Sperrbezirk?«
    »Ach was. Da ist ja nichts mehr. In den Siebzigern haben sie bis auf zwei oder drei alle Bunker abgerissen und die Tunnel gesprengt. Das ist nur Wald mit Betonbrocken drin. Ziemlich unwegsam und verwahrlost. Wie’n Dschungel.«
    »Keine intakten Gebäude?«
    Der Dicke schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, nur ein paar Ruinen … wenn überhaupt noch. Als Kind hab ich da mal gespielt, da war das noch interessant, aber weil es damals einige Unfälle gegeben hat, hat der Bund alles abgerissen. Seitdem geht da auch keiner mehr hin. Warum fragen Sie?«
    »Wir haben uns nur gefragt, was dieser schraffierte Bereich zu bedeuten hat«, wich Nele der Frage aus.
    Doch der Dicke war nicht auf den Kopf gefallen. »Meinen Sie, dorthin hat er Frauke verschleppt?«
    Nele sah Malzert an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Na ja, man hat da schon mal eine Leiche gefunden. Vor zwanzig Jahren oder so.«
    »Ein Mord?«
    »Nee. Ein Penner. Hat sich mit Alkohol den Rest gegeben. Gefunden wurde er nur, weil so ein blöder Köter mit einem abgegammelten Arm in der Schnauze zu seinem Herrchen zurückkam.«
    »Gehen dort regelmäßig Leute spazieren?«
    »Ich würde mal sagen, nein. Ist wie gesagt sehr unwegsam, liegt abseits … und eigentlich ist es auch verboten. Das
Gelände gehört ja noch dem Bund, und die haben schon aus versicherungsrechtlichen Gründen überall Verbotsschilder aufgestellt.«
    »Gut.« Nele klappte die Karte zusammen. »Danke, Herr Malzert, Sie haben uns sehr geholfen. Ein Kollege wird Sie jetzt nach Hause fahren.«
    »Nicht nötig, ich bin mit dem Wagen hier. Und ich fahre auch nicht, bevor ich nicht weiß, was mit Frauke ist.«
    Kriminalrat Hendrik legte ihm eine Hand auf die Schulter und führte den dicken Mann mit sanftem Druck von dem Einsatzwagen fort.
    »Herr Malzert, wir geben Ihnen natürlich sofort Bescheid, wenn wir wissen, was mit Ihrer Mitarbeiterin …«, redete er auf ihn ein, während sie sich entfernten.
    Nele holte tief Luft.
    »’ne richtige Stinkbombe«, sagte sie und wedelte mit der Karte vor der Nase herum.
    Tim Siebert und Anou verzogen das Gesicht. »War nicht zu überriechen.«
    Sie setzten sich wieder in den Bus. Nele breitete die Karte aus.
    »Das wird eine harte Nuss!«, meinte Tim. »Und vor der Presse verheimlichen lässt sich das auch nicht mehr.«
    »Jetzt brauchen wir die Presse sogar. Die Medien sollen die Menschen hier ruhig aufrütteln. Wenn der Typ so weitermacht und jede Nacht eine Frau entführt, haben wir ein Problem. Wir können nicht sämtliche Bahnübergänge, nicht die ganze Strecke überwachen. Die Leute müssen gewarnt werden.«
    »Das ist mal etwas Neues«, meinte Tim. »Drei Entführte in drei Nächten, keine Leichen, keine Spuren, keine Hinweise bis jetzt.«

    »Wir dürfen nicht darauf warten, dass er wieder zuschlägt. Wir brauchen eine Spur, irgendwas. Er muss ein Versteck haben, und es kann nicht weit von hier sein«, sagte Nele.
    »Diese alte Pulverfabrik wäre also ideal«, kam von Tim.
    »Ja, hab ich zuerst auch gedacht. Aber wenn es dort keine Gebäude gibt, sieht es schon wieder anders aus. Wir sollten uns aber auf jeden Fall dort umsehen. Unauffällig zunächst. Sobald es hell wird. Anou und Tim, wollt ihr das machen?«
    Anou warf ihr einen Blick zu, den Nele richtig zu interpretieren glaubte. Natürlich würde sie es lieber mit ihr machen, aber in diesem Stadium der Ermittlungen konnte Nele sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher