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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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mehr um jede Kleinigkeit selbst kümmern. Außerdem war es ganz gut, Anou mit einem Kollegen loszuschicken, der Interesse an ihr hatte. Gut gegen die Gerüchteküche.
    »Auf jeden Fall«, sagte Tim, der von den Blicken nichts mitbekommen hatte.
    »Aber geht diskret vor. Keine Uniformierten. Macht es erst mal allein. Schaut euch um, verschafft euch einen Eindruck. Vielleicht können wir das Areal danach ja ausschlie ßen.«
    Hendrik erschien in der Tür. Er verdrehte die Augen, tat so, als müsste er ersticken.
    »Herzlichen Dank«, sagte Nele. »Ich war nicht weit von einer Ohnmacht entfernt.«
    »Habe ich bemerkt. Stellen Sie sich den mal im Taxi vor, und Sie sitzen daneben.« Hendrik stieg in den Bus und ließ sich neben Nele auf die Bank fallen. Er rieb sich die Augen und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Ich brauche ein Bett.«
    »Und ich brauche einen Hinweis, eine Spur«, sagte Nele und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

    »Was macht der Helikopter?«
    Hendrik ging ans Funkgerät. »Neun acht an Lima Alpha, bitte kommen.«
    »Hier Lima Alpha.«
    »Seht ihr was?«
    »Ja, jede Menge Wild. Ich sage es nicht gern, aber das ist hoffnungslos. Der Wald ist über weite Strecken zu dicht, und das Wild wird durch die Motorengeräusche aufgeschreckt. Wir haben praktisch überall Bewegung.«
    »Versucht es weiter.«
    »Machen wir.«
    Hendrik wandte sich von dem Funkgerät ab. »Hört sich nicht gut an. Ich glaube, das können wir vergessen.«
    Nele sah ihn an. »Schöne Scheiße. Und jetzt?«
    »Das fragen Sie mich?«
    »Ist doch Ihr Fall.«
    Hendrik hob abwehrend die Hände. »Ganz bestimmt nicht. Das sieht nicht nach einem Fall aus, mit dem man sich Lorbeeren verdienen kann. Nein, Spaß beiseite, Frau Kollegin. Das ist Ihr Fall, nicht meiner. Und ich habe nicht vor, mit Döpner was anderes zu regeln – falls Sie das gedacht haben.«
    »Das schoss mir in der Tat durch den Kopf.«
    »Na, wie gut, dass wir darüber geredet haben. Ich werde Sie gern unterstützen wo ich kann, aber es bleibt Ihr Fall. Sie leiten die Ermittlungen.«
    »Wie schön. Ich hätte da gleich eine Bitte.«
    »Nur raus damit.«
    »Würden Sie morgen mit der Presse sprechen?«
    Wenn Hendrik sich schon anbot, konnte er diese für Nele unangenehme und lästige Aufgabe gern übernehmen. Er war wesentlich länger dabei, hatte mehr Erfahrung darin
und vor allem den höheren Dienstrang. Döpner würde ohnehin darauf bestehen, dass Hendrik vor die Kameras trat. Da war es nicht ungeschickt, wenn Nele ihn darum bat und so alle ihr Gesicht wahren konnten. Außerdem hatte sie wirklich kein Interesse daran, in diesem Stadium der Ermittlungen ihr Konterfei in den Zeitungen oder lokalen Nachrichten zu sehen.
    »Natürlich«, sagte Hendrik.
    »Gut. Dann schlage ich vor, Sie fahren sofort nach Hause und nehmen eine Mütze Schlaf. So können Sie niemanden beeindrucken.«
    Hendrik grinste. »Sie wollen mich loswerden, was?«
    »Keineswegs, ich denke nur vorausschauend.« Nele setzte ein honigsüßes Lächeln auf.
    »Soll mir recht sein. Im Moment kann ich hier ohnehin nichts tun. Wünsche noch eine Gute Nacht.«
    Damit verschwand der Kriminalrat aus dem Bus.
    Nele, Anou und Tim sahen ihm nach.
    »Aus dem Mann werde ich nicht schlau«, sagte Anou.
    »Vielleicht ist er am Ende doch ganz in Ordnung«, meinte Tim.
    Nele zuckte mit den Schultern.
    »Er hat auf jeden Fall einen guten Draht zu Döpner. Und ich habe so das Gefühl, den können wir noch gebrauchen.«

4.
    Tag, morgens
    Frauke Wendtland lag zitternd auf dem stinkenden Matratzenlager, still rannen Tränen aus ihren Augen. Längst war sie zu erschöpft zum Schluchzen, zu erschöpft sogar zum Atmen. Kalte Lähmung hatte Besitz von ihr ergriffen, und ihr Körper war in jenen Zustand der Apathie abgedriftet, der es ihm gestattete, ohne Kraft und Energie trotzdem zu überleben. Sie war leer, hatte alles gegeben, was in ihr war. Hatte geschrien, gebrüllt, an den Ketten gezerrt. Hatte ihren Peiniger verflucht, sich selbst und die ganze Welt. Aus Angst war Wut geworden, aus Wut wieder Angst. Emotionen hatten sich zu wilden Wogen aufgebauscht, waren aber an den Mauern des Verlieses gebrochen wie die Brandung des Meeres an den Betonpollern der Kaimauer. Nun schien in ihr alles abgestorben zu sein. Wüste, Ödnis, Hoffnungslosigkeit. Genährt noch von der massiven Dunkelheit dieser Gruft, perfekt und undurchdringlich, ohne jedes Anzeichen von Tageslicht. Minuten oder Stunden mochten vergangen sein, seitdem

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