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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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verdient.«
    »Und Ihr Sohn hat dabei zugesehen?«
    Sie nickte.
    »Deshalb trauen Sie ihm zu, dass er unsere Kollegin tötet? Nur weil er zugesehen hat? Das glaube ich Ihnen nicht, Frau Murow, aber es ist mir im Moment auch egal. Ich will von Ihnen wissen, wo Ihr Sohn sich aufhält.«
    Sie schien froh zu sein, dass er auf dem anderen Thema nicht länger herumritt. Man konnte ihre Erleichterung förmlich riechen.
    »Wir … wir hatten damals einen Schrebergarten … drau ßen bei Lahhausen. Mit einer kleinen Hütte. Da ist Karel im Sommer immer gern gewesen, weil es so schön einsam ist und er die Züge beobachten konnte.«
    »Sagen Sie uns die genaue Adresse.«
    Das konnte Magdalene Murow nicht, aber sie beschrieb die Lage des Schrebergartens so genau, wie es ihr möglich war.
    »Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns sagen wollen?«
    Sie schüttelte den Kopf, knetete verbissen ihre Finger.
Die schwere graue Stahltür der Justizvollzugsanstalt war gerade mit Getöse hinter ihnen zugefallen, da läutete Neles Handy. Hastig nestelte sie es aus der Innentasche der gefütterten Jacke.
    Eckert Glanz war dran. Er klang aufgeregt. »Tim ist früh am Morgen tatsächlich im Büro gewesen. David Odenthal von der Nachtschicht hat ihn gesehen, aber nicht mit ihm gesprochen. Zu Hause ist er nicht, das hab ich überprüft. Ich sag es nicht gern, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Und sein Handy?«
    »Immer noch besetzt.«
    »Scheiße«, sagte Nele laut. Sie überlegte fieberhaft, während sie ihren Blick über den weitläufigen Parkplatz gleiten ließ.
    »Pass auf«, sagte sie nach zwei Sekunden, »ruf im Dezernat an, die Ernst soll unseren Mobilfunkanbieter kontaktieren, die hat das schon öfter gemacht. Die sollen feststellen, wo sich das Handy zur Zeit befindet.«
    »Mach ich.«
    Nele legte auf, starrte ihr Handy aber noch einen Moment lang an, als hätte es Antworten parat.
    Hendrik beobachtete sie mit fragend zusammengezogenen Augenbrauen.
    »Tim Siebert scheint verschwunden zu sein«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Wie bitte? Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Ich verstehe es auch nicht.«
    »Er wird doch nicht vom selben Täter entführt worden sein wie Frau Rossberg?!«
    »Nein, das glaube ich nicht. Tim ist kein leichter Gegner, und unser Täter hat es bisher nur auf Frauen abgesehen. Ich vermute eher etwas anderes.«

    Hendriks Augen verengten sich. »Und das wäre?«
    Nele sagte es nicht gern, denn die Konsequenzen waren ihr durchaus bewusst. Es ging jedoch nicht anders.
    »Wahrscheinlich verfolgt er auf eigene Faust eine Spur.«
    Hendrik schüttelte den Kopf. »Hat er das früher schon mal gemacht?«
    Nele seufzte schwer. »Leider ja. Tim ist intelligent und zielstrebig … und manchmal auch eigensinnig.«
    Hendrik nahm es kommentarlos hin. Nele konnte in seinem verschlossenen, angespannten Gesicht nicht lesen, aber sie vermutete, dass er selbst als junger Beamter auch das eine oder andere Mal eigenmächtig gehandelt hatte und deshalb nicht wirklich sauer auf Tim war. Letztendlich würde das die Konsequenzen aber nicht mildern.
    »Was war das mit dem Handy?«, fragte Hendrik, während sie zum Wagen liefen.
    »Ich lasse es orten.«
    »Geht das?«
    Nele war erstaunt. Die Technik war nicht mehr so neu. Kaum zu glauben, dass Hendrik sie nicht kannte. Andererseits war er fünfzehn Jahre älter als sie und kaum mehr mit solchen Detailermittlungen betraut. Vielleicht hatte er diesen Schritt nicht mitbekommen.
    Sie erklärte es ihm.
    »Mobilfunkunternehmen nutzen ein weit verzweigtes Netz von Sendemasten, die sogenannte Beacon-Signale empfangen. Handys sind so konzipiert, dass sie ständig, egal ob sie sich im Stand-by oder Sprechmodus befinden, Signale an den nächsten Mast senden. In Städten kann man auf diese Art leicht die Bewegungen von Handynutzern verfolgen. Auf dem Land ist es nicht mehr so einfach. Dort ist die Entfernung zwischen den Masten groß, meist mehrere Kilometer.«

    »Und in den Städten?«
    »Kaum mehr als fünfhundert Meter. Allerdings werden bei Überlastung eines Netzes die Signale automatisch an den nächsten verfügbaren Masten weitergeleitet.«
    Sie stiegen in den Wagen.
    »Was heißt das?«
    Nele zuckte mit den Schultern.
    »Sollte er sich außerhalb der Stadt befinden, müssen wir mit einem Radius von mehr als zwanzig Kilometer rechnen. Aber es ist einen Versuch wert, denke ich.«
    Hendrik sah sie an, bevor er den Motor startete.
    »Haben Sie das mit Frau Rossbergs Handy auch

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