Tief in meinem Herzen
Doch nun ist sie heute Abend verhindert. Darum hatte ich an dich gedacht. Es wäre schade, die Tickets verfallen zu lassen.“
„Ach so.“ Ein ihr unerklärliches Gefühl von Eifersucht überkam sie bei dem Gedanken. Sicher sah diese Assistentin wahnsinnig gut aus.
Cesario hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme und hätte sie in diesem Moment am liebsten geküsst. Er würde ihr nicht sagen, dass er die Tickets extra heute Morgen organisiert hatte, nachdem sie ihm am Vorabend erzählt hatte, wie gern sie als Kind Ballettunterricht genommen hätte.
„Aber was ist dann mit Sophie? Ich kann sie nicht allein lassen. Und in die Oper können wir sie doch nicht mitnehmen, oder?“, fragte Beth nun.
„Darum mach dir mal keine Sorgen. Das ist alles schon arrangiert.“
Während sie sprachen, flog der Helikopter über die Stadt und begann nun, langsam über dem Dach eines hohen Gebäudes runterzugehen.
Sie landeten auf dem Dach der Piras-Cossu-Hauptniederlassung im Geschäftsviertel von Rom. Während sie durch das Gebäude nach unten liefen, nahm Beth flüchtig unzählige mit grauem Teppich ausgelegte Korridore, elegant eingerichtete Büros und jede Menge abgetöntes Glas wahr. Mit dem Aufzug fuhren sie ins Erdgeschoss, durchquerten ein eindrucksvolles Foyer und traten nach draußen, wo bereits eine Limousine auf sie wartete.
Von Cesarios Apartment aus überblickte man einen Platz, der sich Campo de’ Fiori nannte – Blumenwiese, wie Cesario erklärte. Jeden Morgen fände dort unten ein Markt statt, auf dem Obst, Gemüse und Blumen verkauft wurden. Sein Apartment befand sich im obersten Stockwerk eines wunderschönen historischen Gebäudes. Das Innere des Apartments jedoch war zu Beths Überraschung höchst modern und minimalistisch eingerichtet. Weiße Marmorböden, weiß gestrichene Wände und weiße Möbel.
„Deine Stadtwohnung ist ja ganz anders eingerichtet als das Schloss“, kommentierte sie und dachte heimlich, dass die Wohnung so steril wirkte wie eine Arztpraxis.
„Meine Frau hat die Wohnung eingerichtet“, erklärte er. „Raffaella hat sich nie gern im Schloss aufgehalten und den Großteil der Zeit hier verbracht. Für mich ist die Wohnung nicht mehr als ein Schlafplatz, wenn ich in Rom bin.“
Im Wohnzimmer warteten bereits der Arzt und sein Assistent auf sie. Cesario sprach kurz auf Italienisch mit ihnen und stellte ihnen dann Beth vor.
„Wir werden jetzt eine Speichelprobe entnehmen“, erklärte der Arzt. „Es wird dem Kind überhaupt nicht wehtun, machen Sie sich keine Sorgen.“
Nachdem sie Sophie die Probe entnommen hatten, war Cesario an der Reihe. Beth schluckte. Sie musste daran denken, wie sie Sophie wieder mit zurück nach England nehmen würde, in ihre beengte kleine Wohnung. Ich werde es schon irgendwie schaffen, sagte sie sich. Sie musste sich bloß einen besser bezahlten Job suchen, dann könnten sie vielleicht in eine etwas bessere Gegend ziehen. Und Cesario für immer vergessen.
Der Gedanke tat ihr mehr weh, als sie zugeben mochte. Warum ist er mir nicht einfach egal? wunderte sie sich. Er war ein Fremder für sie. Ein wohlhabender Playboy, dessen Welt sich von ihrer so grundlegend unterschied, dass sie genauso gut von verschiedenen Planeten stammen könnten.
Verstohlen sah sie ihn von der Seite an. Die auffällige Narbe im Gesicht ließ ihn verletzlich wirken. Er war der erste Mann, der sie mit einer solchen Leidenschaft geküsst und ihre geheimsten Sehnsüchte geweckt hatte.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er jetzt seinen Kopf wandte und sie ansah. Seine Miene war nicht zu deuten. Aber es war unwahrscheinlich, dass ihm die plötzliche Röte in ihrem Gesicht entging.
„Wir werden uns mit Ihnen in Kontakt setzen, sobald wir die Ergebnisse haben“, erklärte der Arzt, nachdem er die Proben versiegelt hatte. Zu Beths Überraschung schickte er sich jedoch nicht an, zu gehen.
„Ich habe Dr. Bartoli gebeten, dich zu untersuchen, wenn er schon einmal hier ist“, sagte Cesario. „Vielleicht findet er eine Ursache für deine häufigen Ohnmachtsanfälle.“
„Das klingt ja, als würde ich laufend umkippen“, murmelte Beth verärgert und so leise, dass der Arzt es nicht hören konnte. „Ich fühle mich ab und zu etwas wacklig auf den Beinen, weiter nichts. Es gibt überhaupt keinen Grund, deswegen einen Arzt zu konsultieren.“
„Vielleicht lässt du mich das besser entscheiden.“
Das entschlossene Funkeln in Cesarios Augen hielt Beth davon ab, weiter mit
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