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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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dem Bildschirm. Schalt ab, sagte er sich, schalt ab – aber er musste sie einfach ansehen und an Theresa denken. Zwanzig Jahre ist das jetzt her, dachte er, und ich kann mich noch an die kleinste Kleinigkeit erinnern.
    »Was haben Ihre Recherchen denn für ein übliches Muster ergeben?«, wurde Kate Gunning gerade vom Nachrichtensprecher gefragt.
    »Dass ein einzelnes krankes Tier strandet, ist wohl nicht unüblich, wie ich von anderen Experten erfahren habe. Es stößt Notrufe aus, die andere Wale, Mitglieder seiner direkten Familie, herbeirufen. Sie stranden ebenfalls, stoßen ebenfalls Notrufe aus, und in null Komma nichts ist eine ganze Herde gestrandet.«
    »Aber wollen Sie damit sagen«, fragte der Moderator, »dass das, was gestern in Brighton Beach passiert ist, diesem typischen Strandungsmuster entspricht? Oberflächlich betrachtet gibt es doch keine Ähnlichkeit.«
    Roddy nickte heftig; überhaupt keine Ähnlichkeit.
    »Nun, die vielleicht wichtigste Ähnlichkeit«, sagte Kate Gunning, »ist, dass es ursprünglich ein einzelnes Tier war, das zuerst gestrandet ist. Und meine Recherchen haben ergeben, dass es am besten ist, einen einzelnen gestrandeten Wal auf humane Weise einzuschläfern, wenn andere Wale in der Nähe sind.«
    »Ihn zu töten, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Zum einen stirbt er wahrscheinlich sowieso, deshalb ist er ja gestrandet oder an die Küste gespült worden, und zum anderen kann er, wenn er tot ist, keine Notrufe aussenden, sodass die Herde nicht hineingezogen wird.«
    »Kate, dies ist eine äußerst ernste Angelegenheit, weil es das Vorgehen des Notfallkoordinators, Dr. Roddy Ormond, in ein zweifelhaftes Licht rückt.«
    »In der Tat, Peter – und wir müssen uns die Frage stellen, ob Dr. Ormond einen schweren Fehler begangen hat, indem er vor zwei Tagen den ersten Pottwal nicht getötet hat. Es ist möglich, dass die Massenstrandung gar nicht erfolgt wäre, wenn er das normale Verfahren angewendet hätte. Die drei Personen, die heute gestorben sind, würden dann noch leben.«
    »Nun, Kate Gunning, vielen Dank. Eine verblüffende These von der Journalistin Kate Gunning, die im Folgenden …«
    Entsetzt sank Roddy aufs Bett zurück. Nein, nein, das war unglaublich, diese jämmerliche Verbohrtheit der gesamten Zunft … Eine solche Strandung hatte es noch nie gegeben – aggressiv, zielgerichtet und von vielen verschiedenen Spezies –, und es war einfach ein Witz, darauf das Paradigma Kranker Wal anwenden zu wollen. Wie kamen Journalisten dazu, einen solchen Schwachsinn zu verbreiten? Müssten nicht eigentlich bei jedem sämtliche Alarmglocken läuten, wenn sie erklärte, einen Tag lang recherchiert zu haben, einen einzigen Tag?
    Fluchend sprang er auf und stampfte durchs Zimmer. Schließlich blieb er am Fenster stehen und drückte seine Stirn an die Scheibe. Von hier aus überblickte er die gesamte Szene: den Strand, die Wale, die Menschenmenge, die Presse. Auf der Promenade waren die Übertragungswagen Stoßstange an Stoßstange geparkt. Was für ein Zirkus, dachte Roddy finster; noch vor ein paar Tagen habe ich mir Speichelproben von Delphinen unter dem Mikroskop angesehen, und meine größte Sorge war, wie ich unsere steigenden Postgebühren vor dem Vorstand des Instituts für Meeressäugetiere rechtfertigen sollte. Und jetzt habe ich nicht nur die Verantwortung für ein Ereignis, bei dem Menschen ums Leben gekommen sind, man gibt mir anscheinend auch noch die Schuld daran. Herrgott, und ich kann mit niemandem reden, mich niemandem anvertrauen … Die Bilder sämtlicher Expartnerinnen liefen vor seinem geistigen Auge ab, wie immer, wenn er unglücklich war. Du blöder Trottel, dachte er, warum konntest du denn nicht wie ein ganz normaler Mensch mit einer zusammenbleiben?
    Er kniff die Augen zusammen, bis es wehtat. Die ganze Angelegenheit wuchs ihm über den Kopf, am liebsten hätte er alles hingeschmissen. Na gut, würde er sagen, ich trete zurück – lassen Sie doch die anerkannte Autorität Kate Gunning die Führung übernehmen. Soll sie doch verkünden, dass nicht drei Tage gewartet wird, dass es keine wissenschaftliche Untersuchung gibt, keine Hautproben, kein Sammeln von Daten, keine Nekropsien. Soll sie doch die Wale mit Tauen und Helikoptern wieder ins Meer zerren, und dann kann sie ja erklären, warum achtundsiebzig traumatisierte Wale im Wasser sterben. Und während er ins Badezimmer ging und die Tür hinter sich zuschlug, damit er diese blöden Fernsehleute

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