Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft

gemurmelt von verbranntem Schinken und hat natürlich wieder mir die Schuld daran gegeben.“ Shane schüttelte lächelnd den Kopf. „Aber diesmal habe ich mich nicht verteidigt.“ Forschend sah er sie an. „Und du? Fühlst du dich ein bisschen besser?“
    Über seine Fürsorge war sie tief gerührt. Als sie aufgewacht war, hatte sie ein Tablett mit ein paar Crackern und einem Becher mit dünnem Tee neben sich gefunden. Dabei lag ein Zettel, auf dem Shane sie beschwor, erst aufzustehen, wenn sie die Cracker gegessen und den Tee getrunken hätte. Offenbar hatte Shane sich im Internet schlaugemacht und wusste, dass ihr Magen momentan nur diese leichte Kost vertrug. Auch der Schlaf hatte ihr gutgetan. Auf alle Fälle fühlte sie sich sehr viel besser.
    „Ja, danke.“ Sie setzte sich in einen der beiden Ledersessel, die vor dem Schreibtisch standen. „Ich bin nicht ganz sicher, aber ich vermute, diese Übelkeit tritt nur morgens auf. Daher der Name.“
    „Das ist gut.“ Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum und ließ sich neben Melissa in den zweiten Sessel fallen. „Ich habe mich inzwischen mal im Internet umgesehen. Wenn es dir mit Tee und Crackern besser geht, das heißt, wenn sich dadurch die Übelkeit abmildern lässt, dann sollte man vielleicht nicht gleich schwere Geschütze auffahren und nach Medikamenten greifen. Ich werde mir den Wecker stellen, damit ich morgen etwas früher aufwache und beides bereitsteht, sowie du die Augen aufmachst.“
    „Du hast dich ja sehr genau informiert“, sagte sie lächelnd.
    „Allerdings.“ Er nickte eifrig. „Du glaubst ja nicht, wie viel man über Schwangerschaft im Internet finden kann! Erst einmal müssen wir einen Termin mit einem Frauenarzt machen, auch damit er dir die Vitamine und Mineralstoffe verschreibt, die du während der Schwangerschaft nehmen musst. Dann müssen wir sehr genau überlegen, was du essen solltest, damit deine Ernährung auch wirklich ausgewogen ist.“
    Melissa glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. War das noch der Shane, der die Frauen betörte und nur unverbindliche Beziehungen einging? Die Verwandlung in den werdenden Vater hatte sich offenbar blitzartig vollzogen. „Sowie du mich nach Aspen zurückgebracht hast, werde ich einen Termin beim Arzt machen“, versicherte sie ihm. „Und ich bin absolut sicher, dass ich dort jede Information in Bezug auf Ernährung während der Schwangerschaft bekomme.“
    „Gut. Außerdem müssen wir noch …“
    „Halt mal, Cowboy“, unterbrach sie ihn lachend. „Was soll dieses ganze Gerede von wir und uns ?“
    „Wieso, das habe ich dir doch schon gesagt, Engelchen. Ich werde die ganze Zeit an deiner Seite sein.“ Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Du musst das nicht allein durchstehen.“
    Unwillig zog sie die feinen Brauen zusammen. „Ich finde es ja sehr nett, dass du mir beistehen willst“, sagte sie langsam und nachdrücklich. „Aber wie stellst du dir das praktisch vor? Du lebst in Colorado und ich in Kalifornien und …“
    „Das kommt überhaupt nicht infrage“, unterbrach er sie schnell. „Du darfst doch nicht riskieren, dein Erbe zu verlieren. Das werde ich nicht zulassen.“
    „Aber ich kann es ebenso wenig riskieren, dass die konservativen Investoren von meiner Schwangerschaft erfahren und sich von den nächsten Projekten zurückziehen, die wir fürs Jarrod Ridge geplant haben!“ Aufgebracht sprang Melissa auf und ging ein paar Mal im Raum hin und her. Schließlich blieb sie vor Shanes Zeichentisch stehen. Dies war genau der Augenblick, vor dem sie sich immer gefürchtet hatte. Entscheidungen mussten gefällt werden, die mit ihrem Leben und dem ihres Kindes zu tun hatten. Hoffentlich machten sie jetzt keine Fehler.
    „Viele Menschen arbeiten fürs Jarrod Ridge “, fuhr sie fort. „Für sie ist es entscheidend, dass das Unternehmen Gewinn macht. Wenn in Zukunft Veranstaltungen wie die Food and Wine Gala aus Geldmangel nicht mehr stattfinden können, dann verlieren eine Menge Leute ihren Arbeitsplatz, weil das auch auf das Resort selbst Auswirkungen hat.“
    „Aber warum sollte das passieren?“, warf er ein.
    Irritiert blickte sie sich um. Konnte oder wollte er sie nicht verstehen? „Du kennst bestimmt Elmer Madison und Clara Buchanan. Sie gehören zu den wichtigsten Investoren vom Jarrod Ridge , sind aber leider auch sehr puritanisch und prüde. Und sie haben großen Einfluss. Wir wissen doch beide, dass sie es für absolut inakzeptabel halten, wenn