Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
Wiedersehen.“
„Puh, das waren aber viele Informationen auf einmal“, stöhnte Shane, während er mit Melissa über den Parkplatz zu seinem Wagen ging. Er öffnete ihr die Beifahrertür, ging dann um das Auto herum und setzte sich hinters Lenkrad. „Ich hätte Lust, jetzt zur Ranch rauszufahren und dort bis zur Dinnerparty morgen Abend zu bleiben. Was meinst du?“
„Nichts dagegen.“ Sie nickte, während sie sich anschnallte. „Ich bin nicht besonders scharf darauf, irgendjemandem von meiner Familie zu begegnen, solange sie noch nicht Bescheid wissen.“
„Warum denn nicht?“ Er ließ den Motor an.
„Meine Brüder haben wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass ich häufiger freigenommen habe. Aber meiner Halbschwester Erica und Avery, der Verlobten meines Bruders Guy, ist das bestimmt nicht entgangen. Ganz sicher würden sie mich fragen, warum ich unser gemeinsames Mittagessen heute abgesagt habe. Und ich will ihnen nicht irgendwelche Lügen auftischen.“
„Das kann ich verstehen.“ Dass sie ehrlich war und offensichtlich auch Notlügen verabscheute, gefiel ihm.
„Hast du eigentlich Kaktus irgendeine Erklärung gegeben?“, fragte sie und unterdrückte ein Gähnen. „Ich könnte mir vorstellen, dass er neugierig ist.“
„Nein.“ Shane wendete den Wagen und fuhr auf die Straße. „Aber er weiß sicher, dass irgendwas los ist.“
„Warum? Hat er was gesagt?“
„Nein, kein Wort.“
„Wie kommst du dann darauf, dass er etwas ahnt?“ Verwirrt blickte sie ihn an und sah dabei so süß aus, dass er am liebsten den Wagen angehalten und sie ausgiebig geküsst hätte.
„Ganz einfach. Bisher habe ich noch nie eine Frau auf die Ranch mitgenommen.“
Sie riss überrascht die Augen auf. „Noch nie?“
„Nein.“
„Deshalb hat Kaktus mich so komisch angestarrt, als ich morgens in die Küche gekommen bin.“
„Genau. Seit meine Tante mit ihrer Familie von Aspen nach Santa Fe gezogen ist, hat er keine Frau mehr in diesem Haus gesehen.“ Seltsam eigentlich, aber bisher hatte er nie das Bedürfnis gehabt, eine Frau mit zu sich auf die Ranch zu nehmen. Bei Lissa war das etwa ganz anderes. Ihr hatte er auch unbedingt den Wasserfall zeigen wollen. Er schwieg und konzentrierte sich auf die Straße. Als auch Lissa nichts sagte, warf er ihr einen kurzen Seitenblick zu. Sie war eingeschlafen.
Ob er Lissa auf die Ranch mitnehmen wollte, darüber hatte er nicht einmal nachdenken müssen. Das war vollkommen selbstverständlich gewesen. Irgendwie war sie auch ganz anders als die Frauen, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Aber was war eigentlich das Besondere an ihr?
Und warum war er bereit, ihretwegen sein Leben komplett umzukrempeln?
Vielleicht war es besser, nicht weiter darüber nachzudenken. Während er auf die Straße einbog, die über den Berg in sein Tal führte, fasste er einen Entschluss. Es gab Fragen, die möglicherweise lieber unbeantwortet blieben. Und dieses schien eine solche zu sein.
„Du siehst einfach super aus, Melissa.“ Avery Lancaster kam mit ihrem Verlobten Guy Jarrod auf die zukünftige Schwägerin zu und umarmte sie herzlich. „Gibt es irgendein neues kosmetisches Wundermittel, von dem ich noch nichts gehört habe?“
„Nein, das ist es nicht. Ich versuche nur, ein wenig gesünder zu leben. Weniger Stress, viel Obst und Gemüse.“ Das immerhin war keine Lüge. Sie war dauernd müde und nutzte jede Gelegenheit, sich hinzulegen. Und sie aß mehr frische Sachen als vorher.
„Nun, was auch immer du tust, es scheint zu funktionieren“, sagte Avery lachend. „Du siehst fabelhaft aus.“
„Ja, irgendwie anders“, stimmte Guy zu und runzelte kurz die Stirn.
Dass auch ihr Bruder eine Veränderung an ihr bemerkt hatte, wunderte Melissa. Normalerweise hatte er nur Augen für die hübsche Frau an seiner Seite.
In diesem Augenblick kam ihr Bruder Trevor auf sie zu. „Wisst ihr, worum es bei diesem Dinner geht? Normalerweise ist Shane McDermott doch nicht gerade ein Partylöwe. Soviel ich weiß, haben beinah alle Leute auf seiner Gästeliste den Nachnamen seiner derzeitigen Flamme.“
„Ich habe auch keine Ahnung, warum er uns alle eingeladen hat.“ Guy öffnete die große Flügeltür zur Sky Lounge , die beiden Brüder und Avery traten ein. Als Melissa zurückblieb, wandte er sich zu ihr um. „Kommst du nicht mit, Melissa?“
„Doch. Gleich.“ Sie hatte gesehen, wie ihre Halbschwester Erica mit ihrem Verlobten Christian Hanford aus dem Fahrstuhl stieg. Und
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