Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
ändern. Er wollte sein Leben mit Melissa teilen.
Während er einen Adler beobachtete, der über dem Tal seine Kreise zog, musste er an das denken, was sie ihm gesagt hatte, als sie ihm den Ring zurückgegeben hatte. Dass sie in der Wertschätzung des Vaters immer nur die zweite Stelle eingenommen hatte, weil die Arbeit für Donald das Wichtigste gewesen war. Und dass sie es nicht ertragen könne, einer ähnlichen Situation auch in ihrer Ehe ausgesetzt zu sein.
Dass sie das aus seinem Gespräch mit Senator Kurk hatte schließen müssen, sollte ihn nicht verwundern. Dass es nicht beruflicher Ehrgeiz war, der ihn trieb, den Job anzunehmen, sondern die Angst vor seinen Gefühlen und die Erinnerung an das Schicksal seines Vaters, hatte sie nicht wissen können.
Warum hatte er ihr das nicht einfach gesagt? Würde sie ihm noch eine Chance geben, sein Verhalten zu erklären?
Er musste es versuchen. Schnell trat er an seinen Schreibtisch, griff zum Telefon und wählte. „Senator Kurk? Hier ist Shane McDermott.“
10. KAPITEL
„Störe ich?“ Melissa hatte die Tür einen Spaltbreit geöffnet und steckte den Kopf in Blakes Büro.
„Was gibt’s denn?“ Blake saß mit seiner Assistentin über einem großen Stapel unerledigter Post. „Komm rein.“
„Da ist etwas, was ich unbedingt mit dir besprechen müsste“, antwortete sie zögernd und betrat das Büro ihres Bruders.
„Okay, ich lasse Sie beide allein.“ Samantha hatte gleich gemerkt, dass Melissa mit einem persönlichen Anliegen gekommen war, und verließ schnell den Raum.
Von all ihren Brüdern war Blake dem Vater am ähnlichsten. Wie der Vater ging er in der Arbeit auf, und so war es selbstverständlich gewesen, dass er den Posten als geschäftsführender Direktor übernommen hatte. Aber wie der Vater wirkte auch er etwas Furcht einflößend.
Während sie sich auf einen der Besucherstühle setzte, die vor dem Schreibtisch standen, holte Melissa tief Luft. „Ich wollte dir mitteilen, dass ich die Verlobung mit Shane gelöst habe.“
Dass er sie besorgt ansah und dann auch noch aufstand und um den Schreibtisch herum auf sie zukam, machte ihr Mut. „Das tut mir sehr leid, Melissa“, sagte er und setzte sich auf den Stuhl neben sie. „Was ist denn passiert? Vor allem aber, wie geht es dir jetzt?“
„In den letzten Tagen nicht so gut. Aber allmählich geht’s mir etwas besser.“
„Kann ich was für dich tun? Dir irgendwie helfen?“
„Nein, nicht dass ich wüsste.“ Sie hob kurz die schmalen Schultern. „Obwohl … ich bin ziemlich sicher, dass es allerlei Klatsch geben wird und die wildesten Spekulationen, wenn sich die Sache erst mal im Resort herumgesprochen hat. Deshalb solltest du es auch unbedingt direkt von mir erfahren.“
„Das ist auch gut so, und ich danke dir. Dennoch solltest du dir nicht zu viele Gedanken darum machen, was geklatscht und getratscht wird. Viel wichtiger ist, dass du wieder auf die Beine kommst.“
„Ich hoffe, das ist dein Ernst, Blake.“ Zweifelnd sah sie ihn an. „Denn ich habe einen Entschluss gefasst und weiß nicht, ob du damit glücklich sein wirst.“ Als er sie fragend ansah, fügte sie schnell hinzu: „Ich bleibe hier in Aspen.“
„Ja, und? Wo solltest du denn sonst sein?“
„Zuerst hatte ich vor, mein Kind in Kalifornien zur Welt zu bringen. Weil ich weiß, dass einige der Investoren an einer ledigen Mutter Anstoß nehmen werden. Aber …“
„Ist mir doch egal, ob diese Leute noch Geld geben“, unterbrach er sie schnell.
Schockiert starrte sie ihn an. „Wirklich?“
„Ja. Diese Typen haben immer gewusst, dass Dad für das Jarrod Ridge seine Seele verkaufen würde. Jahrelang haben sie sich darauf verlassen und ihm und uns gedroht, in Zukunft nicht mehr zu investieren. Damit muss endlich Schluss sein.“
Das klang so entschieden, dass Melissa wusste, dass es ihm ernst damit war. Aber sie wollte sicher sein und fragte deshalb noch einmal nach: „Du meinst, es wäre kein Problem, wenn ein paar unserer Geldgeber abspringen?“
Blake lachte nur. „Wohl kaum! Unser Ur-ur-ur-Großvater hat damals eine Investmentgruppe gebildet, weil er Geld brauchte, um den Bau vom Jarrod Ridge zu finanzieren. Aber aus dem Stadium sind wir längst raus. Wir brauchen kein Geld mehr von anderen Leuten, sondern haben selbst genug Mittel, um das zu tun, was wir wollen.“
„Warum hat man denn dann diese Gruppe immer noch aufrechterhalten und sie nicht längst aufgelöst?“ Das hätte ihr Vater doch schon
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