Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
vor Jahren tun können.
„Aus dem gleichen Grund, aus dem auch du bereit warst, auf dein Erbe zu verzichten und nach Kalifornien zurückzukehren. Dad hatte Angst, dass Leute wie Clara Buchanan und Elmer Madison darüber verärgert wären und üble Sachen über das Resort verbreiten würden. Und dass dadurch die Besucherzahlen sinken könnten. Auch er hat diesen Typen viel zu viel Macht eingeräumt, obwohl es gar nicht nötig war.“
Melissa fiel ein Stein vom Herzen, und zum ersten Mal, seit sie das Büro betreten hatte, entspannte sie sich. „Dann ist dir egal, was sie sagen?“
„Allerdings. Denn das Jarrod Ridge lebt nicht von den Einheimischen hier, und unser Erfolg hängt nicht davon ab, was sie über uns verbreiten, ob gut oder schlecht. Die Touristen von außerhalb machen den Umsatz.“ Er grinste. „Und ich kann den Leuten hier nur den Rat geben, den Mund zu halten. Denn sie leben von uns und den Fremden, die wir in die Stadt bringen, nicht umgekehrt. Sie werden doch nicht so dumm sein und die Gans schlachten, die goldene Eier legt!“
„So habe ich das Ganze noch gar nicht betrachtet.“ Melissa erhob sich und umarmte den Bruder. „Ich danke dir, Blake. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mir unser Gespräch geholfen hat.“
„Gut, dafür ist die Familie ja schließlich da.“ Etwas verlegen machte er sich vorsichtig von ihr los und setzte sich wieder hinter den Schreibtisch. „Aber es tut mir sehr leid, dass es mit dir und McDermott nicht geklappt hat.“
„Mir auch“, sagte sie traurig und verließ das Büro.
Während sie in Richtung Wellness-Center ging, fragte sie sich, warum ihr Vater nicht erkannt hatte, was Blake ihr gerade klargemacht hatte. Dass nämlich die Stadt es war, die vom Jarrod Ridge profitierte. Oder hatte er es doch gewusst und seine Kinder mit der ständigen Drohung, der Ruf des Resorts sei überlebenswichtig, zum Gehorsam zwingen wollen? Wie auch immer, dieser Druck war nun auf jeden Fall von ihnen genommen, und die Meinung der anderen sollte für sie und die nachfolgenden Generationen keine Rolle mehr spielen.
Doch auch wenn dieses Problem jetzt gelöst war, fühlte sie sich nicht wirklich besser. Im Gegenteil, irgendwie hatte sie jetzt mehr Zeit, über Shane nachzugrübeln, und sie litt verstärkt unter Einsamkeit und dem Gefühl der Sinnlosigkeit, seit sie mit ihm gebrochen hatte. Die Tür zum Eingangsbereich hatte sie bereits aufgestoßen und schon fast die Halle durchquert, als ihr bewusst wurde, dass Rita nach ihr rief. „Was ist, Rita?“
„Ms Jarrod, ich fürchte, ich habe wieder einen Termin nicht notiert.“ Rita sah aus, als wolle sie gleich in Tränen ausbrechen. „Es ist mir so wahnsinnig peinlich, aber ich weiß auch nicht, wie mir das passieren konnte. Im Grünen Raum wartet jemand auf eine Massage, die ihm wohl zugesagt worden war. Und die Masseurinnen sind alle beschäftigt! Meinen Sie, ob Sie vielleicht … Ich weiß, es ist viel verlangt, aber würden Sie vielleicht den Termin im Grünen Raum übernehmen?“
„Ja, ja, Rita, kein Problem. Kann ich machen. Aber versuchen Sie in Zukunft, solche Doppelbuchungen zu vermeiden.“ Im Grunde war Melissa froh, dass sie etwas zu tun hatte, was sie von den ständigen Gedanken an Shane ablenkte. Immerhin war diese körperliche Arbeit besser, als im Büro vorm Rechner zu sitzen, sich nach Shane zu sehnen und einer Zukunft mit ihm hinterherzutrauern. Das war ein für alle Mal vorbei.
Sowie sie den Grünen Raum betrat und sich bemühte, ihre Augen an das heruntergedimmte Licht zu gewöhnen, nahm sie das feine Rauschen des künstlichen Wasserfalls wahr. Und sofort war die Erinnerung wieder da. Der Ritt mit Shane zu dem Wasserfall, das Picknick am Fluss, das Glücksgefühl, mit dem geliebten Mann zusammen sein zu können, die unbeschwerten Stunden auf der Ranch …
Schluss jetzt mit diesen quälenden Erinnerungen, sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. Doch als sie auf die Massageliege blickte, runzelte sie die Stirn. Sie war leer. Wo war der Gast, der unbedingt massiert werden wollte? Da wurde die Tür zugezogen und ein Schlüssel im Schloss herumgedreht. „Wer ist da?“, rief Melissa erschrocken.
„Hallo, Lissa“, hörte sie plötzlich eine leise dunkle Stimme, die sie nur zu genau kannte. Ihr war, als streiche ihr jemand sanft über die Haut, und ihr Herzschlag beschleunigte sich.
„Shane, was, um alles in der Welt, tust du hier?“, brachte sie mühsam heraus. Ihn zu sehen war Glück und
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