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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wart?«, erkundigte sich Pia.
    »Ja«, nickte Kathrin Fachinger. »Seine Oma und sein Vater waren da.«
    Pia wunderte sich erneut, dass Nowaks Vater seinen Sohn im Krankenhaus besucht haben sollte.
    »So ein Großer, Kräftiger mit Schnauzbart?«, erkundigte sie sich.
    »Nein.« Kathrin Fachinger schüttelte verunsichert den Kopf. »Er hatte keinen Schnauzbart, eher einen Dreitagebart. Und graue Haare, bisschen länger ...«
    »Na, klasse.« Bodenstein schob ruckartig seinen Stuhl zurück und sprang auf. »Das war Elard Kaltensee! Wann wollten Sie mir das mitteilen?«
    »Das konnte ich doch nicht wissen!«, verteidigte sich Kathrin Fachinger. »Hätte ich mir seinen Ausweis zeigen lassen sollen?«
    Bodenstein sagte nichts, aber sein Blick sprach Bände. Er legte Ostermann einen Fünfzigeuroschein hin.
    »Bezahlen Sie für uns mit«, sagte er und zog sein Jackett an. »Jemand fährt auf den Mühlenhof und lässt sich von der Haushälterin die fünf Hemden zeigen. Dann will ich wissen, wann, wo und von wem dieses Messer gekauft wurde, mit dem Monika Krämer getötet wurde. Und alles über die Pleite von Nowaks Vater vor acht Jahren und ob tatsächlich ein Zusammenhang mit der Familie Kaltensee bestand. Findet Vera Kaltensee. Sollte sie in irgendeinem Krankenhaus sein, postiert zwei Beamte vor ihrem Zimmer, die protokollieren, von wem sie Besuch bekommt. Außerdem beobachten wir rund um die Uhr den Mühlenhof. Ach ja: Katharina Ehrmann geborene Schmunck wohnt irgendwo im Taunus und besitzt möglicherweise die Schweizer Staatsbürgerschaft. Alles klar?«
    »Ja, spitze.« Sogar Ostermann, der normalerweise nie murrte, war alles andere als begeistert über das Pensum, das ihm aufgebrummt worden war. »Wie viel Zeit haben wir?«
    »Zwei Stunden«, erwiderte Bodenstein, ohne zu lächeln. »Aber nur, wenn eine Stunde nicht reicht.«
    Er war schon fast zur Tür hinaus, als ihm noch etwas ein fiel.
    »Was ist mit dem Durchsuchungsbeschluss für Nowaks Firma?«
    »Kriegen wir heute«, antwortete Ostermann. »Samt Haftbefehl.«
    »Gut. Das Foto von Nowak geht an die Presse und sollte heute noch im Fernsehen gezeigt werden. Geben Sie keine Information, weshalb wir ihn suchen, denken Sie sich etwas aus. Dass er dringend irgendwelche Medikamente braucht oder so etwas.«
    »Wer hat vorhin angerufen?«, erkundigte sich Pia, als sie im Auto saßen. Bodenstein überlegte kurz, ob er es seiner Kollegin sagen sollte.
    »Jutta Kaltensee«, antwortete er schließlich. »Sie hat mir angeblich etwas Wichtiges zu sagen und will mich heute Abend treffen.«
    »Hat sie gesagt, um was es geht?«, fragte Pia.
    Bodenstein sah starr geradeaus und ging vom Gas, als er das Ortsschild von Hofheim passierte. Bisher hatte er Cosima noch nicht erreicht, um sie zu fragen, wie ihr Mittagessen mit Jutta Kaltensee verlaufen war. Was für ein Spiel spielte diese Frau? Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, mit ihr allein zu sein. Allerdings musste er ihr dringend ein paar Fragen stellen. Über Katharina Ehrmann. Und über Dr. Ritter. Bodenstein verwarf den Gedanken, Pia um ihre Begleitung zu bitten. Er würde schon selbst mit Jutta fertig werden.
    »Kuckuck!«, rief Pia in diesem Moment, und er zuckte zusammen.
    »Wie bitte?«, fragte er irritiert. Er bemerkte den eigen artigen Blick seiner Kollegin, hatte aber ihre Frage nicht mitbekommen.
    »Entschuldigung. Ich war in Gedanken. Jutta und Siegbert Kaltensee haben mir Theater vorgespielt, an dem Abend, an dem ich auf dem Mühlenhof mit ihnen gesprochen habe.«
    »Wieso sollten sie das tun?« Pia war erstaunt.
    »Vielleicht, um mich von dem abzulenken, was Elard vor her gesagt hatte.«
    »Und was war das?«
    »Ja, was, was, was! Ich weiß es eben nicht mehr genau!«, stieß Bodenstein ungewohnt heftig hervor und ärgerte sich gleichzeitig über sich selbst. Er war nicht hundertprozentig bei der Sache. Und hätte er nicht in den letzten Tagen immerwieder mit Jutta Kaltensee telefoniert, so würde er sich jetzt besser an jenes Gespräch auf dem Mühlenhof erinnern. »Es ging um Anita Frings. Elard Kaltensee hatte mir gesagt, dass seine Mutter um halb acht über deren Verschwinden informiert wurde und gegen zehn über ihren Tod.«
    »Das haben Sie mir gar nicht erzählt«, sagte Pia mit deutlichem Vorwurf in der Stimme.
    »Doch! Das habe ich!«
    »Nein, haben Sie nicht! Das bedeutet nämlich, dass Vera Kaltensee genug Zeit hatte, ihre Leute in den Taunusblick zu schicken, um das Zimmer von Anita Frings

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