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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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mich. Auch wenn es mein Verlag ist, bin ich meinen Geschäftspartnern Rechenschaft schuldig.«
    Thomas Ritter gelang ein treuherziges Lächeln. Er war sich seines Aussehens und seiner Wirkung durchaus bewusst. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass er etwas an sich hatte, was die Frauen dazu brachte, ihm zu Füßen zu liegen. Die schöne Katharina machte da keine Ausnahme.
    »Komm, Schatz.« Er lehnte sich an die Brüstung und streckte die Arme nach ihr aus. »Lass uns später übers Geschäft reden. Ich habe dich vermisst.«
    Sie gab noch einen Augenblick die Spröde, dann ließ ihr Widerstand nach, und sie lächelte ebenfalls.
    »Es geht um Millionen«, erinnerte sie ihn mit gesenkter Stimme. »Unsere Juristen haben eine Möglichkeit gefunden,die einstweilige Verfügung zu umgehen, indem das Buch in der Schweiz erscheint.«
    Ritter ließ seine Lippen an ihrem schlanken Hals abwärtswandern und spürte eine deutliche Regung in seinem Unterleib, als sie sich nun fordernd an ihn presste. Nach dem langweiligen Blümchensex mit Marleen erregte ihn der Gedanke an die gewalttätige Hemmungslosigkeit, mit der Katharina ihn an seine physischen Grenzen zu bringen vermochte.
    »Außerdem«, murmelte sie und öffnete seinen Gürtel, »werde ich selbst mit Elard sprechen. Er konnte mir noch nie etwas abschlagen.«
     
    »Haben Sie bemerkt, wie sie reagiert hat, als Sie diese Zahl erwähnt haben?«, fragte Pia, als sie vom Mühlenhof nach Hofheim zum Kommissariat fuhren. Die ganze Zeit grübelte sie schon darüber nach, was sie für einen winzigen Moment im Gesicht von Vera Kaltensee gesehen zu haben glaubte. Angst? Hass? Erschrecken? »Und wie sie mit ihrem Sohn gesprochen hat, so ... herrisch.«
    »Mir ist nichts aufgefallen.« Bodenstein schüttelte den Kopf. »Und selbst wenn sie irgendwie seltsam reagiert haben sollte, dann ist das doch wohl verständlich. Wir haben ihr mitgeteilt, dass ein alter Freund der Familie erschossen wurde. Woher kennen Sie eigentlich den Sohn von Frau Dr. Kaltensee?«
    Pia erklärte es ihm. »Die Nachricht von Schneiders Tod schien ihn ziemlich kaltzulassen«, fügte sie hinzu. »Er wirkte nicht besonders schockiert.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Nichts.« Pia zuckte mit den Schultern. »Höchstens, dass er weder Schneider noch Goldberg besonders leiden konnte. Er hatte auch kein einziges tröstendes Wort für seine Mutter übrig.«
     
    »Vielleicht fand er, sie hätte genug mitfühlende Unterstützung. « Bodenstein hob eine Augenbraue und grinste spöttisch. »Ich hatte schon befürchtet, dass Sie auch in Tränen ausbrechen würden.«
    »Ja, verdammt. Das war unprofessionell, ich weiß«, räumte Pia zerknirscht ein. Sie ärgerte sich darüber, dass sie sich von der alten Dame dermaßen hatte einwickeln lassen. Normalerweise wahrte sie genügend Distanz und konnte mitleidslos Tränen sehen. »Schluchzende weißhaarige Omis sind nun mal meine Achillesferse.«
    »So, so.« Bodenstein warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu. »Bisher dachte ich, Ihre Achillesferse seien psychisch labile junge Männer aus gutem Haus, die unter Mordverdacht stehen.«
    Pia verstand die Anspielung auf Lukas van den Berg, aber sie besaß ein mindestens ebenso gutes Gedächtnis wie Bodenstein.
    »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, Chef«, entgegnete sie grinsend. »Wo wir gerade von Schwächen reden: Ich erinnere mich da lebhaft an eine Tierärztin und ihre hübsche Tochter, die ...«
    »Schon gut«, unterbrach Bodenstein sie hastig. »Sie verstehen ja wirklich überhaupt keinen Spaß.«
    »Sie ja auch nicht.«
    Das Autotelefon summte. Es war Ostermann, der ihnen mitteilte, dass die Genehmigung für die Obduktion von Schneiders Leiche vorlag. Außerdem hatte er interessante Neuigkeiten aus dem kriminaltechnischen Labor in Wiesbaden. Tatsächlich hatten die Kollegen des BKA in der Hektik ihrer Vertuschungsbemühungen die Spuren, die zur Auswertung ins Labor gegangen waren, vergessen.
    »Das Handy, das im Beet neben Goldbergs Haustür gefunden wurde, gehörte einem Robert Watkowiak«, sagte Ostermann.»Der ist erkennungsdienstlich erfasst, mit Finger abdrücken und allem. Ein alter Bekannter, der den Ehrgeiz zu besitzen scheint, nach und nach gegen so ziemlich jeden Paragraphen im Strafgesetzbuch zu verstoßen. Ein Mord hat in seiner Sammlung bisher noch gefehlt. Sonst hat er alles hinter sich: Ladendiebstähle, Körperverletzung, Raubüberfall, wiederholte Verstöße gegen das

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