Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Obststand und bog auf den dazugehörenden Parkplatz.
Nachdem ich den Mini geparkt hatte, hörte ich Hooker etwas
vom Rücksitz murmeln.
»Was war das?«, fragte ich nach.
»Du bist komplett durchgeknallt.«
»Du bist es nur nicht gewohnt, gefahren zu werden.«
»Stimmt.« Hooker kletterte aus dem Auto. »Trotzdem bist
du komplett durchgeknallt.«
Damit hatte er wahrscheinlich Recht. Ich hatte zwar den
Ruf, unter uns Geschwistern das vernünftige, gescheite Kind
zu sein. Aber das galt nur vergleichsweise.
Der Stand war voller Kunden, die Obst, aber auch gebratene Polenta oder gegrilltes Schweinefleisch zum Mitnehmen
kauften. Rosa entdeckte Marias Cousine und führte sie zu
Hooker und mir.
Felicia Ibarra war ähnlich gebaut wie Rosa. Ein bisschen
kleiner. Genauso rund. Andere Schuhe. Ibarra trug Holzclogs.
Wahrscheinlich wegen der zerquetschten Obstreste auf dem
Bürgersteig vor dem Obststand. Ibarra war auch älter. Vielleicht Anfang sechzig. Und Ibarra sprach mit unüberhörbar
kubanischem Akzent. Sie war eindeutig nicht in den Vereinigten Staaten geboren.
»Rosa sagt, ihr sucht nach Maria Raffles«, sagte Felicia.
»Ich muss euch sagen, ich habe Angst um sie. Sie hat gehabt
so viel Ärger. Und jetzt ist sie weg. Ich habe Angst, dass sie
noch mehr Ärger hat. Der Himmel stehe ihr bei.« Dabei bekreuzigte sich Felicia Ibarra.
»Was für Ärger?«, fragte ich.
»Einfach Ärger. Manche Familien ziehen Ärger an. So was
kann sein. Sie haben einen Fluch. Oder sie sind besessen. Oder
sie haben einfach Pech.«
»Und Marias Familie?«
Felicia schüttelte den Kopf. »Sie haben Ärger auf Kuba.
Manchmal es ist schlimm auf der Insel. Und was ich weiß,
weiß ich nur von Gerüchten. Nicht von Maria. Sie hat nie etwas erzählt. Aber ich höre viel von meiner Cousine, und meine
Cousine hört es von ihrer Schwester, Marias Mutter, sie ruhe
in Frieden. Ich weiß, es hat Ärger gegeben mit Marias Großvater. Enrique Raffles. Er war Fischer. Er fischt vor einer kleinen
Stadt im Westen von Havanna. Nuevo Cabo. Er hat ein Boot,
und manchmal er hat sein Boot benutzt auch für andere Sachen. Manchmal kommt ein Boot aus Russland, und niemand
weiß, was es geladen hat. Marias Großvater war gut darin,
Dinge nicht zu sehen, und er ist oft rausgefahren zu dem großen Boot und hat Sachen in sein Boot laden lassen, und dann
hat er die Sachen an Land gebracht. Er hat das gemacht immer
in der Nacht, wenn kein Mond da war. Und er hat auch den
russischen Matrosen Sachen gebracht aus Kuba.«
»Marias Großvater war ein Schmuggler?«, fragte Rosa
nach.
»Ja. Und er hat gearbeitet mit einem anderem Mann, weil
das Boot war zu groß für einen Mann. Aber ich weiß nicht,
wie der andere Mann heißt.
Dann in einer Nacht sind die Männer rausgefahren, um
ganz besondere Ladung zu holen, und irgendwie ist das kleine
Boot auf eine Riff gefahren und ist gesunken. Der eine Mann
ist an Land gekommen, aber Marias Großvater ist nicht mehr
zurückgekommen.
Marias Vater Juan war vierzehn Jahre, als das passiert ist.
Er hat einen Schwur getan, seinen Vater zu begraben, und er
hat angefangen, zu tauchen und nach dem Boot zu suchen.
Viele Menschen haben nach dem Boot gesucht, aber niemand
hat es gefunden.
Juan hat geheiratet und hat immer weiter getaucht, und sogar als seine Frau schwanger war. Das war der Schwur, seinen
Vater zu begraben. Und dann in einer Nacht, einen Monat
bevor Maria war geboren, ist Polizei gekommen und hat Juan
mitgenommen. Niemand hat ihn je wieder gesehen. Als die
Verwandten kommen, um zu helfen mit Geburt von Maria, sie
finden ein frisches Grab in dem kleinen Garten und ein Kreuz
mit Buchstaben E.R. darauf. Und jeder weiß, dass Juan seinen
Vater hat gefunden.
Manche sagen, in dem Boot war Gold, als es untergegangen
ist. Gold, das Castro gehört hat. Und dass Juan darum verschwunden ist. Weil Castro haben wollte sein Gold. Und dann
gibt es andere Gerüchte. Gerüchte über eine ganz schlimme
Waffe. Eine ganz neue Waffe, die die Russen nach Kuba geschickt haben.
Marias Mutter hat nie wieder geheiratet. Sie ist immer geblieben in ihrem kleinen Dorf und hat gehofft, dass Juan
kommt zurück. Sie ist gestorben vor vier Jahren. Damals ist
Maria geflohen von der Insel und ist heimlich in einem kleinen
Boot nach Miami gesegelt.«
»Eine so tragische Geschichte«, meinte Rosa. »Das habe
ich nicht gewusst.«
»Sie ist gezeichnet von der Geschichte von ihrer Familie.
Wie eine Zeichen auf ihrer Stirn. Wie sagt

Weitere Kostenlose Bücher