Tiefer gelegt
fuhr
Maria fort. »Ich mochte ihn nicht, und als ich sah, dass er wieder im Club war, wollte ich lieber heimgehen. Außerdem war
ich sowieso nicht in Stimmung. Ich ging zu Fuß nach Hause
und wollte gerade die Haustür aufschließen, als ein Mann aus
dem Schatten trat und mir eine Pistole an die Schläfe hielt.
Zwei andere Männer warteten in einem Wagen am Straßenrand, alle zusammen brachten sie mich zum Yachthafen. Als
wir zu dem Boot kamen, fragte ich, was das werden soll, und
sie sagten, sie würden mich nach Kuba zurückbringen. Sie
sagten, dass ich mit dem Hubschrauber nach Kuba fliegen
würde. In diesem Moment habe ich beschlossen zu kämpfen.«
»Auch ich bin bald aus dem Club weggegangen«, übernahm Bill wieder. »Eigentlich sollten wir am Dienstag ganz
früh ablegen, deshalb wollte ich mich nicht voll laufen lassen.
Ich war gerade auf dem Parkplatz des Yachthafens und unterwegs zur Flex, als der Wagen mit Maria einbog. Ich sah, wie
ihr aus dem Auto geholfen wurde und wie sie zu viert über das
Pier gingen. Mir war klar, dass die Männer und das Auto zu
Salzar gehörten. Er hat schon öfter Frauen an Bord gebracht,
deshalb machte ich mir keine großen Gedanken. Erst als sich
die Frau am Ende des Piers zu wehren begann, ging mir auf,
dass sie nicht freiwillig an Bord ging. Wahrscheinlich hätte ich
die Polizei rufen sollen, aber ich konnte nur daran denken, wie
ich sie von der Flex runterschaffen könnte.
Ich wartete etwa zehn Minuten ab und ging dann ebenfalls
an Bord. Alles war ruhig. Der Rest der Crew schlief schon. Im
Ruderhaus brannte noch Licht, aber sonst war alles dunkel. Ich
schlich durch das Schiff und schaute hinter verschiedene Türen, bis ich sie schließlich gefesselt und geknebelt im zweiten
Deck in einer der Kajüten für die VIPs fand.«
»War die Tür nicht abgeschlossen?«
»Schon, aber zufällig bin ich gleich in meiner ersten Arbeitswoche auf der Flex in den Besitz eines Generalschlüssels
gekommen. Man kann nie wissen, wann man einen Generalschlüssel braucht, oder?«
O ja, das war mein Bruder.
»Jedenfalls«, fuhr Bill fort, »löste ich Marias Fesseln, und
wir machten, dass wir beide von Bord kamen. Maria wollte auf
keinen Fall die Polizei rufen. Sie wollte nur ein paar Sachen
aus ihrer Wohnung holen.«
»Ich wusste, dass sie sofort zu meinem Apartment fahren
und nach den Seekarten suchen würden, sobald sie merkten,
dass ich weg war«, erklärte Maria. »Bis zu dieser Nacht hatte
ich keine Ahnung, dass jemand von mir wusste. Ich hatte mir
nicht mal die Mühe gemacht, die Seekarten zu verstecken. Ich
dachte, dass niemand mehr etwas von dem Wrack weiß. Dass
das Wissen darüber mit meinem Vater untergegangen war.«
»Du glaubst also, dass Salzar entweder dich oder die Seekarten haben will, damit er das Wrack bergen kann?«
»Als mein Vater nach der Leiche meines Großvaters suchte,
ist er auf Gold gestoßen. Er ist mit den Überresten meines
Großvaters zurückgekehrt und hat meiner Mutter von seinem
Fund erzählt. Das hat mir meine Mutter auf ihrem Totenbett
verraten. Sie hat immer allen erzählt, dass sie nicht wüsste, wo
mein Vater getaucht hatte, aber sie hat es gewusst. Und sie
wusste auch von dem Gold.«
Ein kleines Propellerflugzeug brummte über die Baumwipfel, und wir erstarrten, bis es wieder verschwunden war.
»Soll ich euch sagen, was ich glaube?«, sagte Maria. »Ich
glaube, das Gold war für Castro. Das Boot meines Großvaters
sank zwei Tage nach dem Beginn der Blockade, die Präsident
Kennedy angeordnet hatte. Ich glaube, eines der großen russischen Schiffe hatte Gold für Castro an Bord. Das Schiff
konnte nicht mehr in den Hafen einlaufen, es ist also gut möglich, dass sie meinen Großvater rausschickten, um das Gold zu
holen. In meinem Dorf wurde immer geflüstert, dass es so
gewesen sein könnte. Ich habe das nie geglaubt, bis meine
Mutter mir von dem Gold erzählt hat.«
»Und?«
»Und dann ist irgendwas passiert. Das Schiff meines Großvaters lief auf ein Riff auf und ist nie wieder nach Mariel zurückgekehrt. An Bord waren zwei Männer. Den einen Mann
hat man in einem Rettungsboot auf hoher See aufgelesen. Er
behauptete, das Schiff meines Großvaters hätte ein Leck und
würde sinken, aber mein Großvater wollte das Schiff nicht
verlassen. Jahrelang suchte der Mann, der den Schiffbruch
überlebt hatte, nach diesem Schiff, aber er suchte nur in den
flachen Gewässern rund um Mariel. Alle glaubten, dass er
nach meinem
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