Tiefer gelegt
sich auf. »Als Steuermann? Oder als Goldsucher?«
»Als Steuermann.«
»Er ist exzellent. Er gehört zu den wenigen Leuten, denen
ich mein Schiff anvertraue. Die Happy Hooker ist ein schweres Boot mit tiefem Kiel. Wenn ich am Ruder wäre, bräuchte
ich eine ganze Mannschaft, um sie aus diesem Wasserlauf
rauszubugsieren. Und selbst dann würde ich wahrscheinlich
auf eine Sandbank auflaufen.«
»Aber du glaubst, dass Bill und Maria es schaffen?«
»Ja. Allein würde er es nicht hinbekommen, aber so wie es
sich anhört, hat Maria ihr halbes Leben auf irgendwelchen
Schiffen verbracht. Wahrscheinlich ist sie ein sehr guter erster
Maat. Wenn Bill meine Hilfe bräuchte, hätte er mich gefragt.
Bei Booten geht er kein Risiko ein.«
Das Motorengeräusch kam näher, dann erschien das Boot,
das aber seine Fahrt stoppte, noch bevor es die offene Bucht
erreicht hatte. Bill erschien am Bug, befestigte die Fernbedienung für den Anker an der Winde und ankerte.
Eine halbe Stunde später hörte ich in der totalen Dunkelheit, wie der Hebekran herumschwang und das Schlauchboot
zu Wasser gelassen wurde. Der Himmel war tiefschwarz und
mondlos. Wir konnten den Kurs des Schlauchbootes eher mit
den Ohren als mit den Augen verfolgen. Anhand eines leisen
Brummens. Es bewegte sich auf die Mitte der kleinen Bucht
zu. Dann verstummte der Außenborder. Gedämpfte Gesprächsfetzen wehten zu uns herüber. Ein leises Platschen,
danach war alles still.
»Sie taucht jetzt auf zwanzig Meter Tiefe«, erklärte mir
Hooker. »Das heißt, sie braucht zwei Minuten, um runterzukommen, und eine Minute zum Auftauchen. Und sie hat wahrscheinlich eine gute Stunde Zeit zum Arbeiten. Nachdem sie
das Gold mit Hebeballons aufsteigen lässt, kannst du an den
hellen Flecken erkennen, wann sie wieder hochkommt.«
Vierzig Minuten später blubberten die Hebeballons wie riesige Marshmallows an die Oberfläche, und wenig später erschien ein Licht an der Außenwand des Schlauchbootes.
Hooker hatte ein Walkie-Talkie von der Happy Hooker mitgenommen, das jetzt zum Leben erwachte.
»Sie muss noch mal runter«, hörte ich Bill sagen. »Wenn
du Vanas Boot hinter die Hebeballons lenken kannst, können
wir das Gold direkt auf deine Tauchplattform laden. Ich lotse
dich über Funk. Lass die Scheinwerfer ausgeschaltet.«
Hooker ließ den Motor an, und wir lichteten Anker.
Bill war wieder am Walkie-Talkie. »Folg meinem Lichtstrahl«, sagte er. »Dann bringe ich euch hinter das Schlauchboot.«
Erst als wir das Schiff auf Position gebracht hatten, atmete
ich wieder auf.
Hooker sah mich an und grinste. »Du siehst aus, als würdest du gleich in Ohnmacht fallen.«
»Ich hatte Angst, dass wir sie überfahren. Unser Boot ist so
groß und das Schlauchboot so klein.« ;.
»Barney, Mädchen, du musst lernen, den Menschen zu vertrauen. Dein Bruder ist ein guter Kerl. Er ist ein wilder Hund,
aber wenn er auf einem Boot ist, weiß er genau, was er tut.
Wenn ich Rennen fahre, muss ich mich auch darauf verlassen,
dass meine Späher mir sagen, ob ich es durch eine Rauch- und
Flammenwand schaffen kann. Irgendwann spürst du, wem du
vertrauen kannst, und baust auf ihn.«
»Du hattest also keine Angst?«
»Ich hätte mir zweimal fast in die Hosen gemacht. Aber das
bleibt unter uns.«
Maria saß schon auf der Reling des Beibootes. Sie setzte ihre Maske und das Mundstück wieder auf. Dann reichte sie Bill
kurz beide Hände. Schließlich kippte sie rückwärts über Bord
in das schwarze Wasser und verschwand. Ich folgte Hooker an
die Tauchplattform, und wir fingen gemeinsam mit Bill an, das
an den Ballons hängende Gold aus dem Wasser auf die Plattform zu wuchten, wobei wir uns redlich Mühe gaben, die Barren nicht zu verbeulen.
»Das ist viel einfacher, als das Gold ins Schlauchboot zu
ziehen«, sagte Bill. »Ich wollte die Happy Hooker nicht in die
Bucht holen, bevor wir bereit zur Abfahrt sind. Ich weiß, dass
der Hubschrauber der Flex nach uns sucht.«
»Du hast dir doch noch nie viel aus Geld gemacht«, sagte
ich zu Bill. »Es überrascht mich, dass du dafür dein Leben
riskierst.«
»Ich riskiere mein Leben für Maria«, antwortete Bill. »Es
ist ihr Gold, nicht meines. Sie hält es für möglich, dass ihr
Vater noch am Leben ist und immer noch im Gefängnis sitzt.
Sie hofft, dass sie ihn mit dem Gold freikaufen kann.«
»Ach du Scheiße«, sagte Hooker. »Wir tun das also für einen guten Zweck? Das ist ja wie in einem schlechten Film!«
Die Hebeballons
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