Tiefer gelegt
Großvater suchte, aber ich glaube, er suchte vor
allem nach dem Gold.«
»O Mann«, sagte Hooker. »Und jetzt habe ich Castros Gold
auf meinem Schiff.«
Maria warf ihm einen scharfen Blick zu. »Das Gold auf
deinem Schiff ist mein Gold.«
»Woher wusste dein Vater, wo er nach dem Wrack suchen
musste?«
»Er hatte gehört, dass ein Fischer aus Playa el Morrillo Fische an einem Wrack in dieser Bucht fing. Sobald mein Vater
von einem Wrack hörte, ging er der Sache auf den Grund.
Ganz egal, wo es lag.«
Hooker ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier heraus. »Sonst noch jemand?«, fragte er.
Bill nahm eines. Maria und ich lehnten ab.
»Wenn ich das Gold geborgen hätte, solange ich noch auf
Kuba lebte, hätte es mir nichts genützt«, erklärte Maria. »Dann
wäre sofort die Regierung gekommen und hätte es mir weggenommen. Möglicherweise hätten sie mich wie meinen Vater
ins Gefängnis geworfen. Deshalb bin ich nach Miami gekommen und habe dort nach jemandem gesucht, der mir helfen
kann.«
»Und dieser Jemand bin ich«, mischte sich Bill ein.
Maria lächelte Bill an. »Auch wenn ihn niemand für einen
Helden halten würde.«
Bill legte schützend den Arm um Maria, und sie lehnte sich
an ihn. Es war eine schlichte Geste, die aber überraschend
zärtlich wirkte.
»Ich bin verliebt«, erklärte Bill mir und Hooker.
Ich lächelte Bill und Maria an und wünschte ihnen nur das
Beste, aber der Satz kam mir allzu bekannt vor. Bill verliebte
sich leicht. Und oft. Als ich diese Erklärung zum ersten Mal
von Bill gehört hatte, war er gerade mal vier Jahre alt gewesen. Carol Lazar hatte ihm einen kurzen Blick auf ihr Höschen
gewährt, und daraufhin hatte sich Bill in sie verliebt. Seither
hatte Bill eine Menge Blicke auf die verschiedensten Höschen
erhascht und sich jedes Mal neu verliebt. Ich hätte es schön
gefunden, wenn Bill irgendwann die richtige Frau gefunden
hätte, an die er sich länger binden konnte, aber zumindest war
sein Liebesleben bis dahin wirklich von Liebe geprägt.
Hooker lächelte Bill ebenfalls an. Schwer zu sagen, ob
Hookers Lächeln zynisch oder neidisch war.
»Auf die Liebe«, verkündete Hooker. Und nahm einen tiefen Schluck Bier.
»Was war das für ein Schrei, bevor die Leitung unterbrochen wurde?«, fragte ich Bill.
»Da legten wir gerade ab, und der Nachtwächter tauchte
mit einer Waffe in der Hand auf. Wahrscheinlich hat er gedacht, wir wollten das Boot stehlen.«
»Man stelle sich vor«, kommentierte Hooker.
»Der Wachmann ist tot«, eröffnete ich Bill. »Er wurde eine
Stunde nach eurer Abfahrt erstochen. Eure beiden Apartments
wurden jeweils zweimal durchsucht. Einmal von zwei kubanischen Jungs. Und einmal von zwei Weißen. Der eine Weiße
trägt Schwarz und hat gegeltes Har. Der Gegelte hat Hooker
und mir gedroht, uns umzubringen, wenn wir weiter nach dir
suchen. Außerdem wurde ich von einem Mutanten namens
Hugo überfallen, der mich entführen wollte, um mich eventuell gegen dich einzutauschen. Hugo arbeitet für Salzar. Und
Hugo hat mich wissen lassen, dass du etwas besitzt, das Salzar
gehört. Ich nehme an, er meinte Maria damit. Ach ja, und sie
haben Mom angerufen und eine Nachricht für dich hinterlassen. Das sind so ziemlich die entscheidenden Punkte.«
»Dann wäre da noch dein Computer«, sagte Hooker zu Maria. »Auf dem du im Internet nach Gold und Sprengköpfen
recherchiert hast. Das mit dem Gold ist mir klar. Vielleicht
kannst du uns auch das mit den Sprengköpfen erklären?«
»Das gehörte mit zu dem Gerücht. Dass außer dem Gold
noch eine ganz neue Waffe auf dem Schiff von meinem Großvater gewesen war. Meine Mutter hat mir erzählt, mein Vater
hätte immer befürchtet, dass das stimmen könnte. Mein Vater
hatte ihr erzählt, nicht weit von dem Gold entfernt würde ein
Behälter liegen. Er sagte, das Ding sähe so aus, als könnte es
in Wirklichkeit eine Bombe sein. Er wollte nicht, dass Castro
diese Waffe in die Hände bekam, deshalb erzählte er niemandem davon. Als sie ihn mitnahmen, sagte er meiner Mutter,
dass er niemals verraten würde, wo das Wrack lag. Meine
Mutter malte mir ein paar der Zeichen auf dem Behälter auf,
und ich habe versucht, im Internet etwas darüber zu finden,
aber ich konnte nichts entdecken.«
»Ihr taucht jetzt schon seit ein paar Tagen«, sagte Hooker.
»Liegt der Kanister immer noch da unten?«
Maria nickte. Ernst. »Ja.«
»Wissen wir, in welcher Beziehung Salzar und Calflex zueinander stehen?«,
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