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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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es auf dem Boot gelassen. Das Boot liegt an dem Steg
direkt hinter dem Haus.« Seine Augen wurden feucht. »Ich
liebe sie, Barney. Ich liebe sie wirklich. Es wird doch alles gut
werden, oder?«
»Klar, es wird alles gut werden.«
»Wir holen sie da raus, okay?«, fragte Bill.
Ich nickte und wiederholte mit erstickter Stimme: »Wir holen sie da raus.«
10 

W
ährend der Polizist mit Bill redete, sprach ich mit
    Bills Arzt. Falls Bills Zustand stabil blieb, würde er
morgen entlassen werden. Er hatte eine Fleischwunde im
Oberarm, und die Kugel in seiner Brust hatte zwar eine Rippe
zerschossen, aber ansonsten keinen größeren Schaden angerichtet. Bill hatte Glück gehabt … soweit man von Glück reden kann, wenn man von zwei Kugeln getroffen wird.
    Die Miene des Polizisten zeigte keine Regung, als er aus
Bills Zimmer kam. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er besonders glücklich war. Er hatte es mit einer Entführung und
einer Schießerei ohne jedes Motiv zu tun. Er brauchte kein
Genie zu sein, um sich auszurechnen, dass die Story Löcher
hatte.
    Ich hätte ihm erzählen können, dass Salzar mich entführt
und bedroht hatte. Ich hätte ihm erzählen können, dass Salzar
Fotos von Bill und Maria hatte. Das Problem war, dass ich die
Fotos nicht besaß. Was die Entführung anging, stand Salzars
Wort gegen meines und das von Hooker. Und unser einziger
Zeuge war ein Typ, der eine millionenschwere Yacht in die
Luft gejagt hatte.
    Alles in allem wollte ich lieber nicht mit der Polizei sprechen. Ganz zu schweigen davon, dass meine jüngsten Erfahrungen mit der Polizei nicht gerade ermutigend waren. Viel
lieber wollte ich Bill aus seinem Bett zerren und ihn irgendwohin bringen, wo er in Sicherheit war. Und dann einen Plan
schmieden, wie sich die ganze Situation entschärfen ließ.
    Wir blieben bis um neun. Bill war wieder sediert worden
und eingenickt. Hooker und ich schleppten uns aus dem Krankenhaus auf den Parkplatz.
    »Dieser Tag kommt auf meine persönliche Hitliste der beschissensten Tage«, sagte Hooker. »Und davon hatte ich schon
eine ganze Reihe. Natürlich wird bei einem NASCAR-Rennen
nur selten jemand erschossen, aber dafür wird umso öfter jemand verletzt oder stirbt. Daran gewöhnt man sich nie.«
    »Warum fährst du überhaupt Rennen?«
»Kann ich dir nicht sagen. Wahrscheinlich, weil ich nichts
anderes gelernt habe. Und weil ich gut darin bin. Früher glaubte ich, dass ich unbedingt berühmt werden wollte, aber inzwischen weiß ich, dass es nur nervig ist, berühmt zu sein. Ich
könnte sagen, ich mache es des Geldes wegen, aber davon
habe ich inzwischen ehrlich gesagt genug. Trotzdem fahre ich
weiter. Verrückt, wie?«
»Du stehst drauf.«
Hooker grinste. Jungenhaft. In Anerkennung einer schlichten Wahrheit. »Ja, ich steh drauf.«
»Du bist ein guter Rennfahrer.«
»Ich dachte, du schaust dir keine Autorennen an.«
»Ich war letztes Jahr in Richmond. Du warst phantastisch.«
»Verdammt. Jetzt bin ich total von der Rolle. Ich bin es
nicht gewohnt, dass du nett zu mir bist.«
»Du hast ein kurzes Gedächtnis. Immerhin habe ich deine
Pfeilwunde geküsst.«
»Ich dachte, das wäre ein Mitleidskuss gewesen. Schließlich sah ich erbärmlich aus.«
»Das schon, aber ich war trotzdem nett zu dir.«
Wir stiegen in den verbeulten Mini, und Hooker fuhr nach
Süden ins Stadtzentrum.
»Ich war nicht oft in Naples, aber das Haus müsste ich
schon finden«, sagte Hooker. »Bill hat mir den Weg beschrieben.«
An der Fifth Avenue bog Hooker rechts ab und fuhr an ein
paar Straßenblocks voller Restaurants und Shops vorbei. Passanten schlenderten durch die Kunstgalerien oder saßen an
Tischen im Freien und aßen. Hier ging es weit weniger hektisch zu als in South Beach. Die Menschen waren seriöser
gekleidet. Um die Palmen waren Girlanden mit kleinen Glühbirnchen gewickelt. Und die Autos wirkten teurer.
Wir bogen links ab auf den Gordon Drive und verfolgten,
wie die Häuser immer größer wurden, je weiter wir nach Süden kamen. Keine Restaurants oder Läden mehr. Keine Hochhäuser mit Apartments mehr. Über Straßen hinweg nur noch
teure Villen und professionell gepflegte Gärten. Hinter den
Häusern lag rechts von uns der Golf von Mexiko.
Als wir beim Port Royal Beach Club ankamen, bog Hooker
noch mal links ab in ein Viertel voller gewundener Straßen,
die dem Verlauf einiger künstlich angelegter Kanäle folgten.
Die Hälfte der Häuser waren Villen im Rancherstil der siebziger Jahre,

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